Philharmoniker: Mit Walzern ins neue Jahr

Lübeck: Archiv - 02.01.2022, 11.02 Uhr: Vor zwölf Monaten wegen Corona ausgefallen, wurde es nun besonders bejubelt: Das Neujahrskonzert der Lübecker Philharmoniker, in dem sich Stefan Vladar, unser GMD aus Wien, als kongenialer Dirigent der Strauß-Familie zeigte. Die MuK war ausverkauft – der aktuellen Lage wegen auf 950 Personen limitiert – und die Stimmung bestens; lediglich die Grußworte von MuK-Chefin Ilona Jarabek, Theaterdirektor Capar Sawade und Kultursenatorin Monika Frank waren noch etwas epidemisch geprägt.

Hinein ins musikalische Vergnügen ging's mit einer der schönsten Ouvertüren der Romantik: „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai, dem Wiener aus Königsberg und Gründer der Wiener Philharmoniker, brachten Schwung in den frühen Abend. Und dann wiegten Vladar und die Philharmoniker sich auf dem Dreivierteltakt der Wellen des „Accelerationen“-Walzers von Johann Strauß Sohn, den Vladar so richtig schlendern ließ, und als erste Rarität folgte die derbe „Bauern-Polka“ des Meistgespielten der Familie.

Nun zog Vladar einen Trumpf: Auf die Bühne kam mit Stöckchen und Zylinder der renommierte dänische Bariton Bo Skovhus und stimmte in bester Sektlaune „Da geh ich ins Maxim“ aus Franz Léhars „Die lustige Witwe“ an, nahm Evmorfia Metaxaki beim gemeinsamen „Lippen schweigen“ in den Arm (beide wiegten sich harmonisch zur Melodie). schwang sich auch bei Robert Stolz' „Ich liebe dich“ in tenorale Höhen und verriet, in der nächsten Saison auf der Bühen des Großen Hauses zu stehen. Das Publkum in der MuK war begeistert und ging angeregt mit „Wiener Blut“ in die Pause.

Im rasanten Rhythmus-Wechsel der Ouvertüre zu „Der Zigeunerbaron“ – darin unter den vielen Soli des Abends die Geschmeidigkeit von Oboist Johannes Brüggemann bestach – ging es zu einer kleinen Lektion: Vladar hatte gleich fünf Polkas aneinandergereiht, um ihre Vielfalt zu zeigen: die rasend schnelle „Eljen an Magyàr“, die langsam schmachtende „Brennende Liebe“ von Eduard Strauß, dann die „Annen“-, „Leichtes Blut“- und besonders sensible „Neue Pizzicato“-Polka.

Unbestrittener Höhepunkt wurden die „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Was Vladar und Philharmoniker an Geschmeidigkeit und Walzerseligkeit mit all den Verzögerungen brachten, wie präzise die Soli kamen, das zeigte ihr Können. Und das Publikum konnte registrieren, wie ein Walzer nicht funktioniert ohne die Kontrapunkte: Acht Celli und sechs Kontrabässe und auch die Hörner boten den melodieführenden Instrumenten Dreivierteltakt-Paroli – und immer dabei die Bassposaune – Thomas Bender hatte seinen großen Abend.

Stefan Vladar, auf und neben dem Pult ebenso präzise wie locker, hatte alles im Griff – auch das Publikum, dem er als Zugaben den Donau-Walzer und den Radetzky-Marsch (mit Klatsch-Anweisungen) nicht vorenthielt. Nach zweieinhalb Stunden setzte sich die gute Laune fort in der Rotunde beim traditionellen Glas Sekt, das man nicht wie früher hinter die Binde goss, sondern nun ohne Maske genoss.

Die Philharmoniker begeisterten das Publikum zweieinhalb Stunden lang. Foto: Olaf Malzahn

Die Philharmoniker begeisterten das Publikum zweieinhalb Stunden lang. Foto: Olaf Malzahn


Text-Nummer: 149236   Autor: Güz   vom 02.01.2022 um 11.02 Uhr

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