Packfrust, Phantomstau, Pannen: Lübecker TÜV gibt Tipps

Lübeck: Tetris beim Packen, auf der Autobahn immer wieder Stau – und im schlimmsten Fall streikt die Technik, noch bevor der Urlaubsort erreicht wurde: Wer in der Ferienzeit mit dem Auto reist, braucht mehr als Vorfreude. Starke Nerven sind gefragt. Doch mit den richtigen Vorkehrungen kann die Fahrt nicht nur sicherer, sondern auch deutlich entspannter verlaufen.

Nico Kleefeldt, Leiter der TÜV NORD Station Lübeck, erklärt, worauf es beim Beladen eines Fahrzeugs ankommt, wie ein Phantomstau entsteht und was hilft, um typische Sommerpannen zu vermeiden.

Typische Fehler beim Packen
Trotz guter Vorbereitung passieren beim Beladen des Fahrzeugs häufig vermeidbare Fehler, die sogar die Fahrsicherheit beeinträchtigen können.

- Schwere Gegenstände nach unten: Große Koffer gehören nach unten und möglichst nah an die Rückenlehne. Je tiefer der Schwerpunkt, desto stabiler liegt das Fahrzeug auf dem Asphalt – auch bei plötzlichen Ausweichmanövern.

- Zulässiges Gewicht einhalten: Auch der größte Kofferraum hat ein Limit. Zu viele Kilos belasten Fahrwerk und Reifen – mit Folgen für die Fahrsicherheit. „Wer unsicher ist, kann das Gesamtgewicht an vielen TÜV NORD Stationen vor der Fahrt überprüfen lassen“, rät Kleefeldt.

- Lose Gegenstände sichern: Alles, was bei einer Bremsung herumfliegen könnte, gehört in Netze, unter feste Gurte oder auf rutschfeste Matten – und die Hutablage bleibt am besten frei.

- Wichtiges griffbereit verstauen: Reisedokumente sind im Handschuhfach gut aufgehoben. Snacks und Getränke lassen sich am besten im Fußraum des Beifahrers verstauen.

- Fahrräder sicher transportieren: Heckträger auf der Anhängerkupplung sind meist die beste Wahl. Wichtig ist, Stütz- und Achslast nicht zu überschreiten.

- Dachgepäck richtig sichern: Dachboxen müssen windschnittig montiert und regelmäßig kontrolliert werden. Die zulässige Last steht in der Betriebsanleitung – ein kurzer Check vor der Abfahrt lohnt sich.

Der Stau aus dem Nichts
Nichts ist passiert – und trotzdem steht plötzlich der Verkehr. Kein Unfall, keine Baustelle, keine gesperrte Spur. Der Grund: ein sogenannter Phantomstau. Doch wie entsteht dieser Stillstand ohne erkennbaren Auslöser? „Ein einzelnes Fahrzeug, das im dichten Verkehr bremst, kann eine Kettenreaktion auslösen“, erklärt der Stationsleiter. „Jede nachfolgende Bremsung wird stärker, bis schlussendlich der komplette Verkehr zum Erliegen kommt.“ Dieses Prinzip ist als Schmetterlingseffekt bekannt: kleine Ursache, große Wirkung. Besonders wenn Straßen an die Kapazitätsgrenze kommen, reicht schon ein kurzer Tritt auf die Bremse und der Stau ist da. Zum Glück lässt sich dieses Phänomen leicht vermeiden, und zwar mit Weitblick. Wer genügend Abstand und die Geschwindigkeit gleichmäßig hält sowie hektische Spurwechsel vermeidet, trägt zu einem gleichmäßigen Verkehrsfluss bei. Kleefeldt: „Jede abrupte Aktion zwingt andere zum Bremsen – und genau so beginnt der Stau aus dem Nichts.“

Reifenplatzer und andere Sommerpannen
Pannen kommen nie gelegen, aber auf dem Weg in den Urlaub treffen sie Autofahrende besonders hart. Wer bei Hitze auf der Autobahn steht, braucht starke Nerven. Typische Probleme lassen sich aber mit guter Vorbereitung verhindern:

- Reifenplatzer: Auf heißem Asphalt steigt die Reifentemperatur, das Gummi wird weich, der Verschleiß nimmt zu – im schlimmsten Fall platzt der Reifen. Der richtige Reifendruck ist also entscheidend. Kleefeldt: „Im Sommer darf der Druck im kalten Zustand ruhig um 0,2 bar über dem Normalwert liegen, damit die Auflagefläche geringer wird.“

- Überhitzter Motor: Lange Staus oder steile Passstraßen belasten den Motor stark. Wenn die Temperaturanzeige in den roten Bereich wandert, gilt: Fahrzeug sicher abstellen, Motor aus und mindestens 15 Minuten warten, bevor man den Kühlmittelstand kontrolliert. „Wichtig ist, keine kalte Flüssigkeit in den heißen Motor zu füllen“, warnt der TÜV-Experte. „Das kann zu ernsthaften Schäden führen.“

- Schwache Batterie: Hitze stresst die Fahrzeugbatterie, vor allem im E-Auto. Aber auch die Starterbatterie von Verbrennern leidet bei hohen Temperaturen. Besonders bei häufigem Stop-and-Go entlädt sich der Akku schneller. Schattige Parkplätze, regelmäßiges Nachladen und der Verzicht auf überflüssige Verbraucher helfen.

- Ausfall der Klimaanlage: Vernachlässigte Anlagen streiken schnell. Häufig sind zu wenig Kältemittel, Lecks oder defekte Bauteile die Ursache. „Wer regelmäßig zur Wartung kommt, erkennt Defekte frühzeitig – und kann rechtzeitig reagieren“, sagt Kleefeldt.

Wer clever packt, vorausschauend fährt sowie Technik und Reifen im Blick hat, startet nicht nur sicher, sondern kommt auch entspannter an. So beginnt der Urlaub bereits auf der Autobahn und nicht erst am Ziel.

„Ein einzelnes Fahrzeug, das im dichten Verkehr bremst, kann eine Kettenreaktion auslösen“, erklärt der Stationsleiter. Foto: Archiv/HN

„Ein einzelnes Fahrzeug, das im dichten Verkehr bremst, kann eine Kettenreaktion auslösen“, erklärt der Stationsleiter. Foto: Archiv/HN


Text-Nummer: 173607   Autor: TÜV/red.   vom 28.06.2025 um 12.07 Uhr

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