Volles Haus im Lübecker Hauptausschuss

Lübeck: Die Sitzung des Hauptausschusses der Lübecker Bürgerschaft am Dienstag war ungewöhnlich stark besucht. Grund waren zwei Anfragen der CDU, die in den vergangenen Tagen für viele Diskussionen sorgten. Harald Denckmann hat den Ausschuss besucht und schildert seine Eindrücke.

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Die langjährige Kommunalpolitikerin Katjana Zunft hatte zusammen mit Organisationen und Parteien einen Brief an die CDU vorbereitet.

Die Rathausbediensteten rieben sich die Augen. Die sonst eher gemächlich verlaufende Hauptausschusssitzung verlief am Dienstagnachmittag diesmal ein wenig turbulenter. Zahlreiche Demonstranten hatten sich eingefunden um ihren Protest gegen die in den letzten Tagen vieldiskutierte Anfrage des CDU Politikers Andreas Zander zum Ausdruck zu bringen. Viele Stellungnahmen dazu liefen in den vergangenen Tagen in den Redaktionen ein. Der Börsensaal im Rathaus platzte daher vor Sitzungsgästen aus allen Nähten, Sicherheitspersonal war auf den Gängen vertreten. Stellvertretend für alle Initiativen hatte das langjährige Bürgerschaftsmitglied Katjana Zunft einen Protestbrief dabei, der an die "sehr geehrte CDU Fraktion in der Lübecker Bürgerschaft" gerichtet war. Öffentlichkeitswirksam sollte der an den Fraktionsvorsitzenden und Hauptausschussvorsitzenden Christoper Lötsch übergeben werden. Der stellte zunächst klar, dass Briefe zu Anfragen von Ausschussmitgliedern in den Regularien nicht vorgesehen sind, lenkte dann aber doch ein.

Der Verfahrenskniff einer kurzen Unterbrechung der Sitzung erlaubte die Übergabe einer Stellungnahme, die von fast 40 Organisationen unterschrieben war, darunter Amnesty International, die Lübecker SPD und weitere Parteien, die IG-Metall und Ver.di.

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Dann fand auch noch eine engagierte Debatte in der Sache statt. Die Fraktionsgemeinschaft Die Linke / GAL und das fraktionslose Bürgerschaftsmitglied Gregor Voht von den Freien Wählern hatten einen Antrag eingebracht, in dem sie forderten, dass die Lübecker Schulvertretungen "für ihr Engagement für die Demokratie, Vielfalt und Menschenrechte sowie gegen Rechtsextremismus" geehrt werden sollten. Das sollte im Rahmen eines Festaktes im Rathaus vom Stadtpräsidenten und vom Bürgermeister organisiert werden. Dazu gab es einen Änderungsantrag von CDU, den Grünen und der FDP, der einmal den Adressatenkreis der Jugendlichen erweiterte und die Ehrung für "Engagement für Demokratie, Menschenrechte, Pluralismus und Vielfalt sowie gegen Extremismus" anregte.

Daran entzündete sich eine lebhafte Debatte, denn die ursprünglichen Antragsteller wollten gerade das Eintreten der Jugendlichen gegen Rechtsextremismus, und nicht nur gegen Extremismus aller Art gewürdigt wissen. Juleka Schulte-Ostermann und Gregor Voht warben leidenschaftlich für ihre Version und die Anfrage von Andreas Zander wurde in der laufenden Debatte immer wieder thematisiert. Letztlich konnten die Antragsteller sich aber mit ihrer Fassung nicht durchsetzen. Der Änderungsantrag mit der Formulierung "gegen Extremismus" wurde am Ende mit 10 zu 4 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen.

Noch vor den Sommerferien sind Bürgermeister und Stadtpräsident daher gebeten Jugendliche einzuladen, die sich für Demokratie, Menschenrechte, Pluralismus und Vielfalt und gegen Extremismus jeglicher Art einsetzen. Dieser Einsatz soll in angemessener Weise gewürdigt werden. Renate Prüß von der SPD ahnte, dass das mit leichten Schwierigkeiten behaftet sein könnte. Die Jugendlichen dürften nicht das Gefühl bekommen, gab sie zu bedenken, dass sie zum Spielball unterschiedlicher Interessen der Lübecker Parteien gemacht werden.

Im Original-Ton hören Sie ein Interview von Harald Denckmann mit Juleka Schulte-Ostermann von der GAL.

In einer Unterbrechungspause konnte Katjana Zunft an den Ausschussvorsitzenden Christopher Lötsch übergeben. Fotos, O-Ton: Harald Denckmann

In einer Unterbrechungspause konnte Katjana Zunft an den Ausschussvorsitzenden Christopher Lötsch übergeben. Fotos, O-Ton: Harald Denckmann


Hier hören Sie den Originalton:

Text-Nummer: 171537   Autor: Harald Denckmann   vom 12.03.2025 um 08.56 Uhr

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Kommentare zu diesem Text:

Barny

schrieb am 12.03.2025 um 09.52 Uhr:
Wie peinlich,

nur gegen "Rechtsextremismus" zu scandieren,

während anderer "Extremismus" wohl von einigen toleriert wird.

