Kurgebiet: Politiker wollen alten Fußweg zurück

Lübeck - Travemünde: Vor gut zwanzig Jahren fiel im Seebad Travemünde ein komfortabler Fußweg einem Parkplatz zum Opfer. Weil sich seitdem Radfahrer und Fußgänger in der Außenallee einen knapp zwei Meter breiten Asphaltstreifen teilen müssen, wollen Politiker den alten Fußweg jetzt zurückhaben. Das Thema wird am Montag (07.07.2025) im Bauausschuss diskutiert.

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So sah der Brügmanngarten im Mai des Jahres 2001 aus: Ein separater Weg verlief parallel zur Außenallee

Die räumliche Trennung verschiedener Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Autofahrer und Radfahrer ist heutzutage ein zentrales Ziel der Verkehrsplaner. Es gibt dafür sogar ein Wort: „Verkehrsflächenentflechtung“. So sollen Fußgänger vor Radfahrern, Radfahrer vor Autofahrern und so weiter geschützt werden. Auf einem Teilstück der Außenallee ging man vor gut zwei Jahrzehnten den umgekehrten Weg. Politiker wollen das jetzt korrigieren.

Fußweg wurde für Parkplatz geopfert
Im Januar 2006 wurde ein dicht bewachsener Grünstreifen entlang der Außenallee gerodet, um im Brügmanngarten übergangsweise einen Parkplatz für das damalige Columbia-Hotel (ehemaliges Casino-Gebäude) zu schaffen. Der separate Weg, der entlang der Außenallee bis zur Bertlingstraße führte, endete damit vor einem Parkplatz. Später verschwand der Fußweg komplett. Der Parkplatz wurde irgendwann nicht mehr gebraucht und ebenfalls zurückgebaut. Die Sache geriet in Vergessenheit.

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Die Aufnahme aus dem Juni 2012 zeigt den für einige Jahre angelegten Hotelparkplatz. Der Fußweg knickte davor ab.

Knapp zwei Meter für Radfahrer und Fußgänger
Seit gut zwanzig Jahren endet nun der separate Weg, der entlang der Außenallee führt, direkt an der Straße „Am Brügmanngarten“. Von dort müssen sich Fußgänger und Radfahrer bis zur Bertlingstraße einen knapp zwei Meter breiten, mehr oder weniger gut geflickten Asphaltweg direkt an der Straße teilen. Dazu kommt, dass der Radweg in beide Richtungen benutzt wird. In Zeiten schwerer Lastenräder, schneller E-Bikes und elektrifizierter Tretroller kann es da schon mal eng werden.

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Seit zwanzig Jahren endet vor dem Brügmanngarten der separate Weg.

Politik will alten Weg zurück
„Der Weg wurde im Zuge der Renovierungs- und Umbauarbeiten des alten Casinos, jetzt
Grand Hotel Atlantic, für die Einrichtung eines temporären Parkplatzes zurückgebaut“, erinnert ein Antrag für die Bauausschuss-Sitzung an die Geschichte des verschwundenen Weges. Der Antrag unter dem Titel „Wiederherstellung Spazierweg im Brügmanngarten“ wird von den Ausschussmitgliedern Jan Ingwersen (CDU), Arne-Matz Ramcke (Grüne) und Dan Teschner (FDP) getragen. Der Parkplatz sei "längst zurückgebaut", erinnern die Politiker.

Enger Asphaltweg Regelwidrig?
„Radfahrer und Fußgänger quälen sich auf einem viel zu schmalen Kombifuß- und Radweg, der sicher nicht ERA konform ist“, argumentieren die Politiker in ihrem Papier. Gemeint sind die „Empfehlungen für Radverkehrsanalgen“, ein Regelwerk, das von der „Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen“ (FGSV) herausgegeben wird. Es enthält bundesweit gültige Standards für Radverkehrsanlagen, etwa zur Breite oder der Trennung zwischen Rad- und Gehweg. Dazu schreiben die Mitglieder des Bauausschusses: „Auf knapp zwei Metern begegnen sich Kinderwagen und Lastenfahrräder.“

Kombiweg nur für Radverkehr
Mit dem Fußweg im Brügmanngarten könne „der gesamte Kombiweg für den Radverkehr freigegeben werden“, argumentieren die Politiker. Der Antrag „Der alte Spazierweg im Brügmanngarten, der parallel zur Straße Außenallee verlief, ist wiederherzustellen“ findet sich ebenso wie der Skatepark-Antrag des Politiker-Trios (Wir berichteten) auf der Tagesordnung der Bauausschuss-Sitzung, die am 07.07.2025 (16:00 Uhr) im Verwaltungszentrum Mühlentor stattfindet. Der Antrag soll öffentlich behandelt werden.

