5. Sinfoniekonzert: Vivaldis 5. Jahreszeit

Lübeck: Archiv - 09.02.2025, 18.00 Uhr: Das hätte Antonio Vivaldi sich vor drei Jahrhunderten nicht träumen lassen, dass seine „Die vier Jahreszeiten“ einmal zur beliebtesten Komposition der „klassischen“ Musik würden. Dem unendlich strapazierten Werk hilft nun das slowakische Janoska-Ensemble auf die Sprünge – und erntet mit seiner Version auch mit den Lübecker Philharmonikern unter GMD Stefan Vladar riesige Begeisterung: Das Sonntagskonzert in der MuK war fast ausverkauft bis hinauf in den Orchesterrang.

Die Brüder Janoska – Ondrej und Roman (Violinen) sowie Frantisek (Klavier) – und Julius Darwas (Kontrabass) rissen samt den Philharmonikern in kleiner Besetzung das Auditorium immer wieder zu begeistertem Beifall hin. Denn Frantisek Janoska hat Vivaldi um Melodik „erweitert“ und den jeweils drei Sätzen romantische Arrangements verpasst. So sind im „Frühling“-Satz groovende Vögel, werden die Janoskas zum Slow-Jazz-Quartett, kommt Irish Folk aus der Puszta – und scheint der Abbé Vivaldi dabei lächelnd über die Brüstung zu schauen.

Im „Sommer“ spielt Pianist Frantisek Janoska mit den Synkopen in bester Oscar Petersen-Manier und hat Bassist Julius Darwas ebenfalls ein Solo, das an den legendären Ray Brown erinnert – so gut ist das klassisch ausgebildete Quartett auch im anderen Metier. Doch bleibt alles Vivaldi treu, selbst wenn es einmal „Carribean Vibes“ heißt. Bei alledem lassen Vladar und die Philharmoniker-Schar den Janoskas den Vortritt.

Aus dem „Herbst“ wird erst eine sentimental journey, dann ein rhythmischer Tanz auf Vivaldi-Noten. Ondrej Janoska flüstert Flageoletts auf seiner Violine und im Zwischenspiel haben die fünf philharmonischen Holzbläser Gelegenheit, ihre Farben einzubringen und Stimmungen zu zaubern sowie Matthias Krebber seine Trompete glänzen zu lassen. Im „Winter“ wird Vivaldi in einem wirkungsvollen Miteinander regelrecht „aufgemischt“, wandelt sich Barock in Romantik, bis wieder die Vivaldi-Staccati von den Ohrmuscheln Besitz ergreifen.

Stefan Vladar, oftmals auf Warteposition, leitet umsichtig und klar die Schar seiner getreuen Philharmoniker, die ihrer Freude an dieser eigenwilligen Partitur mit Präzision Ausdruck geben. Stets gelassen führt Ondrej Janoska (Violine) die Musikerschar, während Roman Janoska sein Instrument zu Kapriolen reizt und Julius Darwas am Bass gelegentlich die ganze Skala turnt. Im Mittelpunkt sitzt Frantisek Janoska: Er hat die Komposition nicht nur um viel Melodie und Rhythmus bereichert, sie quasi zu einer 5. Jahreszeit gemacht, sondern ein riesiges Pensum als Pianist – er schon macht die Aufführung zu etwas Besonderem. (Wiederholung am Montag, 10. Februar, 19.30 Uhr in der MuK.)

Das Janoska Ensemble im Zusammenspiel mit dem Philharmonischen Orchester der Hansestadt Lübeck bekam vom Publikum viel Beifall. Foto: Andreas Bitesnich

Das Janoska Ensemble im Zusammenspiel mit dem Philharmonischen Orchester der Hansestadt Lübeck bekam vom Publikum viel Beifall. Foto: Andreas Bitesnich


Text-Nummer: 170917   Autor: Güz.   vom 09.02.2025 um 18.00 Uhr

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