SPD: Jamaika verhindert Datenschutz in Lübeck

Lübeck: Die SPD-Fraktion in der Lübecker Bürgerschaft warnt eindringlich "vor den Folgen der anhaltenden Blockadepolitik der Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP im Umgang mit einem sicherheitsrelevanten Thema: dem Datenschutz." Hintergrund ist die Schaffung einer weiteren Stelle für einen Datenschutzbeauftragten.

Wir veröffentlichen die Mitteilung der SPD-Fraktion in der Lübecker Bürgerschaft im Wortlaut:

(")Seit Monaten bittet die Stadtverwaltung um die Aufhebung eines Sperrvermerks im städtischen Haushalt, um dringend benötigte Mittel für eine neue Stelle im Bereich Datenschutz freizugeben. Diese Position ist entscheidend für den Schutz sensibler Daten der Stadt und ihrer Bürger. Dennoch verhindert die Mehrheit der Koalition mit immer neuen Nachfragen und Verzögerungstaktiken eine Entscheidung – zuletzt erneut in der gestrigen Sitzung des Hauptausschusses.

„Wir haben über 4.000 engagierte Mitarbeiter in der Lübecker Verwaltung. Davon 3.000 IT-Arbeitsplätze – und sie blockieren ausgerechnet an dieser sensiblen Stelle eine einzige Personalstelle, bei der es um die Datensicherheit in dieser Stadt geht“, kritisiert Frank Zahn, Mitglied der SPD-Fraktion. „Das ist schlicht nicht nachvollziehbar.“

Die Situation ist inzwischen dramatisch: Auch aufgrund von Überlastung ist der Fachbereich Datenschutz der Verwaltung im Moment verwaist. Derzeit ist nur noch das Geschäftszimmer besetzt – die fachliche Arbeit liegt vollständig brach. Bürgermeister Jan Lindenau hat den Landesdatenschutzbeauftragten bereits über die prekäre Lage informiert. Ebenso appellierte der Vorsitzende des Gesamtpersonalrats, Kai Neumann, eindringlich an die Mitglieder des Hauptausschusses, nahm sogar extra an der Sitzung teil. Ohne Erfolg.

Renate Prüß, ebenfalls SPD-Bürgerschaftsmitglied, zeigt sich entsetzt: „Hier wird ein völlig falsches Signal an die Mitarbeitenden der Stadt gesendet. Und dass die Datensicherheit offenbar von Teilen der Koalition so gering geschätzt wird, ist absolut unverantwortlich. Der Schutz der Daten der Lübecker:innen ist eine zentrale, demokratische Aufgabe.“

Besonders irritierend zeigt sich die SPD-Fraktion über die Wortmeldung des FDP-Fraktionsvorsitzenden Thorsten Fürter, der offen erklärte, dass derzeit eine Stellvertreter-Diskussion geführt werde. Seine Fraktion wolle „die Abnehmspritze für die Lübecker Verwaltung.“ Für Frank Zahn (SPD) ein deutliches Zeichen: „Hier geht es offensichtlich nicht um Sachfragen, sondern um politische Machtspielchen auf dem Rücken der Verwaltung und letztlich der Bürger. In Zeiten von Künstlicher Intelligenz, der Einführung der digitalen Bürgerakte und zunehmender Cyber-Bedrohungen ist mehr Datenschutz nötig – nicht weniger!“

Zahn betont zudem die Wirkung der politischen Ränkespiele auf potenzielle Bewerber:innen: „Wenn sich die letzten Mitarbeitenden einer Abteilung wegen Überlastung wegbewerben und politisch kein Wille zur Verbesserung signalisiert wird, dann bewerben sich künftig schlicht keine neuen Fachkräfte mehr. Das ist ein verheerendes Signal.“

Die SPD-Fraktion fordert CDU, Grüne und FDP daher auf, endlich Verantwortung zu übernehmen und der Freigabe der Mittel zuzustimmen – für eine handlungsfähige Verwaltung, den Schutz sensibler Daten und das Vertrauen der Bürger.(")

Die SPD kritisiert, dass die Mehrheit in der Bürgerschaft die neue Stelle für einen Datenschutzbeauftragten nicht genehmigt.

Die SPD kritisiert, dass die Mehrheit in der Bürgerschaft die neue Stelle für einen Datenschutzbeauftragten nicht genehmigt.


Text-Nummer: 172588   Autor: SPD/red.   vom 07.05.2025 um 14.26 Uhr

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Kommentare zu diesem Text:

Peer Preuß

schrieb am 07.05.2025 um 14.54 Uhr:
Als wenn ein Datenschützer etwas am Datenschutz ändert. Bei dem Thema halte ich die Kollegen der IT für sehr viel wichtiger. Dann lieber bei denen eine zusätzliche Stelle schaffen.

andre klar

schrieb am 07.05.2025 um 19.20 Uhr:
Wieviel Mitarbeiter hat denn die Abteilung für Datenschutz aktuell ? Also Anzahl bezahlter Mitarbeiter und die Anzahl der tatsächlich arbeitenden Angestellten bitte. Ansonsten kann sich kein Leser ein Bild von der Situation machen. Hätte den SPD Schreiberlingen eigentlich selbst auffallen müssen, oder soll erst gar keine Transparenz geschaffen werden ?

