Fraktion Linke und GAL fordert klare Kante gegen rechts

Lübeck: Am Dienstag, 11. März 2025, verfolgten rund 75 Gäste die Sitzung des Hauptausschusses. Anlass war eine Anfrage des CDU-Mitglieds Andreas Zander nach „politischer Neutralität staatlich geförderter Organisationen“ (wir berichteten). Die Fraktion Linke und GAL stellt ihre Position in einer Mitteilung klar.

Wir veröffentlichen die Mitteilung der Fraktion Linke und GAL im Wortlaut:

(")In der Anfrage werden namentlich über 70 Unterstützende zweier Mahnwachen gegen den Fall der Brandmauer aufgelistet. Zu den namentlich Gelisteten gehörten auch verschiedene Schulvertretungen Lübecks. Diese Anfrage sorgte weit über Lübeck hinaus für große Empörung.

Die Fraktion Linke & GAL kritisiert die CDU-Anfrage als Versuch, Engagierte gegen rechts zu diskreditieren und einzuschüchtern – insbesondere die Kinder und Jugendlichen in den Schulvertretungen. Deshalb stellte Hauptausschussmitglied Juleka Schulte-Ostermann (GAL) einen Antrag, dass der Bürgermeister und der Stadtpräsident noch vor den Sommerferien Kinder und Jugendliche Lübecker Schülervertretungen zu einem Festakt ins Rathaus einladen, um ihr „Engagement für Demokratie, Vielfalt, Menschenrechte und gegen rechts“ zu ehren.

„Kinder und Jugendliche in Lübecker Schulvertretungen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Stärkung demokratischer Werte und zur Bekämpfung rechtsextremer Tendenzen“, erklärt die GAL-Politikerin. „Doch anstatt dieses Engagement zu würdigen, erleben wir gerade das Gegenteil: Die Anfrage aus den Reihen der CDU Lübeck stellt das demokratische Engagement junger Menschen infrage. Das ist nicht nur inakzeptabel, sondern sendet auch ein fatales Signal. Gerade in Zeiten, in denen rechtsextreme Strömungen in Deutschland wieder an Einfluss gewinnen, ist es unsere Pflicht, diejenigen zu schützen und zu stärken, die sich aktiv für unsere Demokratie einsetzen“, so Juleka Schulte Ostermann. „Mit unserem Antrag wollen wir ein klares Zeichen setzen: Lübecks Verwaltung und ehrenamtliche Kommunalpolitik stehen hinter ihren jungen Demokraten. Wir fördern eine lebendige und wehrhafte Demokratie und verwehren uns gegen Versuche, junge Menschen aufgrund ihres Engagements gegen rechts zu diskreditieren oder einzuschüchtern.“

Doch statt dem Antrag zuzustimmen, brachten Grüne, CDU und FDP („Jamaika“) kurzfristig einen Änderungsantrag ein und ersetzten mit ihrem Änderungsantrag das Wort „Rechtsextremismus“ durch „Extremismus“ und strichen komplett „gegen rechts“.

Während der Diskussion im Hauptausschuss stellt Juleka Schulte-Ostermann klar: „Der Änderungsantrag von CDU, Grünen und FDP erfüllt mich mit großer Sorge, denn er verkennt das eigentliche Problem. Unser Antrag unterstreicht unverkennbar den politischen Willen, sich der größten Bedrohung unserer Demokratie – nämlich der von rechts – entschieden entgegenzustellen. Seit Jahren belegen Daten und Fakten und auch die Geschichte, dass Rechtsextremismus die größte Gefahr für Demokratie und Vielfalt ist - eine Gefahr, die sich in Angriffen, Drohungen und Gewalt äußert. Indem in dem Änderungsantrag „Rechtsextremismus“ durch den allgemeinen Begriff „Extremismus“ ersetzt wird, wird die Bedrohungslage verharmlost und die aktuelle Gefahr von rechts relativiert. Das ist inakzeptabel. Auch reagiert unser Antrag direkt auf die CDU-Anfrage, die – nach unserer und öffentlicher Wahrnehmung – das Engagement von Schulvertretungen gegen rechts verunglimpfen und Kinder sowie Jugendliche einschüchtern will. Mit unserem Antrag stellen wir uns eindeutig hinter die Schulvertretungen, die durch die CDU-Anfrage im Hauptausschuss Ziel eines politischen Angriffs geworden sind.

