Junge Geflüchtete berichten über ihren Weg zur Integration

Lübeck: Fünf junge Geflüchtete haben Bürgermeister Jan Lindau und Sozialsenatorin Pia Steinrücke von ihren Erfolgen, aber auch ihren Hürden auf dem Weg zur Integration berichtet. Zu der Gesprächsrunde hatte der Jugendmigrationsdienst (JMD) der Gemeindediakonie Lübeck eingeladen. Dieser begleitet Geflüchtete im Alter von zwölf bis 26 Jahren.

Bild ergänzt Text

„Die Starthilfe und Begleitung durch den JMD hat sich bei ihnen ausgezahlt“, betonte Cornelia Bauke, Bereichsleiterin Migration und Integration bei der Gemeindediakonie Lübeck. Ein Tischler aus Eritrea, zwei Auszubildende zur Zahnmedizinischen Fachangestellten aus Syrien und Afghanistan sowie eine Zahntechnikerin und ein Ringerchampion, ebenfalls aus Afghanistan, teilten ihre Erlebnisse. Sie flohen vor Bürgerkrieg, Repressionen, Perspektivlosigkeit.

Eine der jungen Frauen wurde im Land der Taliban 14-jährig zwangsverlobt, folgte ihrem späteren Ehemann nach Deutschland, flüchtete dann in ein Frauenhaus. Dort traf sie andere Frauen mit Migrationsgeschichte. „Diesen Frauen will ich helfen“, sagt die Zahntechnikerin, die nebenbei studiert. Eine andere Afghanin ist in ihrem dritten Ausbildungsjahr. „Ich möchte mich immer weiterentwickeln“, so die künftige Zahnmedizinische Fachangestellte. Doch ein Gefühl von Sicherheit kann sich nicht einstellen. „Erst nach drei Jahren habe ich meinen Aufenthaltstitel bekommen“, so die junge Frau. „Es ist sehr schwierig, Termine bei der Ausländerbehörde zu bekommen.“ Eine Syrerin hat weiterhin nur einen Aufenthaltstitel für zwei Jahre und sagt: „Das ist unsere Angst – was ist, wenn ich wieder in meine Heimat muss?“

Bild ergänzt Text

Ein junger Eritreer ist im Alter von 15 Jahren geflüchtet. Inzwischen hat er seine Tischlerausbildung bei einem Treppenbauer abgeschlossen und wurde dort übernommen. Doch sein Asylantrag wurde abgelehnt. Weder er selbst noch Migrationsberater Wolfgang Cramer wissen, warum. „Das erschließt sich aus den vorhandenen Unterlangen nicht eindeutig. Wir kämpfen aber um eine Aufenthaltserlaubnis“, so Cramer.

Jan Lindenau zeigte Verständnis für die Sorgen der Geflüchteten: „Vieles von dem, was Sie beschreiben, stört uns auch jeden Tag.“ Die Ausländerbehörde leide daran, dass es immer wieder neue Verordnungen gebe und das ohnehin knappe Personal sich dann wieder neu einarbeiten müsse. 40 Stellen seien aktuell nicht besetzt. Er hoffe aber, dass mit Hilfe von Zeitarbeit bis zum Herbst ein großer Rückstau abgearbeitet sei. In Sachen digitale Antragstellung setzt er künftig auf mehr Transparenz, beispielsweise automatisierte E-Mails zum aktuellen Stand sowie feste Ansprechpersonen.

Das heikle Thema Finanzierung bildete den Schlusspunkt der Runde. „Den JMD gibt es 35 Jahre in Lübeck. Er ist aber jetzt gefährdet, da die Bundesmittel seit Jahren nicht erhöht werden und die Gemeindediakonie die Eigenmittel von heute 30 Prozent nicht mehr tragen kann“, erklärte Cornelia Bauke. Ihr Appell an die Politik: „Da, wo Sie Möglichkeiten haben, nehmen Sie das in den Blick.“ Geschäftsführerin Dörte Eitel ergänzte: „Als Träger können wir nur gemeinsam mit Ihnen als Kommune etwas in Berlin bewirken.“ Jan Lindenau und Pia Steinrücke versicherten, dass die Stadt „intensiv“ an diesem Thema dran sei. Jetzt müsse man den Ausgang der Koalitionsverhandlungen in Berlin abwarten.

Fünf junge Geflüchtete haben Bürgermeister Jan Lindau und Sozialsenatorin Pia Steinrücke von ihren Erfolgen, aber auch ihren Hürden auf dem Weg zur Integration berichtet. Fotos: Diakonie

Fünf junge Geflüchtete haben Bürgermeister Jan Lindau und Sozialsenatorin Pia Steinrücke von ihren Erfolgen, aber auch ihren Hürden auf dem Weg zur Integration berichtet. Fotos: Diakonie


Text-Nummer: 172410   Autor: Diakonie/red.   vom 28.04.2025 um 14.41 Uhr

Text teilen: auf facebook +++ auf X (Twitter) +++ über WhatsApp

Text ausdrucken. +++  Text ohne Bilder ausdrucken.


Please enable / Bitte aktiviere JavaScript!
Veuillez activer / Por favor activa el Javascript![ ? ]