Ein Glück, das die meißten Mitglieder der Bürgerschaft das verhindert haben.

Herr Zander hat mit seiner Anfrage richtig gehandelt, wie der Aufschrei der Betroffenen hier zeigt!

Gegen das Volk gerichtete Politik mit dem Ziel die Gesellschaft zu spalten darf nicht hingenommen werden!

Michel

schrieb am 12.03.2025 um 10.53 Uhr:
Fernab der Sachlichkeit

nach dem Motto wenn ausreichend Organisationen mit im Boot sind, dann ist das
vollkommen in Ordnung und Nachfragen sind damit verboten, obwohl sie im Gesetz
als legitimes Mittel verankert sind, das dürfte den demokratischen Spielregeln nicht entsprechen.

Alle NGO´s könnten lächelnd ein Statement abgeben und wenn sie nichts zu verbergen haben wie gewohnt ihre Tätigkeiten fortsetzen, was hätten sie zu befürchten ?

Wenn die Vertreterin Juleka Schulte-Osterman von der GAL im Interview die Anfrage aus den Reihen der CDU als unterschwellige Drohung auffasst, ist das ihre Interpretation und entbehrt der gebotenen Sachlichkeit. Mit unterschwelligen Vermutungen kann man auch Politik aus der Glaskugel betreiben.

Die Gefahr für unsere Demokratie geht nicht nur von Rechtsradikalen aus, sondern auch von Linksradikalen und deren Sympathisanten.

Die Stimmenzuwächse der rechten und linken Parteien generieren sich großteils aus der Abwanderung der Ampelparteienwähler, die es nicht schafften das rechte Spektrum einzudämmenund das macht mir Angst vor der Zukunft und mich ärgert die unsachliche Diskussion inder Bürgerschaft, Weiter so war gestern !!! Gemeinsam und sachlich ist angesagt um den Spaltungen vorzubeugen.

Ich will in keinem Land und keiner Stadt aufwachen, die von strammen Rechten oder ultra Linken regiert wird, weil die Mitte sich in Kleinkriegen verzettelt und Raum für die anderen schafft ohne es zu merken.

gordon zöllner

schrieb am 12.03.2025 um 11.10 Uhr:
Vollkommen ok ,Herr Zander, bleiben Sie am Ball !!!

Angela Mahn

schrieb am 12.03.2025 um 11.12 Uhr:
Renate Prüß, Mitglied des SPD-Fraktionsvorstandes sagt: „Die Organisationen haben sich aber gar nicht parteipolitisch positioniert, wie die CDU es den Organisationen hier unterstellen will. Wieso die CDU ein solches Engagement für Demokratie und gegen rechts als gegen die CDU gerichtet versteht, kann sie wohl nur selbst beantworten“, erklärt Renate Prüß, Mitglied des SPD-Fraktionsvorstandes. „Statt eine solch unwürdige und beschämende Anfrage zu stellen, sollten wir in Lübeck lieber Stolz darauf sein, dass sich die Lübecker Zivilgesellschaft derart gemeinsam für unsere Demokratie einsetzt.“

Die Parole „Ganz Lübeck hasst die CDU“ stammt aus einer Demonstration am Rathausmarkt, und ist eine direkte politische Kampfansage, die mit demokratischem Engagement wenig zu tun hat.

Wenn die SPD-Fraktion oder Parteimitglieder an einer Demonstration teilnehmen, auf der eine solche Parole verbreitet wird, stellt sich die Frage, ob Sie sich davon distanzieren oder diese Art von Rhetorik mittragen.

Gerade wenn es um den Schutz der Demokratie geht, sollte eine klare Abgrenzung zu Hassparolen jeglicher Art erfolgen – unabhängig davon, gegen wen sie sich richten. Es wäre also durchaus berechtigt, Frau Prüß zu fragen, ob sie diese Form der Auseinandersetzung für demokratisch und angemessen hält und wie sie die Beteiligung von SPD-Mitgliedern an dieser Demonstration bewertet.

Manfred Mann

schrieb am 12.03.2025 um 12.14 Uhr:
Was ist denn jetzt mit den Anfragen? Werden die noch beantwortet oder wurden die niedergebrüllt?

Andreas Skusa

(eMail: andreas.skusa@gmx.de) schrieb am 12.03.2025 um 15.04 Uhr:
Demokratisch gegen Rechts- und Linksextremismus!

Powow

schrieb am 12.03.2025 um 16.24 Uhr:
gruselige Kommentare.. passt aber zum Antrag vom Zander.

wenn viele Menschen in Lübeck gegen die CDU demonstrieren, könnte man auch mal Selbstreflexion anwenden und überlegen wieso das so ist, anstatt die Organisatoren der Demo anzugreifen. Das ist peinlich und undemokratisch.

Klaus Pietschmann

(eMail: pietschmann.klaus@web.de) schrieb am 12.03.2025 um 20.32 Uhr:
Wer Sachlichkeit sucht, sollte sich mit Herrn Gregor Voht unterhalten.
Mann erfährt etwas anderes, als Opportunismus in eigener Sache.

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