Menschen in prekären Umständen: Traumbilder in St. Marien

Lübeck - Innenstadt: Das Fotoprojekt „Traumbilder“ ist ab Mittwoch, 1. Mai 2024, in der St.-Marien-Kirche zu sehen. Mit dieser Ausstellung wollen das Straßenmagazin „Hempels“ und das Theater Kiel auf Menschen hinweisen, die in prekären Umständen leben.

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Zehn Kolleginnen und Kollegen aus dem Verkauf und aus anderen Tätigkeitsbereichen des Straßenmagazins durften sich eine Theaterrolle aussuchen, in der sie in echten Kostümen auf der großen Bühne des Schauspielhauses fotografiert wurden. Sie alle konnten so im Rampenlicht eines professionellen Theaters eine Zeit lang aus ihrem Alltag aussteigen und sich auf der Bühne als Stars präsentieren. „Ihre Rollen spiegeln jeweils Teile der eigenen Persönlichkeit – ihre Geschichten und Gedanken kommentieren die in der Ausstellung gezeigten Fotos“, so Holger Förster, der die Idee zur Ausstellung hatte. Der Fotograf lichtete die zehn Frauen und Männer ab – ihre Fotos erschienen unter dem Titel „Traumbilder“ in einer „Hempels“-Ausgabe 2022. Nun sind sie lebensgroß auf transparentem Fahnenstoff mit den Maßen 1,60 mal 2,40 Meter gedruckt in St. Marien ausgestellt. Begleitend findet am Sonntag, 5. Mai 2024, um 12 Uhr ein Gottesdienst mit Pastor Robert Pfeifer und einer Kanzelrede von Jo Tein, HEMPELS Mitbegründer und heute Vorstand des Vereins, statt. Nach der Ausstellung in St. Marien folgt eine Präsentation in der St.-Nikolai-Kirche in Kiel.

„Die Fotos zeigen, wie sehr sich unser Blick oft auf Äußerlichkeiten konzentriert und wie schnell ein Mensch anders wahrgenommen werden  kann. Die wahre Bedeutung der Mitmenschen ist oft nicht zu erkennen. Da braucht es einen Perspektivwechsel“, sagt Robert Pfeifer. So ist in der „Hempels“-Ausgabe eine Frau namens Katharina zu sehen, die sich von den Gewandmeisterinnen des Theaters als englische Königin Elizabeth I. aus dem 16. Jahrhundert einkleiden ließ. Als junge Frau hatte Katharina ein Studium aufgenommen, das sie aufgrund einer manisch-depressiven Erkrankung abbrechen musste. Jetzt arbeitet sie als „Hempels“-Verkäuferin in Kiel. Oder Tina, die während der Corona-Pandemie ihren Job verlor und danach ehrenamtlich im Hempels-Café arbeitete und sich als Nina Hagen präsentierte. Oder „Goldgräber“ Jan, der seit 22 Jahren bei Hempels tätig ist – erst als Verkäufer der Zeitschriften, nun fest angestellt als „Mann für Alles“.

„Als Stadttheater ist es unsere Aufgabe, die gesamte Gesellschaft abzubilden“, sagte der Generalintendant des Theaters Kiel Daniel Karasek. Selbstverständlich seien Menschen, die in schwierigen sozialen Verhältnissen lebten, ein wichtiger Teil davon. Mit dem Fotoshooting im Theater hätten diejenigen, die sonst nicht im Scheinwerferlicht stehen, eine Zeit lang aus ihrem Alltag aussteigen und sich als Stars auf der Bühne präsentieren können.

Fotograf Holger Förster beim Anbringen der Kunstwerke mit dem Druck von Nina Hagen alias Tina in der Hand. Fotos: Steffi Niemann

Fotograf Holger Förster beim Anbringen der Kunstwerke mit dem Druck von Nina Hagen alias Tina in der Hand. Fotos: Steffi Niemann


Text-Nummer: 165613   Autor: Steffi Niemann   vom 30.04.2024 um 15.56 Uhr

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