Fahrradklimatest: Lübeck schläft

Lübeck: Im Herbst 2024 wurden vom „Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club“ (ADFC) wieder die Radfahrer befragt, wie die Angebotsqualität in ihrer Stadt ist. Fast 1.200 Menschen nahmen in Lübeck an dieser Befragung teil, schon traditionell weit mehr als in anderen Städten der gleichen Größenordnung. Aus Lübecker Sicht ist das allerdings auch schon das mit Abstand beste Ergebnis.

Die Gesamtnote Lübecks hat sich gegenüber dem Fahrradklimatest 2022 minimal verbessert, nämlich von der Note 4,27 auf 4,26. In den meisten der 27 abgefragten Kategorien hat sich das Ergebnis gegenüber 2022 um maximal 0,1 Schulnoten verändert. Lediglich in drei Kategorien gab es größere Ausschläge:

- In der Kategorie „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ verschlechterte sich die Benotung um 0,3 Schulnoten von 4,2 auf 4,5. Allerdings hatte sich diese Note 2022 gegenüber 2020 um 0,5 Noten verbessert, vermutlich infolge des Verkehrsversuchs Fackenburger Allee. Da anscheinend keine Bereitschaft besteht, aus den durchaus interessanten Ergebnissen dieses Versuchs sinnvolle Konsequenzen abzuleiten, ließ sich diese Benotung offensichtlich nicht halten.

- Die Benotung für den Winterdienst verbesserte sich um 0,2 Noten von 4,3 auf 4,1. Die Vorfreude auf das geänderte Winterdienstkonzept dürfte der Motor für diese Verbesserung gewesen sein.

- In der Kategorie „Oberfläche von Radwegen“ verschlechterte sich die ohnehin schon sehr schlechte Benotung noch einmal um 0,2 Noten von 5,3 auf 5,5. Die wahrscheinlichste Ursache dürfte die zunehmend angewandte Praxis sein, bei Baumwurzelschäden auf Radwegen lediglich die Asphaltdeckschicht zu entfernen und Kies oder Schotter aufzufüllen.

Interessant erscheint ein Blick auf die Konkurrenz. Diese schläft nämlich überwiegend nicht; gerade in den oberen Größenklassen hat sich die Durchschnittsnote durchaus verbessert. Kiel belegte zum Beispiel 2022 in der gemeinsamen Größenklasse zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern den 4. Platz mit einer Gesamtnote von 3,40. 2024 verbesserte sich die Gesamtnote auf 3,27; die Verbesserung war also 13-fach größer als in Lübeck. Das reichte zwar wieder „nur“ für Platz 4, aber immerhin wurde der Abstand zum Spitzentrio Münster, Freiburg, und Karlsruhe deutlich geringer, obwohl sich auch diese Städte spürbar verbessert hatten. Lübecks Bewertung ist im Vergleich mit Kiel fast exakt eine Schulnote schlechter; die Hansestadt rutschte von Platz 17 auf Platz 20 von 26 beziehungsweise 25 Städten ab.

Der Notenabstand zum Spitzenreiter ist mittlerweile 5-mal so groß wie der Abstand zum Schlusslicht. Dieser Abwärtstrend muss konsequent und nachhaltig gestoppt werden, nicht nur zur Vermeidung noch größerer Blamagen, sondern auch im Interesse der Gesundheit von Lübecks Bürgerinnen und Bürgern, der Erhaltung einer intakten Umwelt, und der Einsparung immenser Kosten.

Einen Vorschlag für die notwendigen Verbesserungen hat der ADFC mit seinem Veloroutenkonzept vorgelegt. Jetzt sollten die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung dringend aufwachen.

„Lübeck schläft“, stellt der Club zum Thema Radfahren in der Hansestadt fest. Foto: Archiv

„Lübeck schläft“, stellt der Club zum Thema Radfahren in der Hansestadt fest. Foto: Archiv


Text-Nummer: 173395   Autor: ADFC/red.   vom 18.06.2025 um 09.37 Uhr

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