Domschule: Bei Regen tropft es in die Klassenräume

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 13.10.2025, 12.07 Uhr: Unter dem Titel: „Unsere Kinder dürfen nicht die sein, an denen gespart wird“ hat die Elternschaft der Domschule Lübeck einen Offenen Brief veröffentlicht. In dem Brief ist von „unhaltbaren Zuständen“ die Rede: Bei Regen tropfe es durch die Decke. Und im Winter würden in machen Räumen nur 14 Grad herrschen, da die Heizung nicht zuverlässig funktioniere.

Der Offene Brief der Elternschaft der Domschule Lübeck:

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Seit mehr als zehn Jahren begleitet uns als Eltern die Hoffnung, dass die Domschule Lübeck endlich saniert wird. Zehn Jahre, in denen wir Briefe geschrieben, Gespräche geführt und auf politische Zusagen vertraut haben. Zehn Jahre, in denen unsere Kinder unter Bedingungen lernen mussten, die in keinem anderen Arbeitsumfeld akzeptabel wären.

Heute stehen wir fassungslos da: Die Grundsanierung unserer Schule, die seit Jahren geplant, durchdacht und bereits finanziell vorbereitet war, wurde gestoppt. Eine einfache, unpersönliche Mitteilung per Rundmail an die Schulleitungen mitten in den Sommerferien – und all die Arbeit, die Ideen und Hoffnungen, die damit verbunden waren, sind mit einem Schlag zunichte.

Unhaltbare Zustände – für Kinder und Lehrkräfte gleichermaßen
Das Dach der Schule ist undicht; bei Regen tropft es in die Klassenräume. Die Heizung funktioniert unzuverlässig – im Winter herrschen in manchen Räumen Temperaturen von 14 Grad. Heizlüfter dürfen nicht eingesetzt werden, weil die elektrische Anlage noch aus dem Jahr 1969 stammt und Brandgefahr besteht. Kein Arbeitnehmer müsste unter solchen Bedingungen arbeiten. Aber unsere Kinder müssen es. Und auch die Lehrkräfte, die täglich ihr Bestes geben, tun dies in einem Umfeld, das längst nicht mehr tragbar ist.

Schule ist mehr als ein Lernort
Eine Schule ist kein reiner Unterrichtsort. Sie ist ein sozialer Raum, ein Lebensort, ein Platz, an dem Gemeinschaft entsteht. Doch nicht nur die notwendigsten Instandhaltungsarbeiten wurden über Jahre versäumt – auch die Chance, Schulen zu modernen Lernorten zu machen, wurde immer wieder vertan.

In den vergangenen Jahren haben Lehrkräfte, Eltern und Architektinnen und Architekten gemeinsam Pläne entwickelt, wie die Domschule pädagogisch und räumlich neu gedacht werden kann: mit offenen Lernräumen, Rückzugsmöglichkeiten und Platz für Ganztagsbetreuung. Diese Vision lag fertig auf dem Tisch. Nun liegt sie in der Schublade.
Ein strukturelles Problem – nicht nur an der Domschule.

Die Domschule ist kein Einzelfall. Der Sanierungsstopp betrifft zwölf weitere Schulen im Lübecker Stadtgebiet. Insgesamt beträgt der Investitionsstau an Lübecker Schulen laut Bericht rund 1,55 Milliarden Euro. Wie soll das aufgeholt werden? Wo ist der Plan, wie Schulen in dieser Stadt wieder zu sicheren, zukunftsfähigen Orten werden sollen? Wir vermissen ein Konzept, das den Namen „Bildungspolitik“ verdient.

Unsere Forderung: Zukunft nicht weiter vertagen
Wir begrüßen, dass sicherheitsrelevante Maßnahmen – etwa die Dachsanierung – innerhalb der nächsten Jahre umgesetzt werden sollen. Aber das reicht nicht. Wenn das Dach ohnehin neu gedeckt wird, dann muss auch der Ausbau des Dachbodens mitgedacht werden – wie es in der ursprünglichen Grundsanierung vorgesehen war.

Hier könnten sieben dringend benötigte Räume entstehen, die für Ganztagsbetreuung und Unterricht genutzt werden könnten. Derzeit findet der Ganztag notgedrungen in den Klassenräumen statt – eine Doppelnutzung, die weder pädagogisch sinnvoll noch räumlich ausreichend ist. Das passt nicht zu den öffentlichen Versprechen, den Ausbau des Ganztags zu priorisieren. Herr Friedemann vom Bereich Schule und Sport hat genau das in der Zeitung betont – jetzt wäre die Gelegenheit, diesen Worten Taten folgen zu lassen.

Es geht um Verantwortung – und um Haltung
Was an der Domschule geschieht, steht exemplarisch für ein grundsätzliches Problem: Die Prioritäten in unserer Stadt und unserem Land liegen nicht dort, wo sie liegen sollten. Jahr für Jahr werden Investitionen in Kinder und Bildung verschoben. Jahr für Jahr heißt es: „Wir können gerade nicht.“

Aber die Kinder warten nicht. Sie wachsen auf – in Schulen, die sinnbildlich für politische Versäumnisse stehen. Wir Eltern fordern die Stadt und das Land auf, endlich Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur für Dächer und Heizungen, sondern für die Zukunft der Kinder, die in diesen Räumen lernen.

Wir fordern ein klares Konzept, wie Schulen in Lübeck instandgesetzt und modernisiert werden – und wie sichergestellt wird, dass Sanierungen nicht noch einmal verschoben oder gestrichen werden.

Unsere Kinder verdienen Räume, die sicher, warm und inspirierend sind. Räume, die zeigen: Ihr seid es wert. Bitte setzen Sie sich für unsere Kinder und ihre Zukunft ein. Wir Eltern gehen auch gerne mit Ihnen ins Gespräch.
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Die Eltern schlagen Alarm: „Das Dach der Schule ist undicht; bei Regen tropft es in die Klassenräume. Die Heizung funktioniert unzuverlässig – im Winter herrschen in manchen Räumen Temperaturen von 14 Grad“. Foto: Archiv/HN

Die Eltern schlagen Alarm: „Das Dach der Schule ist undicht; bei Regen tropft es in die Klassenräume. Die Heizung funktioniert unzuverlässig – im Winter herrschen in manchen Räumen Temperaturen von 14 Grad“. Foto: Archiv/HN


Text-Nummer: 175558   Autor: Elternschaft/red.   vom 13.10.2025 um 12.07 Uhr

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