100 Menschen demonstrieren gegen Einsamkeit
Lübeck - Innenstadt: Archiv - 16.06.2025, 10.03 Uhr: Am Sonntag (16.05.2025) versammelten sich rund 100 Menschen in der Lübecker Innenstadt, um unter dem Motto „Aus der Einsamkeit in die Verbundenheit“ für mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und politische Maßnahmen im Bereich mentale Gesundheit zu demonstrieren. Aufgerufen hatte der Verein InMotion, der sich für Aufklärung, Prävention und bessere Versorgungsstrukturen bei psychischen Erkrankungen einsetzt.Startpunkt der Demonstration war der Klingenberg, von wo aus der bunte Protestzug mit Musik, Schildern und Slogans durch die Altstadt zog. Die Route führte über Mühlenstraße, Königstraße, Koberg und Beckergrube bis zum Drehbrückenplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Die Teilnehmenden machten dabei deutlich: Einsamkeit ist keine Privatsache, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem.
Einsamkeit als stille Krise
Laut aktuellen Studien fühlen sich fast 40 Prozent der Menschen in Deutschland zumindest zeitweise einsam – mit gravierenden gesundheitlichen Folgen. So kann Einsamkeit ähnlich schädlich sein wie 15 Zigaretten täglich. Besonders betroffen sind junge Erwachsene, Ältere, Alleinerziehende und Menschen in unsicheren Lebensverhältnissen.
InMotion fordert daher eine deutliche Stärkung der psychotherapeutischen Versorgung, flächendeckende Prävention und eine entstigmatisierende gesellschaftliche Aufklärung.
Redebeiträge mit Tiefe – und einem irritierenden Beispiel
Einen besonders eindrücklichen Moment lieferte die Rede von Dr. med. Martin Hulpke-Wette. Er berichtete von Recherchen, bei denen ihm zunächst Daten begegneten, die eine Therapieplatz-Überversorgung von 200 % nahelegten – eine scheinbar komfortable Ausgangslage. Doch bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus: Die Zahlen stammten aus dem Jahr 1980. Dieses Beispiel, so Hulpke-Wette, mache deutlich, wie wenig aktuelles Wissen über mentale Gesundheit vorhanden ist und wie dringend eine differenzierte öffentliche Debatte nötig sei. Auch Lara Kürschner, Medizinstudentin und Vorsitzende von InMotion, sprach über die „innere Zerrissenheit der Gesellschaft“ und forderte, mentale Gesundheit als Schlüssel zur Bewältigung multipler Krisen ernst zu nehmen. Der Aktivist Sebastian Dreischerf bewegte das Publikum mit persönlichen Worten:„Warum ich immer noch hier bin? Weil ich niemals aufgegeben habe.“
Ein Zeichen der Verbundenheit
Die Atmosphäre war geprägt von gegenseitigem Respekt, Offenheit und dem Wunsch nach Veränderung. Für InMotion war die Demo ein starkes Signal – und zugleich ein Auftakt: Die Bewegung will weiter wachsen und langfristig eine Gesellschaft fördern, die heilt statt spaltet.

Am Sonntag (16.05.2025) versammelten sich rund 100 Menschen in der Lübecker Innenstadt, um unter dem Motto „Aus der Einsamkeit in die Verbundenheit“. Fotos: mikkii Eventfotografie
Text-Nummer: 173352 Autor: Veranstalter/red. vom 16.06.2025 um 10.03 Uhr