Gegenwind für Lübecks Ausflugsboote

Lübeck: Die Saison der Stadtrundfahrten auf dem Wasser hat in Lübeck begonnen. Der Unternehmer Ralf Quandt kann von seinen sieben Booten aber nur zwei bis drei einsetzen. Der Grund ist eine unüberschaubare Bürokratie.

Familie Quandt betreibt seit Jahrzehnten Personenschifffahrt in und um Lübeck. Die Nachfrage ist ungebrochen. Für viele Reisegruppen gehört eine Bootsfahrt rund um die Altstadtinsel dazu. Und es gibt eine große Nachfrage zu Ausflugsfahrten nach Dassow oder Berkenthin.

Trotzdem liegen die meisten Schiffe von Ralf Quandt am Steg. Sie sind technisch einwandfrei, versichert und bekommen regelmäßig die vorgeschriebenen Prüfungen. Damit sie ablegen können, fehlt das Personal. Auch das ist eigentlich kein Problem: In Lübeck leben viele ehemalige Seeleute, die gerne in der Saison einspringen würden. Das dürfen die aber nicht.

Quandt nennt ein Beispiel: Ein Kapitän, der auf großer Fahrt große Pötte über die Weltmeere geschippert hat, darf die kleinen Barkassen rund um die Altstadtinsel nicht mehr fahren. Das ist in Hamburg anders: Dort könnten alte Kapitäne die Hafenrundfahrten übernehmen, da es sich um eine Seewasserstraße handelt.

In Lübeck gibt es unsichtbare Grenzen, die von der Hubbrücke, der Drehbrücke und der Eutiner Eisenbahnbrücke gebildet werden. Dort endet die Seewasserstraße. Der Elbe-Lübeck-Kanal ist zum Beispiel eine Binnenwasserstraße. Dort nutzt eine Ausbildung für Seewasserstraßen nichts, die erfahrenen Bewerber müssten erneut die Schulbank drücken.

Ralf Quandt kämpft seit Jahren gegen die deutschen und europäischen Vorschriften. Er hatte sogar schon ein Gespräch mit einem Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Sein Vorschlag, zumindest ein "Revier-Patent" einzuführen, wurde bislang nicht erhört. Eine neue europäische Richtlinie wird die Situation noch komplizierter machen, befürchtet der Unternehmer.

Im Original-Ton hören Sie einen Auszug aus einem Gespräch von Harald Denckmann mit Ralf Quandt.

Ralf Quandt kämpft gegen die Bürokratie, um erfahrene Seeleute für Stadtrundfahrten einstellen zu können. Foto: JW/Archiv

Ralf Quandt kämpft gegen die Bürokratie, um erfahrene Seeleute für Stadtrundfahrten einstellen zu können. Foto: JW/Archiv


Hier hören Sie den Originalton:

Text-Nummer: 172221   Autor: VG   vom 15.04.2025 um 19.10 Uhr

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Kommentare zu diesem Text:

Normal

schrieb am 15.04.2025 um 19.46 Uhr:
Es geht nicht um Logik. Die Krokodilstränen der Behörden unter dem Joch von Regierung und EU Gesetzen im angeblichen Sinne der Sicherheit für Fahrgäste sind doch absurd. Unsere Sicherheit an anderer Stelle im Grunde fahrlässig bereits über Bord geworfen. Einem Kapitän zur See auf Binnengewässerfahrt nicht vertrauen zu dürfen ist schlichtweg ein übler Affront gegen jeglichen Verstand und dessen verantwortungsvollen Beruf.

K.Weber

schrieb am 15.04.2025 um 22.12 Uhr:
„Früher“ wurde die A….backen zusammengekniffen und das Problem gelöst, ob die Vorschriften sinnvoll waren oder nicht.
Heute wird gejammert, und das gerne öffentlich.
Wir sind ein komisches Volk geworden.

Klaus Schneider

schrieb am 16.04.2025 um 07.17 Uhr:
Wir brauchen gar keine Feinde wie Putin um Deutschland bzw. Europa zu zerstören, das schaffen wir ganz alleine mit unserer EU-Bürokratie. Wer noch im Berufsleben ist und diesen ganzen bürokratischen Wahnsinn ohne Sinn und Verstand jeden Tag erleben und ausbaden darf, kann eigentlich nur noch den ganzen Tag schreien vor Verzweiflung. Gerade die ältere Generation, die Probleme noch mit gesundem Menschenverstand und Eigenverantwortung gelöst hat und nicht für alles 10 Vorschriften benötigte, kommt sich vor wie im Tollhaus. Wird es wohl jemals ein Erwachen geben, dass wir davon viel mehr Schaden als Nutzen haben? Wenn in den letzten 30 Jahren nicht ein einziger Unfall mit Personenschaden auf dem Betriebsgelände passiert ist, warum muss dann jetzt jeder aus Sicherheitsgründen plötzlich eine Warnweste tragen? Sowas ist weder ökologisch noch ökonomisch noch logisch. Nur mal als kleines Beispiel.

