Gute Vorsätze zum neuen Jahr

Lübeck: Archiv - 08.01.2022, 08.59 Uhr: Pastorin i.R. Ellen Naß widmet ihre Gedanken zum Wochenende den guten Vorsätzen, mit denen viele Menschen ins das neue Jahr starten. Es seien oft die falschen Vorsätze, stellt sie fest. Ihr Vörschläge sind mehr Engagement und Hilfe für andere.

Das Neue Jahr ist nun schon eine Woche alt. Vielleicht haben Sie ja auch, wie so viele andere, gute Vorsätze für das Neue Jahr gefasst, was Sie alles tun und alles lassen wollen.

Dabei fassen viele Menschen ähnliche Entschlüsse. Raucher und Raucherinnen wollen mit dem Rauchen aufhören, andere mit dem Trinken. Einige wollen mehr Sport treiben, regelmäßig Joggen gehen, sich gesünder ernähren. Fitnessstudios sollen angeblich im Januar einen großen Mitgliederzuwachs erleben; bei vielen bleibt es dann bei wenigen Trainingseinheiten und dem Ärger über den Mitgliederbeitrag.

Ich habe den Sinn solcher Vorsätze schon lange nicht mehr eingesehen, nehme mir auch nichts vor. Außer der Frustration, wenn man es wieder nicht geschafft hat, bringen gute Vorsätze im Zweifelsfall nichts.

Ich glaube, dass liegt daran, dass gute Vorsätze nur ein Herumdoktern an den Symptomen sind, dass sie die eigentlichen Probleme oft gar nicht sehen und auch nicht behandeln. Wenn ich als Frau Haushalt, Kinder und Beruf in Einklang bringen muss, dann hilft es mir nichts, wenn ich zum 1. Januar beschließe, nun regelmäßig jeden Morgen zu joggen oder ein Fitnessstudio zu besuchen. Wenn ich irgendwo arbeite, wo fast alle rauchen und auch wichtige Gespräche in den Raucherpausen geführt werden, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich trotz aller guten Vorsätze weiter oder zumindest wieder rauchen werde.

Natürlich gibt es für jeden und jede von uns Dinge im Leben, die man besser machen könnte, wo mein weiß, man könnte netter zu anderen Menschen sein, fleißiger, engagierter in der Kirche oder im Verein. Man könnte sich vornehmen, mehr zu spenden. Man könnte ein neues Hobby anfangen, sich irgendwo in der Hilfe für andere Menschen engagieren.

Merkwürdigerweise gibt es kaum solche Neujahrsvorsätze. Vielleicht liegt es auch daran, dass so wenige davon durchgehalten werden, weil viele davon doch letztlich sehr egoistisch sind, es geht häufig darum, sich selbst zu optimieren, nicht darum, unser Verhältnis zu anderen Menschen oder der Umwelt zu verbessern.

Dabei gehörte es schon immer zu den christlichen Grundüberzeugungen, dass man versuchen sollte zu überlegen, wo man Falsches tut, wo man versuchen sollte, sich und die Lebensführung zu verbessern. Nichts anderes bedeutet dieses alte Wort „Buße“: Man stellt fest, dass etwas im Leben schief läuft, und man versucht, es zu berichtigen, wieder einen guten, anderen Weg zu finden. Nur wurde dabei nicht an mehr Sport, gesünderes Essen gedacht, sondern daran, dass man sich gegenüber anderen Menschen, den Tieren, der Umwelt besser verhalten sollte.

Das sollte man auch nicht nur zu Neujahr tun, sondern es wird in der Bibel immer wieder betont, wie wichtig ist, es regelmäßig zu tun – damit es nicht bei den guten Vorsätzen bleibt, damit sich nicht auch neue schlechte Gewohnheiten einschleifen. Was das sein könnte, ist ganz individuell – so, wie wir Menschen unterschiedlich sind, so müssen auch Veränderungen unterschiedlich sein. Buße ist nicht Selbstoptimierung, sondern überdenkt mein Verhalten Gott gegenüber und anderen Menschen gegenüber.

Da ist das fehlende Joggen vielleicht gar nicht so schlimm, so lange ich meiner Familie liebevoll begegne. Natürlich ist rauchen ungesund – aber das gute Verhältnis zu anderen ist letztlich wichtiger. Ich glaube, wenn man sein Leben so betrachtet, dann ist man überrascht, was für Veränderungen einem einfallen – und es sind nicht die üblichen wie zu Neujahr.

Das wäre doch einmal ein guter Vorsatz zu Neujahr: Nicht, mich total zu verändern, sondern immer wieder neu zu schauen, was Gott von mir will, wie ich mit anderen besser zusammen leben kann.

Pastorin i.R. Ellen Naß rät zu Vorsätzen, die auch anderen Menschen helfen.

Pastorin i.R. Ellen Naß rät zu Vorsätzen, die auch anderen Menschen helfen.


Text-Nummer: 149325   Autor: red.   vom 08.01.2022 um 08.59 Uhr

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