Protest-Welle: Kippt die Politik das Hunde-Verbot?
Lübeck - Travemünde: „Wir freuen uns sehr für euch, und eure vierbeinigen Begleiter, wenn auch angeleint, dass ihr unseren breiten Sandstrand jetzt wieder gemeinsam nutzen könnt“, schrieb das Atlantic Grand Hotel Travemünde in einem Social-Media-Post. Der Grund: Nach Jahrzehnten hatte die Kurverwaltung verboten, dass Hunde wie gewohnt schon im Oktober an den Strand dürfen. Viele Einheimische und Gäste hatte das offenbar überrascht. Die wehren sich zunehmend.
Seit dem 01. November können Vierbeiner wieder ihre Pfotenabdrücke im Strandsand hinterlassen.
Man wünsche den Strandbesuchern mit ihren Fellnasen viel Spaß und freue sich, sie als Gäste im Grand Hotel begrüßen zu dürfen, schrieb das bekannte Hotel in erster Reihe. „Natürlich mit euren Hunden!“ Die Vierbeiner haben durchaus auch eine Bedeutung für die Tourismuswirtschaft.
Kurbetrieb verbietet Strandbesuch für Hunde
Jahrzehntelang galt, dass der breite Kurstrand von Travemünde von April bis September den Menschen vorbehalten war. In der kalten Jahreszeit, wenn die Strandkörbe abgeräumt sind und kaum noch jemand baden und buddeln mag, durften auch die Vierbeiner mit. Das hat die Kurverwaltung geändert und den Hunden den Oktober gestrichen. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Fast viertausend Menschen haben mittlerweile eine Petition unterschrieben, die eine Rücknahme des Verbots fordert (Wir berichteten).

Kurverwaltung nennt vier Gründe für das Hundeverbot
Bereits im Mai 2025 hatte die Kurverwaltung schriftlich zu den Gründen für die Änderung Stellung genommen. Darin werden die intensive Nutzung des Strandes aufgrund der Erderwärmung und die Herbstferien der Bundesländer genannt. Zumindest in diesem Jahr blieb der Strand allerdings weitestgehend leer. Weiter werden als Grund nicht näher genannte oder bekannte Oktober-Veranstaltungen am Strand genannt. Einzig das seit Jahrzehnten Anfang Oktober stattfindende Herbstdrachenfest wird als „Beispiel“ angeführt. Und als viertes Argument nicht näher ausgeführte „Beschwerden über Belästigungen und Konfliktsituationen durch frei laufende Hunde am Strand“.

Die vier Argumente der Kurverwaltung gegen Hunde im Wortlaut:
– „Aufgrund des zunehmenden Temperaturanstiegs in den Spätsommer- und Herbstmonaten findet bereits seit einigen Jahren bis weit in den Oktober hinein eine intensive Nutzung der Strände statt.“
– „In den Oktober fallen die Herbstferien der meisten Bundesländer. Vor allem Familien mit Kindern nutzten diesen Urlaubszeitraum an der Ostsee, um in den Genuss von den Nebensaisontarifen bei den Vermietern und der Kurabgabe zu gelangen.“
– „Darüber bietet das Seebad Travemünde seinen Einheimischen und Gästen im Oktober Veranstaltungen am Strand, wie zum Beispiel das Drachenfest an.“
– „In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Beschwerden über Belästigungen und Konfliktsituationen durch freilaufende Hunde am Strand gerade im Monat Oktober stark angestiegen. Diese Sachlage ist in die Abstimmung des Neuerlasses der Strandsatzung eingeflossen.“

Gerüchteküche brodelt
Besonders die von der Kurverwaltung nicht bezifferten oder näher aufgeführten Vorfälle im Oktober vergangenen Jahres bringen die Gerüchteküche unter Hundefreunden zum Brodeln. Zurzeit kursiert, dass es sechs Vorfälle im Oktober 2024 gewesen sein sollen. Es soll ein Schwan durch einen Hundebiss in den Hals zu Tode gekommen sein. Andere Hundehalter hegen allerdings den Verdacht, dass die Vorfälle nur ausgedacht sind, um das Verbot zu rechtfertigen.
Thema in der Politik
Dem Vernehmen nach wird das Thema mittlerweile auch in den politischen Fraktionen besprochen. Und die sehr aktive Travemünder „Hundelobby“ will auch auf der nächsten Sitzung im Travemünder Ortsrat Präsenz zeigen. Die findet am 13.11.2025 (19:00 Uhr) in der Aula der Stadtschule Travemünde statt.