Der asphaltierte Kombiweg soll Radfahrern vorbehalten sein, rechts neben dem Zaun wieder ein Weg nur für Fußgänger entstehen. So schlagen es die Politiker in ihrem Antrag für den Bauausschuss vor. Fotos: Helge Normann

Der asphaltierte Kombiweg soll Radfahrern vorbehalten sein, rechts neben dem Zaun wieder ein Weg nur für Fußgänger entstehen. So schlagen es die Politiker in ihrem Antrag für den Bauausschuss vor. Fotos: Helge Normann


Text-Nummer: 173777   Autor: Helge Normann   vom 06.07.2025 um 21.07 Uhr

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Kommentare zu diesem Text:

falscher Hase

schrieb am 07.07.2025 um 01.23 Uhr:
klingt absolut sinnvoll, leicht umzusetzen und win-win für Fußgänger und Radfahrer. Einzige Frage: warum wurde das nicht schon früher umgesetzt, also seit der Parkplatz wieder abgebaut wurde ? Sollte am besten die "Regierungspartei" SPD beantworten... (...)

Klaus Pietschmann

schrieb am 07.07.2025 um 04.52 Uhr:
Na! Da bin ich aber überrascht! Ich hatte schon in einem Komentar erwähnt, das Kraftfahrer, Radfahrer und Fussgänger sich garnicht so gerne in die Quere kommen.
Jetzt hat man das altdeutsche Wort" Verkehrsentflechtung" wiederentdeckt, und nun geht's.
Bitte für ganz Lübeck umgehend anwenden.😁🥰

KHD

schrieb am 07.07.2025 um 06.42 Uhr:
JAMMERMÜNDE!!!

Flummy62

schrieb am 07.07.2025 um 07.39 Uhr:
Gute Idee. Vielleicht sollte man auch den alten Fahrradweg in der Vorderreihe vor den Bäumen wieder herstellen da gab es keine Probleme .

F.Wolf

schrieb am 07.07.2025 um 08.07 Uhr:
Warum nicht einfach einen Schutzstreifen für die Radler auf die Straße? Wie auf dem Bild zu sehen, würde das locker gehen und völlig ausreichen.

Außerdem wäre ein Schutzstreifen auf der Fahrbahn günstiger und schneller umsetzbar, als diesen parallelen Sandweg wieder anzulegen.

Hans Meiser

schrieb am 07.07.2025 um 10.58 Uhr:
Ein Schutzstreifen wäre Müll, weil er Radfahrer nicht schützt, sondern sogar gefährdet, weil Autofahrer fälschlicherweise denken, hier müssten sie aufgrund des Strichs auf der Straße die 1,5 m Seitenabstand beim Überholen nicht einhalten.

Neumann

schrieb am 07.07.2025 um 11.35 Uhr:
Der komplette Weg sollte ausschließlich Fußgängern gehören aus Sicherheitsgründen! (Wobei natürlich auch diverse sich breit machende Fußgänger andere anrempeln gerade wenn sie in Gruppen nebeneinander stocksteif gehen ohne ausweichen zu wollen; Fahrradfahrer sind zunehmend gemeingefährlich und rücksichtslos gegenüber Fußgängern (und anderen Radfahrern) genauso wie E Scooter Fahrer, rasen an den Fußgängern vorbei millimetergenau, deshalb entweder eine komplette Trennung mit Sperrzaun zwischen Radfahrern und Fußgängern oder ab auf die Straße mit den tollen Hechten namens Radfahrern-Radrasern ohne Rücksicht auf Verluste.

Koglin

schrieb am 07.07.2025 um 14.34 Uhr:
"Schutzstreifen" - ja toll, wenn sie denn drauf bleiben würden. Selbst mehrfach erlebt im Mönkhofer Weg in Uni-Nähe: Da wird ausgeschert, um andere Radler zu überholen, und zwar ohne dies anzuzeigen und auch ohne vorherigen Schulterblick, ob frei ist. Da fragt man sich, ob denjenigen die eigene Gesundheit nichts bedeutet.

Chris

schrieb am 07.07.2025 um 21.24 Uhr:
Einfacher wäre doch alles so zu lassen und endlich(!) die Benutzungspficht des Zweirichtungsradwegs aufzuheben (oft Ursache für schwere Unfälle an Einmündungen wie zB in Kücknitz) und Radfahrer auf die gut asphaltierte und sehr übersichtliche Fahrbahn zu lassen.

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