Die Linke hat wieder einen Bundestagskandidaten

Lübeck: Archiv - 05.07.2021, 21.03 Uhr: Auf einer Wahlkreisversammlung in der Kunsttankstelle "Defacto Art" hat die Partei 'Die Linke' am Montagabend einen neuen Bundestagskandidaten gewählt: Emil Tankacheyer. Mit 18 Jahren ist er wohl einer der jüngsten Kandidaten in der Bundestagsgeschichte.

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Die Wahl wurde nötig, weil die bisherige Kandidatin Sophie Bachmann vor kurzem aus persönlichen Gründen ihre Kandidatur zurückgezogen hat. Das war gerade noch rechtzeitig, denn auf diese Weise hatte die Partei die Möglichkeit, noch vor Meldeschluss beim Lübecker Wahlamt einen Nachfolger zu bestimmen. Zwei männliche Kandidaten hatten sich am Montagabend zur Verfügung gestellt, weitere Geschlechter hatten sich nicht gemeldet.

Fynn Stephan Schröder, der sich als erster dem Wahlvolk präsentierte, hatte nie eine echte Chance. Er gab zu, das erste Mal in solch eine Entscheidung zu gehen und das Präsidium gab sich alle Mühe, ihm noch während seiner Rede Mut zuzusprechen, wenn er einmal wieder den Faden verlor. Auch die gut gemeinten Nachfragen aus dem Publikum konnten seiner Kandidatur nicht so den rechten Schwung verleihen, obwohl er gegen Ende seiner Vorstellung ein wenig besser in Fahrt kam.

Ganz anders Emil Tankacheyer (gesprochen: Tankaschee), der unverbraucht mit jugendlicher Frische daherkam und adrett mit Anzug und Weste vor die Mitglieder trat. Vor drei Jahren erst ist er aus Kasachstan nach Deutschland gekommen und wird nach den Ferien die Abschlussklasse der Lübecker Baltic-Schule besuchen.

Und er hat Mut. Schließlich stammt er von einem Tartaren-Vater und einer deutschen Mutter ab. Über die kasachische Steppe ist er zwar nicht geritten, war aber bereits in jungen Jahren in einer Widerstandsbewegung gegen das straffe Regime von Nursultan Nasarbajew aktiv. Dieser Hintergrund hat ihn zu den Linken gespült, denn seine Überzeugung ist, dass Demokratie und Sozialismus unbedingt miteinander verbunden werden müssen. Dafür gab es Beifall aus dem Saal. Und er kennt sich in den neuen Medien aus. Schon jetzt betreut er die Lübecker Partei bei TikTok.

Die Ungerechtigkeit in der Gesellschaft möchte er auf die Hörner nehmen, selbstverständlich ist er auch bei Fridays For Future aktiv und auch kritische Nachfragen nach seiner Haltung zum Feminismus bestand er mit einem Plädoyer für allgemeine Gerechtigkeit für alle Geschlechter.

Mit 14 von 20 Stimmen der wahlberechtigten Mitglieder wurde er schließlich ins Rennen geschickt. An Enthaltungen und ungültigen Stimmen gab es vier. Zwei Stimmen entfielen auf seinen Gegenkandidaten.

Nun kann es also losgehen mit dem Wahlkampf der Linken. Die Plakate sind bestellt und warten darauf, von den Mitgliedern verteilt zu werden. In abschließenden Worten gab Katjana Zunft für alle noch einmal die Richtung vor. Harter Einsatz, auch an der Haustür, steht den Wahlkämpfern bevor, aber auch Kaffee und Kuchen auf dem Marktplatz ist eingeplant. Und hoher Besuch aus Berlin. Am 2. September wird Spitzenkandidat Dietmar Bartsch nach Lübeck kommen. Dort wird er dann zusammen mit seinem 18-jährigen Direktkandidaten für den Wahlkreis 11 gemeinsam auf der Bühne stehen. Beide werden dann sicher über die Zukunft Deutschlands reden.

Katjana Zunft, Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bürgerschaft, gratulierte Emil Tankacheyer zur Nominierung. Fotos, O-Ton: Harald Denckmann

Katjana Zunft, Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bürgerschaft, gratulierte Emil Tankacheyer zur Nominierung. Fotos, O-Ton: Harald Denckmann


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Text-Nummer: 145944   Autor: Harald Denckmann   vom 05.07.2021 um 21.03 Uhr

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