Elternvertreter kritisieren neue Kita-Gebühren
Lübeck: Am Donnerstag hat der Jugendhilfeausschuss eine Neufassung der Entgeltordnung für die Lübecker Kindertageseinrichtungen beschlossen. Die Änderungen stoßen bei der Kreis- und Stadtelternvertretung auf deutliche Kritik.Wir veröffentlichen die Stellungnahme von Kreis- und Stadtelternvertretung im Wortlaut:
(")Politik und Verwaltung haben immer wieder die Entlastung von Eltern versprochen; bis zuletzt wurde immer wieder auf die Absenkung des Beitragsdeckels verwiesen. Der heute verabschiedete Beschluss bringt nach Einschätzung der Elternvertreter für viele Eltern stattdessen erhebliche Mehrbelastungen mit sich.
„Mit der neuen Entgeltordnung wird Familienfreundlichkeit zur Floskel“, erklärt Mascha Benecke-Benbouabdellah, Co-Vorsitzende der Kreis- und Stadtelternvertretung Lübeck. „Die beschlossenen Maßnahmen bedeuten: Höhere Kosten bei gleichzeitig weniger Leistung. Das ist das Gegenteil dessen, was Eltern von einer modernen Kita-Politik erwarten dürfen.“
Höhere Verpflegungskosten und geringere Betreuungszeiten
Besonders schwer wiegt die Erhöhung der monatlichen Verpflegungskosten auf 116 Euro – ein Preisanstieg, der viele Eltern spürbar belastet. Gleichzeitig reduziert sich die Betreuungszeit an Freitagen auf 13.30 Uhr - viele Eltern müssen dann kostenpflichtig die Betreuung ihrer Kinder bis 16.00 Uhr hinzubuchen.
Für Eltern, die wie bisher auf eine Betreuung von Montag bis Donnerstag von 7:30 bis 16:00 Uhr und freitags bis 14:00 Uhr angewiesen sind, steigen die monatlichen Gesamtkosten künftig um fast 50 Euro pro Kind.
„Das bedeutet für viele berufstätige Eltern nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine finanzielle Herausforderung“, erläutert Jan Schenkenberger, Co-Vorsitzender der Elternvertretung. „Wer auf eine längere Betreuung angewiesen ist, muss Zusatzbeiträge zahlen. Eine verlässliche Betreuung kann die Stadt angesichts hoher Ausfallraten immer weniger gewährleisten.”
„Es wird unterstellt, dass Familien flexibel umplanen können – doch das entspricht nicht der Lebensrealität vieler Eltern, insbesondere nicht von Alleinerziehenden oder Familien mit mehreren Kindern“, betont Mascha Benecke-Benbouabdellah. Sie weist auf die Überlegungen vieler Eltern hin, künftig die Betreuungszeiten ihrer Kinder zu reduzieren, um die monatlichen Kosten begrenzen zu können: “Das kann nicht das Ziel von Familienpolitik sein und gefährdet das Recht der Kinder auf frühkindliche Bildung.”
Unverständnis über Verfahren
Darüber hinaus herrscht großes Unverständnis über den undurchsichtigen und undemokratischen Verfahrensablauf im Vorfeld der Entscheidung: Stellungnahmen der Elternvertretungen der städtischen Kitas wurden den Ausschussmitgliedern vor der heutigen Sitzung nicht zur Verfügung gestellt – obwohl sie fristgerecht eingereicht wurden. Damit wurde der Stimme der Eltern, die von den Beschlüssen zuallererst betroffen wurden, nicht der vom Kitagesetz vorgesehene Raum gewährt. „Das lässt Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Elternbeteiligung in der Hansestadt Lübeck aufkommen“, so Mascha Benecke-Benbouabdellah.
Forderung nach Überarbeitung
Angesichts der heute beschlossenen Änderungen fordert die Elternvertretung die politisch Verantwortlichen von Kommune und Land nachdrücklich dazu auf, das Kitasystem grundsätzlich zu reformieren.„Wir brauchen eine echte Entlastung für Familien, die Kitabeitragsfreiheit und eine Betreuung, die sich am Bedarf der Eltern orientiert – nicht an pauschalen Sparvorgaben oder Angebotskürzungen“, so Mascha Benecke-Benbouabdellah. „Es kann nicht sein, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zunehmend zur Privatangelegenheit der Eltern wird, während Stadt und Land sich aus der Verantwortung stehlen. Wir fordern eine Kita-Politik, die Kinder und Familien ernst nimmt – und nicht an ihnen spart.“(")
Die vom Jugendhilfeausschuss beschlossenen Änderungen sind unter www.luebeck.de einsehbar.

Der Jugendhilfeausschuss hat sich für eine Änderung bei den Kita-Gebühren ausgesprochen.
Text-Nummer: 173168 Autor: SEV/KEV vom 05.06.2025 um 18.50 Uhr