Pestel-Institut: In Lübeck fehlen 2.000 Wohnungen
Lübeck: Das Pestel-Institut hat im Auftrag des „Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB)“, einer Lobbyorganisation der Baustoffbranche, eine Wohnungsmarkt-Analyse durchgeführt. Ergebnis: In Lübeck fehlen 2.000 Wohnungen, der Neubau laufe nur mit angezogener Handbremse. Die Forderung: „Günstiges Baugeld und Abräumen aller Vorschriften der letzten 10 Jahre.“Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) schreibt dazu:
(„)Mangelware Wohnung: Lübeck hat ein Wohnungsdefizit. Aktuell fehlen rund 2.000 Wohnungen. Gleichzeitig stehen in Lübeck 1.530 Wohnungen bereits seit einem Jahr oder länger leer. Wer eine Wohnung sucht, sollte sich darauf aber keine Hoffnungen machen: Wohnungen, die lange Zeit leerstehen, gehen kaum wieder in die Vermietung. Die Zahlen für Lübeck gehen aus der aktuellen regionalen Wohnungsmarkt-Untersuchung hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat. Die Wissenschaftler haben dabei den Wohnungsbestand, die Bevölkerungsentwicklung sowie Prognosen für den Arbeitsmarkt und die Beschäftigung in Lübeck analysiert.
„Vom Arbeitskräftebedarf über die Geburten bis zu den Sterbefällen: Es wird sich in Lübeck eine Menge tun – und auf dem Wohnungsmarkt tun müssen. Das bedeutet konkret: In den nächsten fünf Jahren müssen rund 560 neue Wohnungen in Lübeck gebaut werden – und zwar pro Jahr“, sagt Matthias Günther.
Der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts hält dieses Wohnungsbaupensum in Lübeck für machbar. So habe es im ersten Halbjahr dieses Jahres nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 352 Baugenehmigungen für neue Wohnungen in Lübeck gegeben. „Das könnte reichen, um den Wohnungsbedarf zu decken“, so Matthias Günther. Dazu dürfe es mit den Baugenehmigungen in Lübeck „jederzeit bergauf, aber nicht mehr bergab gehen“.
Außerdem sei eine Baugenehmigung zunächst nur eine geplante Wohnung auf dem Papier: „Am Ende muss jede genehmigte Wohnung auch tatsächlich gebaut werden. Das klappt aber nur, wenn bundespolitisch mehr passiert: Der Bund muss den Neubau von Wohnungen wieder ankurbeln. Und das möglichst schnell“, so Günther.
Dabei gibt es für den Leiter des Pestel-Instituts vor allem ein effektives Instrument, das den Wohnungsbau auch in Lübeck flott in Fahrt bringen würde: „Dringend notwendig ist günstiges Baugeld. Der Bund muss ein Zins-Programm auflegen: Maximal 2 Prozent Zinsen – teurer darf die Finanzierung beim Wohnungsbau nicht sein. Dann wären deutlich mehr private Bauherren, aber auch Investoren endlich wieder in der Lage, neue Wohnungen in Lübeck zu bauen. Vor allem würde das schnell einen Effekt bringen: Mit einem Niedrigzins-Baugeld würde der Bund einen wirklichen Turbo für den Neubau von Wohnungen starten“, ist der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts überzeugt.
Die Wissenschaftler haben die regionale Wohnungsmarkt-Analyse im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) durchgeführt. Dessen Präsidentin fehlen klare Signale – Anreize, die kurzfristig wirken: „In Sachen Wohnungsbau passiert bei der neuen Bundesregierung zu wenig. Nur das Schlagwort ‚Wohnungsbau-Turbo‘ geistert seit Monaten durch die Republik. Doch von einem ‚Turbo‘ kann keine Rede sein. Die Maßnahmen wirken nur mittel- bis langfristig. Jedenfalls ist von dem versprochenen ‚Turbo-Effekt‘ in Lübeck und auch sonst nirgendwo etwas zu merken“, sagt Katharina Metzger. Selbst da, wo es ein Plus bei den Baugenehmigungen gebe, passiere dies auf „denkbar niedrigem Niveau“.
Dabei sei der Wohnungsbau ein wichtiger Motor der Binnenkonjunktur: „Läuft der Wohnungsbau, dann läuft auch die Wirtschaft. Deshalb ist es höchste Zeit, dass Bundeskanzler Merz den Wohnungsbau jetzt zur Chefsache macht“, fordert die Präsidentin des Baustoff-Fachhandels. Passiere nichts, dann sacke der Neubau weiter ab. Schon jetzt verliere der Bau Tag für Tag Kapazitäten: „Bauunternehmen gehen in die Insolvenz. Bauarbeiter verlieren ihre Jobs“, so Metzger.
Außerdem sei das Bauen zu kompliziert und zu teuer geworden, kritisiert der Baustoff-Fachhandel. Ein Punkt, den auch das Pestel-Institut unterstreicht: „Deutschland muss dringend wieder einfacher bauen. Wenn der Bund alle Auflagen und Vorschriften der letzten zehn Jahre komplett zurücknehmen würde, dann könnten in Lübeck ziemlich schnell wieder deutlich mehr und deutlich günstigere Wohnungen gebaut werden. Und zwar Wohnungen mit einem guten Standard. Manchmal ist weniger eben mehr“, sagt Matthias Günther.