Vierbeiner tollen jetzt wieder unbeschwert am Kurstrand herum, während sich die Zweibeiner um das Oktober-Verbot streiten. Fotos: Helge Normann
Text-Nummer: 175985 Autor: Helge Normann vom 04.11.2025 um 15.34 Uhr

Kommentare zu diesem Text:
Jürgen
schrieb am 05.11.2025 um 06.08 Uhr:
Es gibt in Travemünde doch einen Hundestrand dort können sich die Tiere doch frei bewegen. Dort sind dann auch keine Kinder die ohne Angst vor bellenden Hunden im Sand spielen können .
Jane M.
schrieb am 05.11.2025 um 06.30 Uhr:
Sollte tatsächlich ein Tier durch einen Hundebiss zu schaden gekommen sein, ist das natürlich nicht schön. Auf der anderen Seite frage ich mich, wann dann im Gegenzug das Menschenverbot kommt. Auch wenn ich bezweifle, dass Badegäste Schwänen in den Hals beißen; aber dass der hinterlassene Müll für Verletzungen und durch Aufnahme als Futter auf lange Sicht zum Tode führt, sollte inzwischen bekannt sein. Somit wäre ein entsprechendes Verbot nur Konsequent.
Sollten mehrfache Beschwerden dahingehend dann ausreichend sein um ein Verbot über sie Sommermonate zu erwirken, so wie sie ausreichend waren um Hunde im Oktober zu verbieten, bin ich gerne bereit mich regelmäßig über Kippenreste und Verpackungsmüll zu beschweren.
Oliver
schrieb am 05.11.2025 um 07.07 Uhr:
Ich sehe das Problem nicht. Wo viele Menschen sind, sollten Hunde angeleint bleiben. Punkt.
Oft genug heißt es immer von ignoranten Hundehaltern "ja der tut doch nichts" oder "der freut sich doch nur", bis dann doch etwas passiert und der zubeißt, weil der irgendeinen Lärm falsch versteht. Und auch wenn nichts passiert, viele haben nun mal keine Lust darauf von Hunden bedrängt oder fast angesprungen zu werden.
Ich wurde mal von einem Hund in den Arm gebissen auf nem Kindergeburtstag, weil der Hund dachte, ich würde meine Schwester angreifen, dabei hatten wir nur gespielt. Seitdem hab ich es auch nicht gerne, wenn mir ein Hund zu nahe kommt, aber sowas wollen Hundehalter ja nicht sehen. "Meiner ist doch ganz brav." "Der würde sowas nie tun." "Stellen sie sich mal nicht so an."
Oft genug gehört, oft genug auf Unverständnis gestoßen, allesamt ignorant und egoistisch statt Rücksicht zu nehmen.
Andreas H
schrieb am 05.11.2025 um 09.36 Uhr:
Am Montag (03.11) war meine Tochter mit ihrer fünfjährigen Tochter am Kurstrand.Mit dabei : eine große Tasche,in der sich Sandspielzeug und die Schuhe des Kindes befanden.Plötzlich kam ein großer, nicht angeleinter Hund und pinkelt in aller Ruhe genau in die Tasche und lief davon.Alles naß...
Von meiner Tochter darauf angesprochen,
erwiderte die Besitzerin :"...was lassen Sie hier Ihren Kram auch rumliegen " und verließ zügigen Schrittes den Tatort.
Genau diese rücksichtslosen Hundebesitzer brauchen wir dort nicht !
Sven Sommer
schrieb am 05.11.2025 um 10.33 Uhr:
Da will ein Mitarbeiter der Hansestadt Lübeck einfach mal wichtig sein, mal was Neues machen...es geht nicht darum, ob das Sinn macht. Einfach mal wieder die Bürger ärgern und sich dafür vom Bürgermeister einen Bussy abholen.
KHD
schrieb am 05.11.2025 um 10.48 Uhr:
Solange Hundebesitzer nicht in der Lage sind ihrer AufsichtsPFLICHT nachzukommen,
ist ein Verbot vllt etwas übertrieben - eine AnleinPFLICHT aber zwingend notwendig.
@jane: Hunde sind KEINE Menschen. Der Vergleich ist absurd.
Rosi
schrieb am 05.11.2025 um 11.03 Uhr:
Ich verstehe nicht, dass einige Menschen nicht mehr mit Tieren, Natur und der Umwelt leben können. Alles soll verboten, abgeschossen und für unsere Bedürfnisse vernichtet werden.
Ich bin als Kind mehrfach vom Hund gebissen worden, weil man als Kind Blödsinn macht und mein Vater dann mit recht sagte: "Selber Schuld". Es trifft nicht den Hund Schuld, sondern die Eltern, die ihre Kinder nicht aufs Leben vorbereiten. Wenn es schlimme Sachen auf der Welt gibt, sind es bestimmt keine
Hunde, sondern die Menschen. Und die dürfen "Alles"? und sind überall.
Powow
