Schwalbenschwanz in Lübeck
Lübeck: Archiv - 29.07.2025, 14.36 Uhr: In Biotopen vom Hanse-Obst e.V. und naturnahen Gärten wird der Falter vermehrt diesen Sommer gesichtet. Kehrt der Schwalbenschwanz nach Lübeck zurück? Der extrem selten gewordene Großfalter wurde in den vergangenen fünf Jahren wieder vermehrt beobachtet: 2021 entdeckte ihn Gärtner Michael Bahlrühs an seinem Staudenfenchel am Krummesser Baum.
Eine ganze Schulklasse der Grundschule Niederbüssau konnte, mit Lupen bewaffnet, die gefräßigen Raupen beobachten, die Fenchel, Dill, Pastinake oder Möhre lieben. Dort unter den Hochstämmen am Krummesser Baum etabliert der Gärtnermeister seit fünf Jahren den „Lübecker Küchengarten“ und pflanzt ohne sog. Pflanzenschutzmittel eine große Vielfalt an Gemüsesorten.
Diesen Juni wurden tagelang vier Raupen im Obst-Biotop am Moislinger Baum gesichtet, im Juli flogen dann auf der Hanse-Obst-Fläche zwei erwachsene Falter. „Was ist das für ein großer Schmetterling?“, fragte Enkelin Lena, die den Schwalbenschwanz als erste entdeckte. Ihr Großvater, Landwirt Heinz Egleder, hatte den majestätischen Großfalter seit seinen Kindertagen nicht mehr fliegen gesehen. Zehn Minuten lang konnten die beiden Naturbegeisterten dem Schwalbenschwanz hinterherpirschen. Er flog im Abstand von maximal 50 Metern ständig um die Fenchelstaude herum, wo einen Monat vorher noch die Raupen saßen. Er landete auf Wilden Möhren, Wilden Pastinaken, auf Herzgespann und auch auf offenen Bodenstellen. Dann konnte noch ein zweiter Großfalter gesichtet werden. Ein faszinierendes Erlebnis.
Seit 2021 konnte auch Naturfreund Stefan Zink in seinem naturnahen Hausgarten in Karlshof regelmäßig, auch dieses Jahr wieder, Schwalbenschwänze beobachten, sogar zwei Großfalter zur selben Zeit.
Diesen Sommer melden aufmerksame Hanse-Obst-Aktive die Sichtung des wunderschönen Großfalters aus ganz unterschiedlichen Lübecker Stadtteilen: Am 20. Juli entdeckte Familie Engels ihn in der Siedlung Gärtnergasse in Sankt Jürgen, vier Tage zuvor am Schellbruch und Mitte Juli flatterten mehrere Schwalbenschwänze in Moisling und Buntekuh. Schon Anfang Juli entdeckte ein Anwohner den Schmetterling neben dem neu eröffneten Naturerlebnisraum Strukbach in Sankt Lorenz. Aus dem Schlutuper Apfelgarten, angelegt von Hanse-Obst für die Willy-Brandt-Schule, ist diesen Sommer die Sichtung einer Schwalbenschwanz-Raupe dokumentiert.
Alle Standorte mit Nachweisen vom Schwalbenschwanz haben eins gemeinsam: vielfältige und blütenreiche Bepflanzung, keine intensive Nutzung, Verzicht von Chemie. Hanse-Obst hat im Netzwerk Essbare Stadt Lübeck inzwischen 50 Hektar solcher Flächen initiiert. Offenbar liebt der Schwalbenschwanz derartige Streuobstwiesen, die letzten offene Savannen als artenreichste Hotspots Europas. Oder spielt die Klimaerwärmung bei der Rückkehr des Großfalters eine entscheidende Rolle? Oder ist 2025 ein ausgesprochenes Schmetterlingsjahr?
Dass der Schwalbenschwanz dieses Jahr am Moislinger Baum gesichtet wurde, kommt wohl nicht von ungefähr: Auf der Travewiese mit 150 Obstgehölzen sind über 200 Wildpflanzen, darunter viele Doldenblütler, 71 Wildbienen- und 13 Fledermausarten dokumentiert. Es leben dort unter anderem Admirale, Bläulinge, Kohlweißlinge, Pfauenaugen, Schornsteinfeger, Zitronen- und C-Falter – und nun auch der Schwalbenschwanz. Die nächste kostenfreie Führung findet dort am 30. Juli 2025 ab 15:00 Uhr statt.
Der „Schöne Ritter“, wie Kenner den Schwalbenschwanz (Papilio machaon) nennen, ist aber auch in kleine Haus- oder Schrebergärten ist zu locken; jeder Gartenbesitzer kann dazu beitragen. Seine Rückkehr in unsere Stadt könnte gelingen, wenn wir vermehrt auf Vielfalt setzten, Neudeutsch auf Biodiversität, und auf chemischen Pflanzenschutz verzichtet. Wer Schwalbenschwanz-Begegnungen in letzter Zeit erlebt hat, melde sich bitte bei beim Verein Hanse-Obst e.V. kontakt@hanse-obst.de.

Der Schwalbenschwanz im Obst-Biotop am Moislinger Baum. Fotos: Egleder
Text-Nummer: 174195 Autor: Hanse-Obst vom 29.07.2025 um 14.36 Uhr