Der Chef des Pestel-Instituts wirft dem Bund vor, dem Wohnungsbau „zehn Jahre lang durch immer schärfere Gesetze und Verordnungen viel unnötigen Ballast zugemutet zu haben“. Das habe die Kosten im Wohnungsbau und damit auch die Mieten regelrecht nach oben getrieben, so der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel. „Vor allem völlig überzogene Energiespar-Auflagen beim Neubau haben unterm Strich für die Umwelt wenig gebracht, das Wohnen aber enorm viel teurer gemacht“, sagt BDB-Präsidentin Katharina Metzger. („)

In Lübeck fehlen der Analyse zufolge 2.000 Wohnungen. Foto: Archiv
Text-Nummer: 175992 Autor: BDB vom 05.11.2025 um 15.57 Uhr

Kommentare zu diesem Text:
Tanja
schrieb am 05.11.2025 um 17.18 Uhr:
Mit Verlaub, die Anmerkung sei erlaubt.
Es leben in Lübeck alleine 3.500 Menschen aus der Ukraine (Stand 2024), die vom Amt den Höchstmietsatz gezahlt bekommen. Bei uns haben sich auch schon welche um Wohnraum beworben, mit entsprechendem Verweis darauf.
skagerrak
schrieb am 05.11.2025 um 19.08 Uhr:
@Tanja: Vielen Dank für den Hinweis. Laut Statista lebten Ende 2024 auch noch knapp 40.000 Syrer in SH. Jetzt sind es bestimmt noch mehr. Schickt sie nach Hause, sie werden in ihrem Land dringend für den Wiederaufbau gebraucht, dann haben wir hier auch genug Wohnungen und es muß nichts neues mehr gebaut werden. (...)
Sonnenblume
schrieb am 05.11.2025 um 20.09 Uhr:
Nein, in Lübeck erhalten ukrainische Geflüchtete, die Bürgergeld beziehen, weder mehr Geld noch automatisch größere Wohnungen als deutsche Bürgergeld-Empfänger. Dementsprechend liegt das Problem ganz woanders & es wäre viel zu einfach zu sagen das es nicht so wäre wenn alle zurück gehen.
Denkt doch mal bitte nach ob ihr wirklich in der Haut dieser Menschen stecken möchtet? Ich kann beim besten Willen dieses Ausländer sind an allem schuld, nicht mehr hören...
Tanja
schrieb am 06.11.2025 um 01.52 Uhr:
@Sonnenblume,
in der Praxis schaut es so aus: Man inseriert eine Wohnung zur Miete X. Dann erhält man Anfragen bspw. von Ukrainern, mit Verweis auf schriftliche Bestätigungen seitens des Amtes, dass sie bereit sind eine höhere Miete X+1 zu zahlen als gefordert. Der Maximalbetrag der durchs Amt gedeckelt ist, wird auch gleich aufgeführt.
Seien sie sich gewiss, bei uns fliegen solche Bestechungs- versuche gleich raus. Wir bevorzugen da den Studenten oder die Alleinerziehende deutsche Mutter.
Hans Hansen
schrieb am 06.11.2025 um 07.57 Uhr:
Wohnungsbau ist überhaupt nicht die Lösung. Es gibt Städte mit genug Leerstand um die Wohnungskrise zu beenden. Das Problem heißt Profit. Das Problem ist, dass es erlaubt ist mit Grundbedürfnissen Geld zu verdienen.
In einer Marktwirtschaft ist es ganz natürlich ein Angebot künstlich zu verknappen um die Preise zu erhöhen und mit weniger Ressourcenaufwand höhere Profite zu erzielen. Indem ich ganze Häuserblöcke leerstehen lasse, habe ich Kapitalwerte im Unternehmen die meinen Wert steigern und durch den Leerstand steigt der Druck auf die Menschen hohe Mieten zu zahlen, so dass der Wert meines leeren und damit sehr günstig zu unterhaltenden Gebäudes (keine Mieter die solch lästige Dinge wie fließend Wasser oder Heizung haben wollen) absurderweise NOCH weiter steigt.
Außerdem sehen wir, dass dort wo neu gebaut wird für das Luxussegment gebaut wird. Also für Eigentum. Wohneigentum kann sich sowieso kein normaler Mensch mehr leisten. Die Krise betrifft nunmal keine Menschen, die mal eben einen Kredit von 500.000 aufnehmen können oder das sogar aus der Kaffeekasse zahlen. Wir brauchen sozialen Wohnraum. Der wird aber nicht gebaut, wenn gebaut wird.
Was wir wirklich brauchen ist eine radikale Wohnungsmarktreform die hochpreisige Wohnungen verbietet, Wohnen als Grundrecht anerkennt, Leerstand strafbar macht und endlich diese akute Krise als das behandelt was es ist: Eine fundamentale Systemkrise die Wohlstand und Demokratie gefährdet.
Die Mieten fressen bei vielen schon 50% des Netto. Die selben Leute die schon die Hälfte des Brutto an den Staat abgegeben haben, der diese wiederum in Konzernsubventionen steckt. Jene Konzerne die von den anderen 50% Netto durch Gewinninflation 100% kassieren. Denn der normale Mittelstand ist dazu gezwungen sein gesamtes Netto zu verkonsumieren. Und die Bosse von Supermarktketten und Energieanbietern sind mittlerweile Milliardäre.
K. Hardt
(eMail: karinhar@web.de) schrieb am 06.11.2025 um 08.55 Uhr:
Schön neuen Wohnraum zu schaffen, was nützt es wenn dieser für den normalen Verbraucher nicht finanziell stemmbar ist????