Feine philharmonische Kammermusik
Lübeck: Im 5. Kammerkonzert der Lübecker Philharmoniker dominierte die Romantik: Vor erfreulich großem Publikum im Großen Saal der Gemeinnützigen gab es Kompositionen der Klassik und Romantik – und dabei die „personelle“ Steigerung vom Trio zum Quintett mit Werken von Mèlanie Bonis, Wolfgang Amadeus Mozart und Ralph Vaughan Williams.„Gesetzt“ waren Primaria Evelyne Saad, Cellist Fabian Schultheis und Pianist Stefan Vescovic (als Gast von der Musikhochschule). Sie begannen mit „Soir et Matin“ op. 76 von Mélanie Bonis (1858-1937). Im Zuge der „Rehabilitierung“ von Komponistinnen spiegelten die Interpreten Stimmungen dieser beiden Tageszeiten: Zurückhaltend führte Saad, Debussy schimmerte unter Vescovic' Tasten, Schultheis fungierte als „Vermittler“. Besonders schön atmete der Morgen mit den perlenden Läufen des Pianisten.
Zu Mozarts g-Moll-Klavierquartett KV 478, einer Krönung der Gattung, gesellte sich nun Vera Dörmann (Viola). Hier konnte Vescovic der Melodie-Hand vertrauen, auch wenn er und die drei Streicher dem Allegro ein „molto“ hinzufügten, was ihm in der trockenen Akustik des Saals nicht recht bekommen wollte. Nach zu zögerlichem Andante boten die Vier das Rondo in der Mozart-typischen “neckischen“ Frische und trafen den Ausdruck zwischen Frage-und-Antwort-Spiel und den sinnenden Passagen.
Die Rarität des Klavierquintetts von Ralph Vaughan Willams (1872-1958) wurde zum Höhepunkt das Abends. Der Komponist hatte seinem epigonalen Werk nicht vertraut und es wie manch anderes zurückgehalten – aber seine Witwe gab es frei und damit auch einer besonderen Besetzung eine Chance: Nun fügte sich Dagmar Labusch (Kontrabass) ins Geschehen und dem Abend die besondere Note hinzu. Eingangs geht die Melodie durch die Streicher, bis das Klavier zur Besinnung ruft und der Komponist sein ganzes satztechnischen Können zeigt. Im Andante gab nun Vescovic die versonnene Linie vor, Saad spielte ihre Führungsqualitäten aus, ausdrucksvoll sorgten Dörmann, Labusch und Schultheis für ein flexibles Fundament. In der „Fantasia“ leitete der Pianist die Streicher durch sommerliche Gefilde bis zu einem langen finalen Crescendo. Das klang so stimmig, dass der Beifall am Ende stark und hochverdient war.

Das Konzert der Lübecker Philharmoniker in der Gemeinnützigen bekam viel Beifall.
Text-Nummer: 171340 Autor: Güz. vom 02.03.2025 um 15.56 Uhr