Der Jamaika-Änderungsantrag bleibt dagegen bewusst vage, vermeidet eine klare Position gegen rechts, ignoriert den Angriff auf die Kinder und Jugendlichen und vermeidet ein klares Signal der Unterstützung“, so Juleka Schulte-Ostermann. Sie erinnerte im Ausschuss auch noch einmal an die Morddrohung aus dem rechten Spektrum, die das queere Jugendzentrum Lambda::Nord in Lübeck erst vor wenigen Wochen erhalten hat. „Auch diese Bedrohung kam nicht von einem vagen „Extremismus“, sondern klar von rechts."

Unterstützung erhielt die GAL-Politikerin von Gregor Voht (Freie Wähler), der Mitantragsteller wurde. Auch die SPD im Hauptausschuss sowie Bruno Böhm vom Seniorenbeirat und Aydin Candan vom Forum für Migranten sprachen sich für den Originalantrag aus. Doch vergeblich – CDU, Grüne und FDP hielten an ihrem verwässerten Antrag fest und stimmten mit ihrer Mehrheit für die Empfehlung an die Bürgerschaft.

„Die Gründe für den Jamaika-Änderungsantrag sind für mich mehr als offensichtlich“, erklärt Juleka Schulte-Ostermann. „Von CDU und FDP war nichts Anderes zu erwarten. Die Grünen dagegen bleiben eine bittere Enttäuschung. Sie haben sich mit ihrer Kooperation in eine politische Abhängigkeit von der CDU begeben und wollen unter keinen Umständen gegen ihren CDU-Partner stimmen – selbst, wenn es um den Schutz von Kindern und Jugendlichen geht, die sich gegen rechts engagieren. Anstatt die CDU für ihre Angriffe auf junge Demokraten in die Verantwortung zu nehmen, ziehen die Grünen es vor, den Antrag weichzuspülen – auch wenn es sie erneut ihre politische Glaubwürdigkeit kostet.“

Für Andreas Müller, Vorsitzender der Fraktion Linke & GAL ist die Lage eindeutig: „Der Änderungsantrag ist ein Zugeständnis der Grünen an CDU und FDP. Ohne den Antrag meiner Fraktionskollegin wäre von Jamaika gar nichts zum Schutz der jungen Menschen in der Schulvertretung gegen den Angriff aus den Reihen der CDU gekommen. Warum stimmten nicht alle Fraktionen inklusive Grüne einfach zu, wenn auch sie sich von der diffamierenden Anfrage des CDU-Mitglieds Andreas Zander distanzieren wollen, wie gestern im Hauptausschuss zum Ausdruck gebracht wurde? Offenbar überwiegen für CDU, Grüne und FDP die machtpolitischen Interessen gegenüber einer klaren Positionierung „gegen rechts“ und „Rechtsextremismus“. Der weichgespülte Änderungsantrag soll der CDU eine weiße Weste verleihen, damit die Grünen an ihrem Kooperationspartner festhalten können.“

„Wir werden, wenn es in der Bürgerschaft erneut um das Thema geht, an unserer Antragsformulierung „Rechtsextremismus und gegen rechts“ festhalten. Wir wollen ein klares Zeichen der Solidarität mit jungen Menschen setzen, die sich genau dagegen in Lübeck engagieren und dafür mit der Anfrage aus den Reihen der CDU angegriffen wurden. Denn die größte aller Demokratiegefährdungen – die von rechts - muss klar benannt werden“, machen Juleka Schulte-Ostermann (GAL) und ihr Fraktionskollege Andreas Müller (Die Linke) abschließend deutlich.(")

Die Fraktion Linke und GAL stellt ihre Position in einer ausführlichen Pressemitteilung klar. Foto: Harald Denckmann

Die Fraktion Linke und GAL stellt ihre Position in einer ausführlichen Pressemitteilung klar. Foto: Harald Denckmann


Text-Nummer: 171561   Autor: Linke/GAL/red.   vom 12.03.2025 um 14.44 Uhr

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Kommentare zu diesem Text:

Barny

schrieb am 12.03.2025 um 16.50 Uhr:
Klare Kante gegen Extremismus wäre wohl angebrachter!

