DGGzL: Gedenken an den Ochi-Tag

Am Ochi-Tag geht es um die Ablehnung des Ultimatums Mussolinis im Jahr 1940. Auch heute erinnert die griechische Diaspora (rund elf Millionen Menschen) weltweit daran – in den USA, Australien, Schweden – und so auch in Lübeck.

Der „Ochi-Tag“ markiert den historischen Moment, als Griechenland sich weigerte, mit den Achsenmächten zu kooperieren. Mussolinis Italien (ein starkes Industrieland) erklärte daraufhin Griechenland (ein Agrarland) den Krieg. Der Tag wird in Griechenland mit großen Paraden und Gedenkveranstaltungen begangen.

Kein anderes Land hat den Achsenmächten so lange Widerstand geleistet. Winston Churchill sagte in einer BBC-Radiosendung: „Bisher pflegten wir zu sagen, die Griechen kämpfen wie Helden. Jetzt werden wir sagen: Die Helden kämpfen wie Griechen.“ Als der italienische Angriff in einen Rückzug umschlug, entsandte Hitler Wehrmacht und Waffen-SS. Sie begingen tausende Kriegsverbrechen, darunter Massaker und die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung – insbesondere der bedeutenden Gemeinde (ca. 46.000 Menschen) in Thessaloniki. Die Kriegsverluste Griechenlands – militärische und zivile Opfer – waren erheblich: rund 5,5 Prozent der Bevölkerung (ca. 400.000 von ca. 7,25 Mio. Menschen) starben. Später kam es auch zu Massakern gegen italienische Truppen, wie die Erschießung von 5.200 ergebenen Soldaten der Division „Acqui“ auf Kefalonia (21. und 22. September 1943). Ca. 1.700 Dörfer (Thomas Jander, Deutsches Historisches Museum, Berlin, 2015) wurden zerstört. Die zivile Bevölkerung erschossen, sogar bei lebendigem Leibe verbrannt (z.B. in der Nähe von Thessaloniki, „Choriatis“).

„Meine Großmutter erlebte zuerst den Überfall auf ihr Dorf und danach die Zerstörung durch Brand. Sie hätte sich nie vorstellen können, dass eines ihrer Enkelkinder, die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen würde“, so Spyridon Aslanidis, Sprecher der Deutsch-Griechischen Gesellschaft zu Lübeck (DGGzL). Die zuständigen Generäle wurden 1947/1948 verurteilt, aber 1951 begnadigt und bezogen bis 1982 Pension.

Materielle Verluste betrafen zerstörte Infrastruktur, zerstörte Handelsschiffe und Zwangsanleihen. Heute sind Griechenland und Deutschland Partnerländer, verbunden durch Freundschaft und Zusammenarbeit in EU und NATO.

„Viele – wie ich – haben zwei Heimaten“, so Aslanidis. Er diente bei der griechischen Armee im Grenzgebiet in den 1990ern. „Deutschland war nicht ein Feind. Wir – alle Jungs um die Zwanzig herum – haben Europa und NATO-Gebiet gesichert. Uns war es klar, Schnittblumen und Haferkekse schrecken keinen ‚Hitler‘ ab“. Daher waren sie mit Maschinengewehren, Handgranaten, Panzerfaust und 1.800 Schuss Munition (7,62 mm) pro Mann für den Ernstfall vorbereitet. „Da hat eine stille Nacht ein ganz besonderes Feeling. Mir ging es darum, Freiheit und Souveränität verteidigen zu können. Damals waren solche Begriffe in Deutschland eher Schimpfwörter. Jetzt sehen wir in der Ukraine, was das bedeutet.“

Die DGGzL nutzt diesen Tag für die Völkerverständigung: „Der Ochi-Tag ist Symbol für Mut, Widerstand gegen Nazis. Und zugleich für die Kraft der Versöhnung und Freundschaft der Völker“, betont der Sprecher der Gesellschaft. „Heutige Herausforderungen, wie der brutale Krieg gegen die Ukraine, fordern Solidarität. Und später Versöhnung. Das wird schwierig werden – es ist aber möglich“. Die Gesellschaft mit einer entsprechenden Diskussionsrunde und einem Impulsvortrag den Dialog fördern.

Mit einer Feier im Familienzentrum Moisling wurde an den Ochi-Tag gedacht. Foto: DGGzL

Text-Nummer: 175875   Autor: DGGzL/red.   vom 28.10.2025 um 21.21 Uhr