Axel Flasbarth

schrieb am 07.05.2025 um 22.18 Uhr:
Die SPD berichtet hier sehr einseitig, darum dazu ein paar Hintergründe und Fakten:

- Aktuell gibt es für den Datenschutz in der Lübecker Verwaltung 2,8 Stellen. Zum Vergleich: in Kiel, Neumünster und Flensburg gibt es jeweils
nur 1 Stelle.

- Herr Lindenau hat beantragt, die bestehenden 2,8 Stellen auf 3,8 Stellen aufzustocken.

- Der Hauptausschuss hat vor 4 Wochen darum gebeten, dass die Verwaltung angesichts dieser Verhältnisse weitere Informationen bereit stellt:

a) Anfrage in Kiel, warum dort nur ein 1/3 des Personals für Datenschutz benötigt wird und Prüfung, ob die effizienteren Kieler Prozesse in Lübeck anwendbar wären.
b) Informationen über den Personaleinsatz für Datenschutz in 3 weiteren Städten vergleichbarer Größe (Rostock, Braunschweig, Oldenburg).

- Diese Information konnte die Verwaltung nach 4 Wochen gestern noch nicht vorlegen. Darum wurde die Entscheidung vertagt, bis diese Informationen vorliegen.

- Die wegen Kündigung in der Lübecker Verwaltung frei gewordene Stelle für den Datenschutz kann vollkommen unabhängig von der Entscheidung des Hauptausschusses über die zusätzliche Stelle sofort wiederbesetzt werden.

andre klar

schrieb am 08.05.2025 um 03.49 Uhr:
Vielen Dank an Herrn Flasbarth (von den Grünen) für die aufschlussreichen Zahlen, an die man als normaler Lübecker Einwohner gar nicht herankommt, und man ahnt bereits, warum nicht.

Lübeck hat also 3 mal (!) soviel Personal für diese Aufgabe eingestellt (und bezahlt dafür) wie Kiel, nur das in Lübeck niemand von diesen 3 Leuten irgendwas arbeitet !

Ich finde die Fragen a),b) des Hauptausschusses (siehe Beitrag von Herrn Flasbarth) zu diesem Thema mehr als berechtigt und möchte jetzt von den Damen und Herren der SPD hier im Forum eine Antwort auf diese Fragen.

Also Herr Frank Zahn, Herr Kai Neumann, Frau Renate Prüß, die Fragen wurde Ihnen vor 4 Wochen gestellt, mehr als genug Zeit für eine Antwort, was sagen sie konkret dazu ??

Pascal Scherm

schrieb am 08.05.2025 um 05.19 Uhr:
Jetzt mal ehrlich: die Verwaltung in Bund, Ländern und Kommunen hat sich in den letzten Jahrzehnten so exorbitant vergrößert, daß sie nahezu arbeitsunfähig geworden ist. Vorgänge dauern Jahrzehnte, sinn weder sinnhaftig, noch sinnvoll. Die Kosten explodieren. Die Bürokratie ist zum Selbstzweck geworden, die Bürger werden überreglementiert.
Datenschutz mag sinnvoll sein, das zupflastern mit Veauftragten, Kontrollen, Dokumentation und Statistik sind es nicht.

Alex Tenge

schrieb am 08.05.2025 um 07.30 Uhr:
"- Aktuell gibt es für den Datenschutz in der Lübecker Verwaltung 2,8 Stellen. Zum Vergleich: in Kiel, Neumünster und Flensburg gibt es jeweils
nur 1 Stelle."
Spitze. Weil KNF hoffnungslos unterbesetzt sind, muss Lübeck da unbedingt mitmachen? Hier wäre lieber die Nachfrage angebracht, wie denn die MitarbeiterInnen in KNF mit dem eigenen Datenschutz zufrieden sind.

Das ULD geht von erheblich anderen Werten aus.
"Vor diesem Hintergrund und aufgrund der in der Vergangenheit mit den bereits unter dem früheren LDSG bestellten DSB gemachten Erfahrungen geht das ULD derzeit davon aus, dass auch bei Kommunen eine Obergrenze von 1.000 Beschäftigten pro Vollzeitstelle einer oder eines DSB gilt. "
Quelle: https://www.datenschutzzentrum.de/tb/tb37/kap04_1.html

Bei den 2,8 Stellen handelt es sich scheinbar nicht nur um Datenschutzbeauftragte, wenn bsp das Geschäftszimmer dabei ist. Ergo ist es vollkommen sinnvoll mindestens 1, eher 2 Stellen zu schaffen.

Und kein Wunder, wenn aus NKF noch keine Antwort kam. Die haben für sowas ja nur 1 Stelle....

Wo Sie richtig liegen: Die freie Stelle muss zeitnah besetzt werden. Immerhin ein Treffer :)

Axel Flasbarth

schrieb am 08.05.2025 um 09.58 Uhr:
Sehr geehrter Herr Tenge,

Sie haben vollkommen Recht. Auch wir wollten uns nicht nur auf die Vergleichszahlen von Kiel, Neumünster und Flensburg verlassen (auch wenn das natürlich schon ein erster relevanter Vergleich ist). Daher haben wir gebeten, noch weitere Zahlen aus drei vergleichbaren Städten zu eruieren.

Diese Zahlen konnte die Verwaltung innerhalb der letzten 4 Wochen noch nicht ermitteln, darum warten wir noch drauf.

Liebe Grüße
Axel Flasbarth

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