Auch bei den Fraktionen Linke und GAL!

Jean Pierre Hintze

(eMail: jp@hintze.es) schrieb am 12.03.2025 um 16.59 Uhr:
Dieser Staat braucht eine antitotalitäre Grundhaltung! Es kann nicht alles unbequeme und diskussionswürdige das Prädikat „Rechts“ bekommen.
Selbstverständlich ist Zanders Anliegen demokratisch und transparent - das Geschreie darüber und die lächerlichen Rücktrittsforderungen lassen tief blicken. Besonders in Lübeck hat sich der traditionelle Klüngel der Hanseaten nach links bis Linksaußen entwickelt - Klüngel und Filz ist aber grundsätzlich schädlich für die „Zivilgesellschaft“. Solange wir weiterhin den Rechtsstaat aufrechten erhalten wollen, müssen wir Rechte und Linke als demokratische Vielfalt akzeptieren - und uns von rechtsextremen und linksextremen Positionen abgrenzen. Wer extrem ist, entscheiden dabei nicht die Extremisten der jeweils anderen Seite, sondern im Zweifelsfall unabhängige Gerichte.
Die Anfrage der CDU ist im Interessen der Bürger - deshalb: nicht nachlassen und die Informationsfreiheit notfalls gerichtlich durchsetzen!

Manfred Vandersee

schrieb am 12.03.2025 um 19.06 Uhr:
Vielleicht sollte der inflationäre Begriff "Demokratie" definiert werden,

Andreas Skusa

(eMail: andreas.skusa@gmx.de) schrieb am 12.03.2025 um 19.18 Uhr:
Demokratisch gegen Rechts- und Linksextremismus!

Alexy

schrieb am 12.03.2025 um 20.41 Uhr:
Ich fordere "klare Kante und klare Antworten" zu Millionen, die NGO`s jedes Jahr vom Staat, also dem Steuerzahler kassieren.

Es mag sein, daß man sich von dieser Seite als moralisch überlegen ansieht, das berechtigt noch lange nicht, Millionen vom Steuerzahler abzukassieren und sich parteiisch zu verhalten ud nicht neutral.

(...)