Kaethemargarethe

schrieb am 16.04.2025 um 09.10 Uhr:
Könnte es sein, dass ein reiner Saisonjob für Menschen mit passender Qualifikation unattraktiv ist?
Leben kann mensch davon nicht.

gernotM

schrieb am 16.04.2025 um 09.56 Uhr:
Diese EU-Administration zeigt seit vielen Jahren ihre Unfähigkeit, vor allem seit dem Vorsitz der Frau von der Leyen...
Nicht die EU an sich, sondern die Kommission als Spitze gehört abgeschafft, und zwar schnellstens !
Gewählt durch die Bürger wurden diese Leute sowieso nicht.
Das Öffentliche Leben würde ohne diese lahme Monsterbehörde deutlich effizienter funktionieren.
Schaffen wir sie ab..., durch unsere Kreuze auf den Wahlzetteln für Parteien, die dies in ihr Wahlprogramm geschrieben haben !
Wir Bürger haben es in der Hand !
Der Quandt-Schiffahrt wünsche ich viel Erfolg bei Ihrem Bemühen, diesen wichtigen Wirtschaftszweig für Lübeck weiterhin durch den Bürokratie-Djungel zu führen!

Hans Hansen

schrieb am 16.04.2025 um 10.03 Uhr:
Ein Revierpatent einzuführen würde ja ebenfalls ein enormes Mehr an Bürokratie bedeuten. Das muss ausgearbeitet, erstellt, geprüft und verwaltet werden.

Zielführender sind wie immer klar definierte Ausnahmereglungen.

Lolbert

schrieb am 16.04.2025 um 12.41 Uhr:
@K. Weber
"„Früher“ wurde die A….backen zusammengekniffen und das Problem gelöst, ob die Vorschriften sinnvoll waren oder nicht."

Ja Ihre Generation hat früher Vorschriften einfach ignoriert. Hat Ölwechsel auf der Wiese gemacht odes Altöl genauso wie den Abfall einfach in der Trave entsorgt.

Ihre Generation hat den Platen in den schlimmen Zustand gebracht, in dem er jetzt ist.

Und da wollen Sie uns ernsthaft "früher" als Vorbild hinstellen?

Wenn Sie mit der Gegenwart nicht klar kommen, ist das alleine Ihr Problem.

Sven Sommer

schrieb am 16.04.2025 um 12.46 Uhr:
...die unerträgliche Bürokratie in dieser Republik vernichtet jeden Tag Existenzen....die ganze Republik ist ein einziger Schrotthaufen, verursacht von Nichtskönnern in Berlin...Wahnsinn...

Christian Kuhlmey-Becker

schrieb am 16.04.2025 um 12.46 Uhr:
Moin!
Mal eben über die Verwaltung, die Bürokratie, die EU und die Vorschriften herzuziehen ist so herrlich einfach. Um ein bisschen den Hintergrund zu durchleuchten, muss man halt seinen Gripps ein wenig anstrengen.
Die Regelung, Binnen- und Seepatente zu trennen, ist durchaus sinnvoll, weil ganz verschiedene Anforderungen gestellt werden. Im Fall der Fahrgastschifffahrt in Lübeck schießt sie über das Ziel hinaus - das ist wahr. Also muss ein Kompromiss her, wie z.B. der Vorschlag, vergleichsweise einfach zu erhaltende Revierpatente zu vergeben. Dass das nicht von heute auf morgen geht, liegt in der Natur der Sache. Die richtigen Ansprechperson wären die für Lübeck zuständigen MdBs und MdLs. Die können etwas bewegen.

K.Weber

schrieb am 16.04.2025 um 13.49 Uhr:
@Lolbert
"Ja Ihre Generation hat früher Vorschriften einfach ignoriert. Hat Ölwechsel auf der Wiese gemacht odes Altöl genauso wie den Abfall einfach in der Trave entsorgt.

Mit dem Ignorieren von Vorschriften und der illegalen Entsorgung von Altöl und Afällen habe ich, anscheinend im Gegensatz zu Ihnen, keine Erfahrung. Das hat aber auch nichts hiermit zu tun.

Es geht darum die Vorschriften zu erfüllen, ob man sie doof findet oder nicht ist ein andere Punkt. In diesem Fall sprechen wir ja nicht von mehreren Jahren Ausbildung sondern z.B. von unterschiedlichen Funk-Vorschrften See und Binnen, und sowas muss halt auch ein alter Kapitän lernen.
Also machen und weiterfahren, und wenn es teuer ist, muss es auf die Fahrscheine umgelegt werden, hilft ja nix.
Und im Hinterrund über Verbände usw. versuchen das zu entschärfen, wenn es geht.
Und eben nicht öffentlich jammern wie schlimm das alles ist.

Und wenn Sie damit nicht klarkommen ist das alleine Ihr Problem - um Ihre Worte zu benutzen.

Mina

schrieb am 16.04.2025 um 15.41 Uhr:
Hallo.
Nicht jammern, sondern machen, denn die Regeln sind die Regeln.

Rüdiger

schrieb am 16.04.2025 um 16.02 Uhr:
Deutschland erstickt in seiner eigenen Bürokratie.
Warum entscheidet sich Deutschland mit seiner völlig überfrachteten Bürokratie immer mehr gegen die eigene Wirtschaft und die eigene Bevölkerung?
Kein Mensch versteht es.
Es stimmt: Deutschland schafft sich langsam ab.
Ralph Quandt drücken wir die Daumen für eine hoffentlich positive Entwicklung seines Traditionsbetriebes.

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