schrieb am 05.11.2025 um 11.05 Uhr:
@andreas: das hört sich irgendwie nach einer geschichte aus dem Paulanergarten an und wird wenn überhaupt die absolute Ausnahme sein.. ;) aber klar, sowas geht gar nicht. Ist ja ekelig.
Christian Kuhlmey-Becker
schrieb am 05.11.2025 um 11.49 Uhr:
Was hilft ist gegenseitige Rücksichtnahme. Es werden immer wieder Negativbeispiele aufgeführt und zum Pauschalisieren genutzt, ob bewusst oder durch Gedankenlosigkeit sei dahingestellt. Die Normalität spiegelt das jedenfalls nicht wider.
Barbara
schrieb am 05.11.2025 um 12.19 Uhr:
Es gibt mit Sicherheit etliche Vorfälle, in denen Spaziergänger von Hunden belästigt werden. Nur nehmen die meisten es hin, angesprungen, angekläfft oder angeknurrt zu werden. Denn wenn man was sagt, wird man gewöhnlich angepampt. Man bekommt sogar den Tipp doch woanders spazieren zu gehen. Viele (natürlich gibt es Ausnahmen) wirken auf mich einfach nur ignorant und egoistisch.
Ich versuche größtmöglich den Leuten und den Hunden auszuweichen. Habe schon zu viel negatives erlebt. Und leider bekommen die jetzt ihr angebliches Recht zurück? Schade, denn es gjbt auch Leute die den Strand genießen wollen ohne belästigt zu werden. Die schreien wohl nur nicht laut genug.
Alex
schrieb am 05.11.2025 um 14.13 Uhr:
Das Problem sind nun wirklich nicht die Hunde sondern wieder einmal einige ignorante Hundehalter.
Negativbeispiele gibt es zuhauf.
Es gibt immer wieder Konflikte zwischen unbeteiligten Passtanten und Hunden, vom daher gehören Hunde ohne Leine generell an den Hundestrand, in den Wintermonaten auch gerne Angeleint! mit an den normalen Strand.
Im übrigen sieht man auch bei den "kleinen süßen" immer wieder, dass sie rastende Zugvögel, teils auch streng geschützte Arten, aufscheuchen und jagen.
Das ist nicht "putzig" sondern hat für die Vögel einen hohen Energieverbrauch zur Folge, was bei häufigen Störungen durchaus zum Tode führt.
Und auch mit wurde schon mal von einem nicht angeleinten Hund der Weg versperrt und ich würde aggressiv angebellt. Ein Sprühstoß Tierabwehrspray hat die Sache für mich entschärft, der Hundehalter war nicht erfreut und Einsicht hat auch gefehlt.
Lübeckerin
schrieb am 05.11.2025 um 14.33 Uhr:
Ich würde es schön finden, endlich mal eine Wiese ohne Hundekotreste vorzufinden, um mit meiner Familie zu picknicken oder eine saubere Liegewiese (so wie es die Wiese vor dem Dom einmal war ...). Auch die Spielplätze sind verunreinigt. Von den Naturschutzgebieten ganz zu schweigen. Viele Menschen verwechseln Haustiere leider mit Wildtieren und denken, Haustiere würden in die Natur gehören. Die Wildtiere und die Natur haben keine Lobby. Ich denke, wir haben hier ein Bildungsproblem und es benötigt Aufklärung und Regeln, welche durchgesetzt werden.
R.hampel
schrieb am 06.11.2025 um 11.24 Uhr:
Wo ist das Problem für die Hundehalter, wenn die Gemeinde das seit 2010 bestehende Landesnaturschutzgesetz endlich begründet anwendet?
Und es gibt doch einen Hundestrand, an dem hat sich ja die Travemünder Hundelobby sogar noch einen Luxus-Hundesteg bauen lassen.
Fehlt nur noch, daß ein Plattenweg dahin für die in meinen Augen mehr als alberne Mode mit den Hunde(Kinder)wagen gefordert wird.
Rosi schreibt, schuld sind die Eltern wenn die Kinder angefallen und gebissen werden. So ein Blödsinn, schuld sind natürlich die Halter die es nicht auf die Reihe bekommen ihre Tiere zu erziehen. Und so sind eben viele verzogen und nicht erzogen.
Im Übrigen ist der Strand in der Zeit vom 01.11.- bis 31.03. "auch" für Hunde frei, einige Hundebesitzer scheinen zu glauben nur für Hunde. Und einige glauben nach wie vor daß die Hunde wegen der Zahlung von Hundesteuer auch am Strand hemmungslos herumkoten dürfen. Da fehlt es an Erziehung der Halter.
Und zu der Petition, da würde ich mich freuen wenn es mindestens genauso viel Engagement für die Kinder in Travemünde geben würde. Auch von Hunde haltenden Politikern.