Pressefreiheit – verlässliche Information ist ein Grundbedürfnis

Lübeck: Im Rahmen der 'Hamburger Woche der Pressefreiheit' haben NDR Schleswig-Holstein und NDR-Info am Dienstagnachmittag zu einem Podiumsgespräch in das Lübecker Übergangshaus eingeladen. Etwa 100 interessierte Lübeckerinnen und Lübecker folgten der Einladung und den Ausführungen der Podiumsteilnehmer.

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Moderiert wurde die Runde von der erfahrenen NDR-Moderatorin Harriet Heise und das Podium war bestückt mit Chefredakteur Rüdiger Ditz von den Lübecker Nachrichten, Alice Echtermann aus der neu gebildeten Abteilung Faktenüberprüfung beim NDR und Fabian Grischkat, der sich als bekannter Influencer und Moderator überwiegend in den sozialen Medien tummelt.

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Die Runde kam schnell auf den Punkt. Die Medien wissen, dass sie in der Kritik stehen und oft kritisch hinterfragt wird, was sie berichten. Man versucht dem entgegenzuwirken, dass man oft in Redaktionsrunden kritische Themen erörtert, um auch möglichst alle Aspekte, die erwähnt werden müssen, zu erfassen. Man versucht, die Art und Weise, wie man arbeitet, auch transparent darzustellen, und bemüht sich, den Strom von Informationen sinnvoll und korrekt zu ordnen. "Was ist relevant, was stimmt?", muss immer genauer und aufwendiger überprüft werden. Man bewegt sich im Dschungel von Desinformation, Missinformation, Kampagnen, bewussten Lügen und gefälschten Websites. Illustriert wurde das an einem Beispiel von einem Wolfsvideo aus einer Überwachungskamera, das zahlreichen Orten zugeordnet wurde, um Panik zu verbreiten, letztlich aber immer dasselbe war, das einmal in der Region Dresden aufgenommen wurde.

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Nicht jede Redaktion hat eine ganze Abteilung für Faktencheck zur Verfügung, aber immerhin Berufsjournalisten, die gelernt haben, sauber zu arbeiten, gab Rüdiger Ditz in die Runde. Dabei ist der regionale Bereich auch überschaubarer und man kennt seine Quellen besser und kann sie auch besser einschätzen. Im nationalen und internationalen Bereich ist das oftmals schwieriger, und wenn in Verlautbarungen nur noch gelogen wird, wie das international immer gebräuchlicher wird, hat man größere Probleme und größere Schwierigkeiten, dagegen anzuarbeiten.

Da werden die Faktenchecker so beschäftigt, dass selbst ihnen der Überblick über Wahrheit und Illusion oftmals verloren zu gehen droht. Wir im Norden Deutschlands scheinen da noch gut dran zu sein, ließ Rüdiger Ditz durchblicken, sprach sogar von einem Hort der Glückseligen. Als Chefredakteur in einem deutschlandweiten Zeitungsverbund weiß er von Regionen, in denen selbst die Arbeit von Lokaljournalisten schwierig und problematisch geworden ist. Ihnen wird oft mit großem Misstrauen begegnet und Auskünfte werden oftmals gar nicht mehr erteilt. Das ist bei uns noch sehr viel positiver und man hofft, dass es auch so bleibt.

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Es ist die Aufgabe des Journalisten, zu berichten und als Beobachter des Geschehens auch Meinungen zu äußern. Alle auf dem Podium haben erfahren, dass das Geschäft auch zum Teil ekelhafte Hasskommentare mit sich bringt. Man kann schreiben, was man will, irgendwelche Leute arbeiten ihren Frust immer in abträglichen Kommentaren ab. Selbst wenn es wirklich schlimm wird und es um Gewaltandrohung geht, funktioniert die Strafverfolgung aber nicht, berichtete Alice Echtermann von derartigen Erfahrungen. Nach einem Jahr erhält man meist einen Brief, dass die Anzeige wegen Hassmail eingestellt wurde. Da wünschen sich die Journalisten konsequenteres Handeln.

Am Ende ging es noch um die Frage, wie man Jugendliche in diesen ganzen Medientrubel hineinführt. Fernsehsender, Radiostationen, Zeitungen, Facebook, Instagram, X, TikTok, zahllose Blogger und Influencer etc. – alle dealen mit Informationen und etliche davon sind falsch oder zumindest fragwürdig. Verlässliche Informationen haben einen hohen Wert, und da müssen Jugendliche an die Informationsquellen herangeführt werden, die eine hinreichende Verlässlichkeit noch bieten. Regionale Medien, die den Bezug zu ihrem Berichtsgebiet noch suchen, sind da nach wie vor eine gute Wahl, wenn man sich über das informieren möchte, was in seinem Nahbereich Interessantes passiert.

Im Original-Ton hören Sie Interviews von Harald Denckmann mit der Moderatorin Harriet Heise und der Faktencheckerin Alice Echtermann.

Der NDR hatte am Dienstag zu einer Diskussion über Pressefreiheit im Übergangshaus eingeladen. Fotos, O-Ton: Harald Denckmann

Der NDR hatte am Dienstag zu einer Diskussion über Pressefreiheit im Übergangshaus eingeladen. Fotos, O-Ton: Harald Denckmann


Hier hören Sie den Originalton:

Text-Nummer: 175990   Autor: Harald Denckmann   vom 04.11.2025 um 21.35 Uhr

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