Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen

Lübeck: Archiv - 28.05.2022, 08.39 Uhr: Pastorin i.R. Ellen Naß bewegt in ihren Gedanken zum Wochenende ein Verbrechen in den USA. Dort hat ein junger Mann in einer Schule mehrere Menschen, überwiegend Kinder, erschossen.

In der letzten Woche erschütterte uns das Massaker, das ein 18-Jähriger an einer Grundschule in Texas begangen hat. Er hat 19 Kinder erschossen und zwei Lehrkräfte. Vorher hatte er versucht, seine Großmutter zu erschießen und hatte einen Autounfall verursacht. Es ist nicht sicher, ob alle verletzten Kinder überleben werden, die Opferzahl könnte also noch höher werden.

Zusätzlich gibt es unzählige andere Opfer: Die Eltern, Großeltern und Geschwister der toten und verletzten Kinder, die Mitschüler und Mitschülerinnen, die Lehrkräfte, die Freunde und Freundinnen. Hunderte sind auf der eine oder andere Art direkt oder indirekt betroffen. Ihnen allen gilt unser Mitgefühl, unser Erbarmen. Man kann sich als Nichtbetroffene nicht vorstellen, was alle diese Menschen durchmachen.

Für uns hier in Deutschland ist es sowieso unvorstellbar, dass ein Achtzehnjähriger einfach so in ein Geschäft gehen und sich zwei Sturmgewehre kaufen kann. Es ist schon manchmal erstaunlich, wo bei uns überall Waffen gefunden werden – wie auch immer sie dahin gekommen sind – aber so etwas ist unvorstellbar.

Das Argument für diese Freiheit beim Waffenkauf ist immer wieder, dass nicht die Waffen böse sind, sondern die Menschen, die sie gebrauchen. Natürlich braucht es zu den Waffen immer auch einen Menschen, der sie gebraucht, aber mit einem Messer oder einem Baseballschläger kann man nicht so viel Leid zufügen wie mit zwei Schnellfeuergewehren. Unsere Waffengesetze mindern zu mindestens das, was an Unheil geschehen kann.

In den USA halten stattdessen Schulen regelmäßig Übungen ab, wie man sich bei einem Angriff richtig verhält, und selbst Kirchengemeinden sind am Überlegen, ob sie das tun sollen.

Trotzdem ändert sich dort nichts. Für mich als Christin ist es völlig unverständlich, wieso dort die Verhältnisse bleiben, wie sie sind. Die USA haben zwar offiziell eine absolute Trennung von Staat und Religion, trotzdem gehören viele Menschen Kirchen an, sind sehr viel mehr Menschen aktiver in ihren Gemeinden als bei uns, haben sie auch großen politischen Einfluss.

„Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen“, hat Jesus einmal gesagt. Nun redet er von Schwertern und nicht von Gewehren, und viele Amerikaner nehmen die Bibel wörtlich, aber ich denke, er hat Waffen allgemein gemeint. Dieser Satz alleine sollte uns Christen und Christinnen zu denken geben, bevor wir uns eine Waffe anschaffen oder auch nur gutheißen, dass man sich einfach so Waffen kaufen kann.

„Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie?“, so hat er außerdem gesagt. Für Gott sind wir unendlich kostbar, jede und jeder Einzelne von uns, Er hat uns geschaffen, Er erhält uns, da sollen wir nicht einfach so andere Menschen töten, sollen alles tun, um das Leben anderer zu schützen.

Dazu gehört auch, Verbrechen zu erschweren, sonst machen wir uns mitschuldig. Kirchen in den USA sollten deutliche Worte finden, dass nicht todbringende Waffen so einfach in Umlauf gebracht werden können, und das nicht nur, weil ja auch schon Menschen im Gottesdienst erschossen wurden.

Wir Menschen sind Gott wichtig, jede und jeder einzelne von uns. Wir können für die Opfer beten, für die Überlebenden, dass sie nicht am Leben verzweifeln. Wir können uns engagieren für Gesetze, die andere schützen und uns selbst bemühen, anderen freundlich, rücksichtsvoll und in Liebe zu begegnen, weil Jesus uns das gelehrt hat.

Pastorin i.R. Ellen Naß fragt sich, warum sich die Kirchengemeinden in den USA nicht deutlicher positionieren.

Pastorin i.R. Ellen Naß fragt sich, warum sich die Kirchengemeinden in den USA nicht deutlicher positionieren.


Text-Nummer: 151923   Autor: red.   vom 28.05.2022 um 08.39 Uhr

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