Grüne nicht überrascht von schlechtem Fahrrad-Ranking
Lübeck: Bei der jährlichen Umfrage des ADFC zur Fahrradfreundlichkeit deutscher Städte schnitt Lübeck auch in 2024 wieder sehr enttäuschend ab (Wir berichteten) und belegte nur Platz 20 von 25 Städten mit vergleichbarer Größe (nach Platz 17 im Vorjahr). Darauf beziehen sich die Lübecker Grünen in einer Mitteilung unter dem Titel „Grüne nicht überrascht von schlechtem Fahrrad-Ranking“.Wir veröffentlichen die Mitteilung der Grünen im Wortlaut:
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Kiel (Platz 4) und Rostock (Platz 13) wurden deutlich besser bewertet und demonstrieren damit wieder, dass sich entschiedenes Handeln für ein besseres Fahrradklima auszahlt und von den Menschen honoriert wird. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion beklagt seit vielen Jahren die zu geringen Aktivitäten und Investitionen in Lübeck zur Verbesserung der Fahrradinfrastruktur und war daher auch nicht überrascht von den erneut sehr unbefriedigenden Lübecker Ergebnissen.
Hierzu erklärt der verkehrspolitische Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, Arne-Matz Ramcke: "Dass die Menschen in Lübeck mit den Verhältnissen für den Fahrradverkehr sehr unzufrieden sind, ist seit langem bekannt. Die Mängel sind für jeden offensichtlich, der sich mit dem Fahrrad durch die Stadt bewegt. Dass sich diese Unzufriedenheit in der Umfrage des ADFC nicht verbessert hat, kann und darf auch niemanden überraschen, denn die Aktivitäten der Verwaltung zur Verbesserung des Fahrradverkehrs sind aus unserer Sicht ungenügend. Ungenügend im Vergleich zu dem, was notwendig wäre, um wenigstens in absehbarer Zeit eine akzeptable Infrastruktur zu bekommen. Ungenügend im Vergleich zu dem, was in vielen anderen Städten gerade passiert. Und ungenügend im Vergleich zu dem bereits von der Bürgerschaft Beschlossenen.
Ein einfaches und nicht besonders teures Instrument zur Verbesserung des Fahrradverkehrs sind beispielsweise die baulichen Anpassungen für die Anordnung weiterer Fahrradstraßen oder die Umsetzungen bereits im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans eruierten Velorouten. Bereits 2013 (!) hat die Bürgerschaft die Einführung von 13 Velorouten in Lübeck beschlossen. Die Bürgerschaft hat dazu Gelder bereitgestellt. Umgesetzt ist bis heute in Lübeck keine einzige, während es in Kiel inzwischen 10 Velorouten gibt."
Das stellvertretende Mitglied im Bauausschuss, Sascha Peukert ergänzt: "Besonders bitter ist, dass die Verwaltung es nicht mal im Ansatz schafft, die von der Bürgerschaft vorgesehenen jährlichen Investitionsmittel für den Radverkehr auch zu investieren. Viele konkrete Verbesserungen für den Radverkehr sind lange durch die politischen Gremien beschlossen - könnten also direkt angegangen werden, aber es passiert nichts. Personalmangel kann dafür nach so vielen Jahren als Ausrede nicht mehr herhalten, in denen die Verwaltung mehr als genügend Zeit hatte, um das benötigte Personal zu akquirieren, intern zu versetzen und zu qualifizieren. Es scheint offensichtlich, dass Radverkehr in der Lübecker Verwaltungsführung nicht die notwendige Priorität genießt. Und problematischer, wenn dabei und dadurch auch die demokratischen Beschlüsse der Bürgerschaft missachtet werden.
Ein gutes Beispiel ist die Stadtgrabenbrücke. Nach Jahrzehnten der Diskussion und Planung ist sie, wenigstens für einige, ein spürbarer Fortschritt für den Fuß- und Fahrradverkehr. Zumindest, wenn man sie trotz der fehlenden Beschilderung findet. Sie ist jedoch kein Ersatz für eine fahrradtaugliche Umgestaltung des Lindentellers und der Puppenbrücke, die nach wie vor intensiv von Fahrradfahrern frequentiert werden. Der Lindenteller ist seit Jahren der gefährlichste Ort für Fahrradfahrer in ganz Schleswig-Holstein. Dass es auch in 2025 mitten in Lübeck noch einen Kreisverkehr ohne Fahrradspur und eine Puppenbrücke mit fünf Fahrspuren für Autos, aber ohne Radweg stadtauswärts gibt, ist nicht mehr hinzunehmen. Und führt zu dem Frust, der sich Jahr für Jahr an den miserablen Lübecker Ergebnissen in der ADFC-Umfrage ablesen lässt. Man könnte leider auch sagen, dass die Wurzeln der Bäume an den Radwegen mehr dafür tun, diese Umfrage zu beeinflussen als die Stadtverwaltung."
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„Der Lindenteller ist seit Jahren der gefährlichste Ort für Fahrradfahrer in ganz Schleswig-Holstein“, meinen die Grünen. Foto: Archiv/HN
Text-Nummer: 173400 Autor: Grüne/red. vom 18.06.2025 um 12.07 Uhr