Schule am Meer: Eltern klagen über akuten Raum- und Ressourcenmangel
Lübeck - Travemünde: Unter dem Titel „Ernsthafte Besorgnis über die räumliche und infrastrukturelle Situation“ hat die Elternschaft der Travemünder „Schule am Meer“ (Steenkamp) einen „Offenen Brief“ veröffentlicht. Die Eltern mahnen die „Dringende Sicherung der Bildungsqualität durch Behebung des akuten Raum- und Ressourcenmangels an der Schule am Meer“ an.Wir veröffentlichen den offenen Brief der Elternschaft im Wortlaut:
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Wir, die Eltern, vertreten durch den Schulelternbeirat, sowie die Schülerinnen und Schüler der Schule am Meer, wenden uns heute mit ernsthafter und wachsender Besorgnis an Sie. Die aktuelle Situation an unserer Schule ist durch erhebliche räumliche und infrastrukturelle Engpässe geprägt. Diese Umstände beeinträchtigen die Qualität des Unterrichts und das Schulklima in einem Maße, das wir nicht länger hinnehmen können.
Das kontinuierliche Wachstum der Schülerzahlen (zuletzt von 475 auf 510) erfordert eine umgehende Anpassung der Infrastruktur. Das Missverhältnis zwischen der gestiegenen Schülerzahl und den vorhandenen Ressourcen gefährdet die Erfüllung des Bildungsauftrags.
Analyse der aktuellen Herausforderungen
Die Fakten verdeutlichen die negativen Auswirkungen auf den Schulalltag und die Lehrmöglichkeiten:
1. Akute Raumnot und Überlastung: Bei 510 Schülerinnen und Schülern stehen lediglich 24 Klassenräume zur Verfügung. Dies führt zu einer inakzeptablen Überlastung und zwingt die Schule zur Auflösung notwendiger Fachräume.
2. Beeinträchtigung der Fach- und Differenzierungsmöglichkeiten: Zur Kompensation der Raumnot werden drei essenzielle Fachräume (Musik, Kunst, IT) in allgemeine Klassenräume umgewandelt. Diese drastische Einschränkung der Ausstattung limitiert die kreative, musische und digitale Bildung. Die verbleibenden vier Differenzierungsräume für zehn Jahrgänge (Klasse 1–10) sind zur Gewährleistung individueller Förderung unzureichend.
3. Eingeschränkter naturwissenschaftlicher Unterricht: 18 Sekundarstufenklassen teilen sich lediglich zwei naturwissenschaftliche Fachräume. Da einer dieser Räume aufgrund seines baulichen Zustands nur eingeschränkt nutzbar ist, entsteht eine immense logistische Belastung. Die Durchführung des notwendigen, experimentellen Unterrichts in der geforderten Qualität und Frequenz ist unter diesen beengten Bedingungen nicht mehr gewährleistet.
4. Limitierung des Sportunterrichts: Die Kapazität der Sporthalle ist erschöpft. Die Notwendigkeit, regelmäßig bis zu drei Klassen gleichzeitig zu unterrichten, schränkt die Qualität, Vielfalt und Durchführung des Sportunterrichts erheblich ein.
5. Besondere pädagogische Herausforderungen (Inklusion und DAZ): Die Schule am Meer trägt mit aktuell 49 Kindern mit ausgewiesenem Förderbedarf und als DAZ-Zentrum (Deutsch als Zweitsprache) für die Sekundarstufe I in Travemünde eine erhöhte Verantwortung. Die Einhaltung der Inklusionsvorgaben und die notwendige Sprachförderung erfordern zwingend zusätzliche Räume für Differenzierung und Kleingruppenarbeit, welche durch die akute Raumnot und die Auflösung der Fachräume systematisch verwehrt werden.
Nicht tragbare Zukunftsplanung
Der Schulträger plant langfristig eine Dreizügigkeit in allen Jahrgangsstufen (erforderlich sind mindestens 30 Klassenräume). Angesichts dessen ist die Tatsache, dass für das kommende Schuljahr bereits vier Räume fehlen und eine geplante Übergangslösung (Container) mangels Finanzierung nicht realisiert wurde, höchst problematisch.
Die in Aussicht gestellte Realisierungsdauer des notwendigen Ausbaus von bis zu 20 Jahren ist angesichts der akuten und wachsenden Problematik weder tragbar noch akzeptabel. Wir sehen darin eine erhebliche Benachteiligung für kommende Schülergenerationen.
Unsere konkreten Erwartungen
Zur Sicherstellung der Bildungsqualität und zur Wahrung der Chancengleichheit fordern wir dringend die folgenden Maßnahmen:
1. Dringende Freigabe der Mittel für eine Übergangslösung: Die Containerlösung muss unverzüglich finanziert und umgesetzt werden, um die fehlenden Klassenräume für das kommende Schuljahr bereitzustellen.
2. Priorisierung der baulichen Instandhaltung: Der Fachraum Naturwissenschaften, der aufgrund seines baulichen Zustands eingeschränkt ist, muss zeitnah instand gesetzt oder durch einen voll funktionsfähigen Ersatzraum ersetzt werden.
3. Verbindlicher und realistischer Masterplan: Wir fordern die Vorlage eines finanziell gesicherten und auf maximal fünf Jahre begrenzten Masterplans zum umfassenden Ausbau der Schule auf Dreizügigkeit und zur Wiederherstellung aller benötigten Fach- und Differenzierungsräume.
Wir erwarten von Ihnen als Verantwortliche die Anerkennung dieser dringlichen Situation und die Aufnahme eines konstruktiven Dialogs, um die notwendigen Lösungsansätze zeitnah zu entwickeln und umzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen und der Erwartung zeitnaher Lösungen.
Die Elternschaft, vertreten durch den Vorstand des Schulelternbeirats, und die Schülerinnen und Schüler der Schule am Meer
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Der offene Brief beklagt eine akute Raumnot und Überlastung in der Travemünder „Schule am Meer“. Foto: Archiv/HN
Text-Nummer: 175693 Autor: Elternschaft/red. vom 20.10.2025 um 11.07 Uhr
