Uni Lübeck forscht an personalisierten Impfungen gegen Krebs
Lübeck: Archiv - 13.10.2025, 08.49 Uhr: Peptid- und mRNA-Impfstoffe gegen Krebs stehen aktuell im Fokus der Immunforschung. Sie sollen das Immunsystem gezielt dazu anregen, Krebszellen zu erkennen und zu zerstören, ohne gesundes Gewebe zu schädigen. Besonders vielversprechend sind personalisierte Impfstoffe, die auf die individuellen Mutationen eines Tumors abgestimmt sind. Dazu hat die Uni Lübeck neue Forschungsergebnisse veröffentlicht.Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Marc Ehlers vom Institut für Ernährungsmedizin der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, hat nun untersucht, welche Impfstoff-Adjuvantien (Zusatzstoffe) das Potenzial besitzen, besonders wirksame Antikörperantworten gegen Tumorzellen zu erzeugen. Die Ergebnisse sind jetzt im Journal of Experimental Hematology and Oncology erschienen.
Antikörper spielen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Krebs: Sie markieren Tumorzellen für die Zerstörung durch die körpereigene Abwehr. Besonders wirksam sind Antikörper vom Typ Immunglobulin G (IgG), wenn ihnen ein bestimmter Zuckerbaustein, die Fukose, fehlt. Solche nicht-fukosylierten Antikörper können Abwehrzellen, wie natürliche Killerzellen, besonders stark aktivieren und Tumorzellen dadurch effizienter zerstören. Deshalb wird derzeit weltweit in verschiedenen klinischen Studien geprüft, ob herkömmliche (fukosylierte) therapeutische IgG-Antikörper gegen Krebs durch diese stärkeren, nicht-fukosylierten Varianten ersetzt werden können.
Personalisierte Impfstrategien gelten als vielversprechender Ansatz gegen Krebs. Mithilfe moderner Genanalysen können Forschende heute die individuellen Tumormutationen identifizieren und daraus Peptid- oder mRNA-Impfstoffe entwickeln, die den Krebs für das Immunsystem angreifbar machen. Damit Impfstoffe optimal wirken, sind sogenannte Adjuvantien notwendig. Das sind Zusatzstoffe, die die Immunabwehr gezielt anregen. Welche Adjuvantien die Bildung hochwirksamer nicht-fukosylierter IgG-Antikörper unterstützen, war bislang unklar. Genau das hat die Doktorandin Selina Lehrian aus dem Institut für Ernährungsmedizin am Campus Lübeck zusammen mit einem Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Ehlers untersucht. In einem Tumormodell konnten die Forschenden zeigen, dass nur bestimmte Impf-Adjuvantien Gedächtnis-B-Zellen bildeten, die bei wiederholtem Kontakt mit dem Tumorantigen (einer Zielstruktur auf der Oberfläche der Krebszellen) erneut nicht-fukosylierte IgG-Antikörper produzierten. Prof. Ehlers betont: „Das sind erste, aber sehr wichtige Schritte. Das Ziel muss sein, Impfstoffe gegen Krebs zu entwickeln, die im Menschen hochwirksame, nicht-fukosylierte Antikörper anhaltend erzeugen.“ In Zukunft will das Team die zugrunde liegenden Mechanismen besser verstehen und die optimale Impfstoffzusammensetzung zur anhaltenden Produktion von nicht-fukosylierten IgG Antikörpern erforschen.
Die Studie entstand in enger Zusammenarbeit mit dem TWINCORE – Institut für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und MHH, Hannover) sowie dem Leiden University Medical Center (Niederlande).

Prof. Dr. Marc Ehlers leitete die Studie zu neuen Ansätzen für personalisierte Krebsimpfungen.
Text-Nummer: 175547 Autor: Uni Lübeck vom 13.10.2025 um 08.49 Uhr
