Initiative kritisiert: Spielplatz Kanalstraße ist nicht barrierefrei
Lübeck - Innenstadt: Auf Einladung der „Initiative Inklusion“ und des „Beirats für Menschen mit Behinderung“ fand eine Begehung des Spielplatzes an der Kanalstraße statt. Ziel war es, die Barrierefreiheit und Inklusion des Spielplatzes zu prüfen und gemeinsam mit Eltern, Kindern, Anwohnern sowie Politikern ins Gespräch zu kommen. Das Ergebnis war eindeutig: Der Spielplatz ist nicht barrierefrei.
Kein einziges Spielgerät ist inklusiv nutzbar, die Zugänge sind nicht rollstuhlgerecht, und auch für Eltern oder Großeltern mit Behinderung ist der Ort kaum zugänglich, kritisiert die Initiative.
„Gina kann auf einem solchen Spielplatz nicht teilhaben“, sagt Diana Perzl, Mutter der 18-jährigen Gina, die mit einer motorischen und kognitiven Behinderung lebt und gerne auf Spielplätzen spielt. „Sie liebt es, draußen zu sein, andere Kinder zu beobachten und selbst zu schaukeln – aber hier geht das für ein Kind mit Rollstuhl kaum. Das ist traurig und zeigt, wie wenig an Inklusion bislang gedacht wurde.“

Während der Begehung wurde deutlich, dass die Situation nicht nur Kinder betrifft. Auch Eltern und Begleitpersonen mit Einschränkungen können ihre Kinder kaum unterstützen oder beaufsichtigen. Damit bleiben Spielplätze Orte, die Menschen mit Behinderung ausschließen – anstatt Teilhabe zu ermöglichen.
Christian Brandt, Mitglied im Beirat für Menschen mit Behinderung schildert seine Erfahrungen: „Familien würden gerne gemeinsam auf den Spielplatz gehen, aber mit einem Rollstuhl kommt man hier kaum voran. Rampen fehlen, Wege sind uneben, mit Gras bewachsen oder sandig – so wird einem das gemeinsame Spielen unmöglich gemacht.“
Dennoch war die Stimmung von konstruktivem Austausch geprägt. Anwohner nutzten die Gelegenheit, ihre Eindrücke zu teilen und Ideen einzubringen. Gülcan Kara und Georg Gemander, die in der Nachbarschaft wohnen, betonten: „Wir sind der Initiative Inklusion sehr dankbar für diesen Impuls. Erst durch die Begehung wurde uns bewusst, wie viele Barrieren es hier tatsächlich gibt – und dass sich etwas ändern muss.“

Die Initiative Inklusion wird die bei der Begehung gesammelten Beobachtungen und Anregungen dokumentieren und gemeinsam mit dem Beirat für Menschen mit Behinderungen in die zuständigen Gremien einbringen. Ziel ist es, konkrete Maßnahmen für den Umbau bestehender Spielplätze und die inklusive Planung neuer Anlagen zu erreichen.
Die Mitglieder der Initiative Inklusion Mandy Schellbach und Mascha Benecke-Benbouabdellah erklärten: „Wir möchten uns dafür stark machen, dass künftig jeder Spielplatz in Lübeck inklusiv wird. Es darf keine Ausnahme mehr sein, dass alle Kinder – mit und ohne Behinderung – gemeinsam spielen können. Inklusion beginnt auf dem Spielplatz.“

Die Zugänge sind nicht rollstuhlgerecht, und auch für Eltern oder Großeltern mit Behinderung ist der Ort kaum zugänglich, kritisiert die Initiative. Fotos: Helge Normann
Text-Nummer: 175766 Autor: Initiative/red. vom 23.10.2025 um 14.31 Uhr