Christian Beck

schrieb am 12.03.2025 um 23.32 Uhr:
Es gab im Januar den Dammbruch, das einseitige unnötige Aufkündigen der sogenannen Brandmauer durch Friedrich Merz. Und es war nicht nur ein Alleingang des Kanzlerkandidaten, viele der Alphamännchen der Union haben da aktiv mit darauf hingewirkt, was zu dem Eindruck führte: Es ist die Union, die mit den (...) regieren wil. Was letzlich verschiedene Emotionen ausgelöst hat. Zum einen massive Enttäuschung über die Union, die ohne Not ihr Versprechen der Brandmauer - was von Friedrich Merz nur kurz vorher selber theatralisch gefordert wurde - brach. Zum anderen Zorn darüber, dass diese Union die demokratischen Praktiken unseres Parlaments - das Werben für Mehrheiten und Ausverhandlen von Kompromissne in Ausschüssen - bereit ist aufzugeben für einen kurzen populistischen Kick, für ein Gesetz, was weder umsetzbar noch Grundrechts- oder Europarechts-konform ist. Und Angst vor dem was da kommen wird, wenn die gezeigte Normalisierung des Faschismus weiter fortschreitet. In dieser Gemürtslage haben sich die Menschen auf dem Marktplatz getroffen und ihre Emotionen in vielfältiger Art hervorgebracht. Und diese emotionallen Äußerungen müssen nicht jeden Geschmack entsprechen, sie erfüllen trotzdem einen wichtige Funktion - sie schaffen der Enttäuschung, dem Frust, der Angst ein Ventil, durch das sich die Menschen vor Ort entlasten und befreien konnten.
Die Kausalität hinter den Äußerungen nicht anzuerkennen, kommt einer Aufkündigung des öffentlichen Diskurs gleich. Es ist bestimmt unangenehm für Unionspolitiker über den Norm-Bruch zu sprechen für den sie mit einstehen, doch diesen Diskurs müssen sie aushalten und bestreiten, wenn sie wollen, dass sich die Gräben schließen. Statdessen neigen die Spitzen der Union dazu ihre Kritiker zu als "Spinner" und "Irre" zu diffamieren, während sie gleichzeitig zusammen mit der Springer-Presse das Lügengebäude eine staatlich orchestrierten Meinungsdiktatur gegen sie konstruieren. Noch schwerer wiegt dagegen die Trotzreaktion, mit der die Union im Bund und in Lübeck versucht ein Machtgefälle zu konstruieren und dadurch Druck auszuüben um die öffentliche Kritik einzudämmen. Denn in einer Demokratie ist es das Volk von dem die Macht ausgehen muss. Es ist das Recht und die Pflicht des Bürgers an der Regierung Kritik zu üben - und das muss auch nicht immer wohlfeil den Regeln des feinen Diskurses folgen (wenn denn das der Anspruch wäre, dann muss der für beide Seiten gelten insbesondere für einen Friedrich Merz und einen Markus Söder). Wenn jetzt ein angehende Regierungspartei kaum versteckt droht gegen unliebsame Kritik mit staatlichen Repressionen vorzugehen, dann ist das klar undemokratisch.
Wir haben einen Konflikt in unserer Gesellschaft. Und dieser Konflikt hat das Potential, dass unsere Gesellschaft massiv darunter leidet oder im schlimmsten Fall daran zerbricht. Es wäre jetzt aus sozialen, sozilogischen, moralischen und verantwortungsethischen Gründen zwingend notwendig diesen Konflikt zu befrieden. Auf die andere Seite zuzugehen, den Diskurs zu suchen und gegenseitigen Respekt zu fördern. Stattdessen erleben wir, wie die Seite, die diesen Konflikt eskalieren hat lassen, unvermittelt weiter eskaliert, weil man sich sonst eingestehen müsste, dass ein Fehler gemacht wurde und dass die Gegenseite Recht hat. Nicht einmal das Merkelsche: "Wir sitzen diesen unangenehemn Konflikt einfach aus" - wird als Ausweg gewählt, stattdessen steht die Union, die jetzt die Regierung für alle Deutsche stellen will, vielmehr als eine spalterische sektierende Partei da.
Wenn der zugrundeleigende Konflikt nicht befriedet wird, wenn es kein Ventil für die Emotionen gibt, wenn es keine Anerkennung für demokratische Missgunstäußerungen gibt, wenn Repression der Regierung die Antwort auf Kritik sein soll, dann wird sich irgendwann die Enttäuschung, der Zorn und die Angst einen anderen Weg suchen um zu Wort zu kommen.

Finn Schneider

(eMail: Finnschneider9@web.de) schrieb am 13.03.2025 um 11.09 Uhr:
Hmmm..... Brandmauer..... Demokratie....

Definitionssache.....

Soll mir mal einer erklären, wie die zukünftige Opposition (außer die AFD) Opposition sein möchte, wenn die sie Brandmauer zur AFD hält.

Ist Opposition dann noch möglich, ist Demokratie im Bundestag dann noch möglich?

Oder definiert ein Großteil der Gesellschat den Begriff Demokratie vielleicht falsch und verwechselt ihn mit einem kapitalistisch-links-autoritärem System, dass sich an der Macht klammert?

Otto Schneider

schrieb am 13.03.2025 um 13.00 Uhr:
@ Herr Ch. Beck

Sie haben das sehr gut ausgeführt und wunderbar auf den Punkt gebracht.

Die CDU wurde befindlich, als die Kritik nach dem "Brandmauer-Loch" in großem Maße an sie herangetragen wurde.

Anstatt staatmännisch souverän sich dieser Kritik zu stellen und in die Kommunikation und Klärung zu gehen, wurde mit der "breiten Gießkanne" angegriffen, der Rechts-Extremismus relativiert.

Noch immer ist ein breites Spektrum an Politiker:innen auf dem "rechten Auge blind", und erst wenn es "blau" ist, ist es zu später.

CDU und Mitläufer:innen, zeigen Sie Schneid und stehen Sie zu Ihren Fehlern, anstatt mit der "großen Keule" gegen zahlreiche, demokratische NGO's vorzugehen, die so wertvoll für die Demokratie-Wahrnehmung ist!
Die spielen auch Ihnen zu, wenn Sie sich demokratisch und fair verhalten.

Noch immer wird die Gefahr des Wiederholens der schlimmsten Zeiten unterschätzt.

Wie damals...

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