Ein schönes NDR-Konzert
Lübeck: Was das NDR-Elbphilharmonie-Orchester in seinem 6. Saison-Konzert bot, war ein Wohlfühl-Programm: Ludwig van Beethoven und Robert Schumann, dazu ein kurzes Werk der französischen Romantikerin Louise Farrenc. So war die MuK auch einmal besser besucht als sonst beim Auftritt der Hamburger, und das Publikum wollte einen schönen Abend erleben.Am Pult stand Anja Bihlmaier – nicht zum ersten Mal in der MuK: Im Juli 2017 dirigierte sie, damals Erste Kapellmeisterin in Kassel, die Lübecker Philharmoniker bei ihrem Bewerbungskonzert um die vakante GMD-Position. (Die erhielt 2019 Stefan Vladar.) Nun ist Bihlmaier Chefin des Residentie Orkest in Den Haag seit 2021 und kann eine ansehnliche Zahl von Gastdirigaten in aller Welt vorweisen. Hier stellte sie sich, im grünen Damenfrack, als Energiebündel vor mit akribischer Zeichengebung und stets genauem Blickkontakt zur jeweiligen Orchestergruppe.
Sie begann mit der Ouvertüre Nr. 2 Es-Dur von Farrenc (deren 1. Ouvertüre die Lübecker Philharmoniker im Sonderkonzert Ende Januar vorgestellt hatten): Nach ein wenig pathetischen Fanfarenstößen wanderten die Melodien durch Streicher und Bläser, fanden sich im melodiösen Tutti: Bihlmaier hieß die Elbphilharmoniker die sieben Minuten so munter und unproblematisch spielen, wie die Noten es vorgaben.
Es folgte Beethovens 4. Klavierkonzert in einer vom Rezensenten noch nicht vernommenen Interpretation. Der spanische Pianist Javier Perianes (Jahrgang 1978) nahm es so weich, dass Bihlmaier – in stetem Seitenblick auf die Tasten – Mühe hatte, Spannung aufzubauen und sie zu halten. Die Dirigentin stellten auch Perianes' Temporückungen vor Probleme, die eigenwillig gesetzten Akzente in der Kadenz verließen den Zusammenhang und berührten nicht. Im Andante schien Perianes, umgeben von festem Streicherstrich, sich an ein Chopin-Nocturne anzulehnen, und im Rondo wies er auf Mendelssohn. Dirigentin und Orchester stellten sich mit gelegentlich diffusem Klangbild darauf ein.
Schumanns 2. Sinfonie ist Romantik pur. Anja Bihlmaier erfasste sie akribisch, allerdings mit einer Dynamik, dass vor soviel Druck der Ausdruck zu kurz kam. Die Elbphilharmoniker reagierten exakt im zügigen Vivace wie auch in der zelebrierten Idylle des Adagios. Ebenfalls frisch, fröhlich und stramm hatten alle dann die Zielgerade des Allegro molto vivace vor Augen – auch hier nicht immer homogen, aber das Auditorium beeindruckend. Das bedankte sich für einen schönen, allein Kenner weniger überzeugenden Abend mit großem Beifall.

Für das NDR-Elbphilharmonie-Orchester gab es in der Lübecker MuK viel Beifall.
Text-Nummer: 171189 Autor: Güz. vom 22.02.2025 um 16.29 Uhr