Tausende Unterschriften: Hunde wollen ihren Strand zurück

Lübeck - Travemünde: Gut möglich, dass das ein oder andere Bürgerschaftsmitglied die Vorlage nicht ganz so sorgfältig durchgelesen hat. Jedenfalls ging die neue Strand­satzung durch. Die Folge: Statt ab dem 01. Oktober dürfen Hunde erst ab dem 01. November mit an den breiten Travemünder Kurstrand genommen werden. Das sorgt für Unmut, es wurde sogar eine Petition gestartet (Wir berichteten). Mehr als 3.600 Unterzeichner hat das Dokument inzwischen.

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Bürgerschaft streicht Hundehaltern den Oktober
Im Sommer ist der Kurstrand den Menschen vorbehalten. Im Winter dürfen sie ihre Vierbeiner mitnehmen. Dass das jetzt im Oktober nicht mehr so ist, sorgt für Protest. Begründet hat die Verwaltung das in ihrer Vorlage für die Bürgerschaft mit einer „Anpassung des Zeitraumes auf die gesetzliche Regelung aus dem Landesnaturschutzgesetz". Demnach dürfen Hunde vom in der Zeit vom 01. April bis 31. Oktober nicht an die Strände (Ausnahme sind die ausgewiesenen Hundestrände). Entsprechend steht es jetzt in der Strandsatzung.

Naturschutzgebiet nur auf dem Papier
Die Interessengemeinschaft „Hundelobby“ lässt das Argument „Naturschutzgebiet“ nicht gelten. Schließlich würden dort durch die Kurverwaltung mit großen Maschinen „zehntausende Tonnen Sand“ bewegt und „fein säuberlich gesiebt“, der Seetang abgefahren. „Hier gibt es weder Flora noch Fauna“, schreibt der Verein Hundelobby. Folglich gäbe es auch nichts zu schützen.

Mehr als 3.600 Unterzeichner fordern den Oktober zurück
Eine Petition auf der Seite Change.org wendet sich an Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau: „seit über 20 Jahren ist es zulässig und in der Strandsatzung verbrieft, dass wir mit unseren Hunden ab Anfang Oktober am Kurstrand Travemünde laufen dürfen. Nun soll uns das unter Androhung von Strafen verboten sein“, heißt es darin. Mehr als 3.600 Unterzeichner fordern darin: „Sorgen Sie dafür, das dies auch weiterhin an den Stränden Lübeck/Travemünde möglich ist!“

Hundehalter sehen Bürgermeister in der Verantwortung
„Als Bürgermeister liegt es bei Ihnen, eine entsprechende Ausnahmegenehmigung zu organisieren beziehungsweise die Sondernutzung wieder in Kraft zu setzen“, heißt es in der an Bürgermeister Jan Lindenau gerichteten Petition. „Der Bürgermeister hat bis heute nicht geantwortet“, ärgert sich Andreas Schwarberg, Initiator der Petition, in einem Facebook-Post in der Gruppe „Travemünder Magazin“.

Naturschutzgesetz: Gemeinde kann Sondernutzung für Hunde zulassen
Im Landesnaturschutzgesetz (§ 32 Abs. 2 LNatSchG) heißt es klar: „Das Reiten und das Mitführen von Hunden ist auf Strandabschnitten mit regem Badebetrieb in der Zeit vom 1. April bis zum 31. Oktober verboten, wenn nicht die Gemeinde im Rahmen einer zugelassenen Sondernutzung etwas anderes bestimmt. Das Verbot gilt nicht für Diensthunde von Behörden, Hunde des Such- und Rettungsdienstes sowie des Katastrophenschutzes, Blindenführhunde sowie Behindertenbegleithunde im Rahmen ihres bestimmungsgemäßen Einsatzes und ihrer Ausbildung.“ Entsprechend durften Hunde viele Jahre lang bereits im Oktober an den Strand. Bis die Satzung jetzt durch die Verwaltung geändert wurde.

Lokalpolitiker soll Hundelobby bedrängt haben
In einem weiteren Facebook-Beitrag berichtet der Initiator der Petition, Andreas Schwarberg, von einem Anruf durch einen Travemünder CDU-Politiker: „Wir sollen doch mit dem Quatsch aufhören, die Hunde-Lobby hätte mit dem Grillverbot doch schon so viel bekommen“, beschreibt er den Tenor des Anrufes.

Diskussionen in den sozialen Netzwerken
In den sozialen Netzwerken schlagen die Wellen hoch: Die neue Verordnung mache keinen Sinn, schreibt etwa eine Leserin und postet dazu ein Foto des leeren Kurstrandes. Ein Urlauber berichtet, aufgrund der Regelung nun nach Haffkrug ausgewichen zu sein. Und ein weiterer Leser fragt: „Wann ist die nächste Wahl??“ Nicht immer geht es sachlich zu: „Hunde pinkeln und machen überall hin. Ihr Hundebesitzer seid echt nervig“, schreibt da einer und bekommt sofort Konter: „Möwen, Krähen, Schwäne und auch Menschen funktionieren auch so.“

Hundelobby will sich im Ortsrat äußern
Tatsächlich sieht man am Kurstrand auch im Oktober Hunde laufen. Nicht jeder achtet auf die geänderte Beschilderung. Damit der Strandbesuch auch wieder offiziell mit Vierbeinern möglich ist, müsste wie früher eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden. Die Hundelobby will darauf auch im Travemünder Ortsrat hinwirken und hat sich für die Sitzung am 13.11.2025 (19:00 Uhr) in der Aula der Stadtschule angekündigt.

Die Hundelobby möchte mit ihren Vierbeinern wie bisher schon im Oktober an den Strand. Fotos: Helge Normann

Die Hundelobby möchte mit ihren Vierbeinern wie bisher schon im Oktober an den Strand. Fotos: Helge Normann


Text-Nummer: 175674   Autor: Helge Normann   vom 18.10.2025 um 14.17 Uhr

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