Skatepark zu laut fürs Kurgebiet?

Lübeck - Travemünde: Archiv - 05.12.2022, 13.00 Uhr: Der ehemalige Bauhof der Kurverwaltung liegt von Bäumen umstanden im Wäldchen am Kalvarienberg. Hier plant die Stadt nach derzeitigem Stand eine Millionenteure Skateanlage. Doch die idyllische Lage täuscht: Keine hundert Meter weiter befinden sich Wohn- und Ferienhäuser. Gleich zwei betroffene Straßenzüge wehren sich gegen den Lärm.

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Schaden für die Tourismuswirtschaft? Die Verwaltung wollte den Skatepark am Kalvarienberg nur gut 100 Meter von der Fehlingstraße entfernt bauen. Foto: Helge Normann

„Man hört jeden Karabiner“
Dass die Befürchtungen nicht übertrieben sind, hat Anwohner Jens Lütgens schon mehrfach Politikern auf seinem Balkon in der Fehlingstraße demonstriert. Er wohnt nur gut 90 Meter von dem geplanten Skatepark entfernt. Der steht zwar noch nicht, aber dafür der neue Hochseilgarten in der Nähe: „Wir hören vom Kletterpark jeden Karabiner“, sagt er. Er führt das auf die leichte Hanglage der Häuser zurück. Lütgens kann eine Audioaufnahme auf seinem Handy vorspielen, die mit deutlich hörbarem Rufen und Klackern an eine Großbaustelle erinnert – aufgenommen wurde sie aber in seinem Garten. Wobei der Travemünder gegen die bestehende Kletteranlage nichts hat: „Die Gäste freuen sich darüber“, sagt er. Auch den geplanten Skatepark sieht der ehemalige Indoor-Hockeyspieler positiv. Er wundere sich nur arg, wie man so eine Anlage hundert Meter vor einem Wohngebiet planen könne. Von Bayern bis Flensburg sei ihm keine solche Anlage bekannt.
Zusammen mit dem Tennisplatz wären das dann auch einfach zu viele Freizeitanlagen für den Standort. „Das ist für die Anwohner nicht zu akzeptieren“, sagt Jens Lütgens.

Schreiben an die Politik
Mit der Betreffzeile „Widerspruch Skateranlage Travemünde im inneren Kurgebiet“ ist bereits ein Schreiben an Bürgermeister, CDU, SPD, FDP, Grüne und GAL sowie den Travemünder Ortsrat gegangen. So eine Sportanlage solle doch Emotionen wecken, Lust auf Bewegung machen, dem Stressabbau dienen, wobei es einfach auch mal laut sein dürfe, heißt es da. „Jetzt erklären Sie mir bitte einmal, wie das zusammenpassen soll? Erholung der Anwohner und Feriengäste unmittelbar in der Nähe einer Rollsportanlage?“ Weiter wird auf die hohen Lärmschutzrichtlinien im inneren Kurgebiet verwiesen, die laut Kurdirektor Uwe Kirchhoff bei 45 Dezibel am Tag und 35 in der Nacht liegen würden. Die Anwohner der Fehlingstraße weiter: „Wir sehen nicht nur den Lärm der Skateranlage mit Sorge, sondern auch, dass dadurch Zielgruppen sich an der Anlage aufhalten, Musik hören, Partys feiern und es dadurch ein Lifestylepunkt wird wie in Lübeck an der Kanalstraße.“

Suche nach dem richtigen Standort
Die ursprüngliche Travemünder Skateanlage wurde um die Jahrtausendwende am Haus der Jugend Travemünde eröffnet. Später wurden die Bahnen für den Rest ihrer Lebensdauer in ein umzäuntes Areal auf dem Parkplatz „Leuchtenfeld“ verlegt.

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Viele Jahre befand sich die Skateanlage auf dem Leuchtenfeld. Foto: Helge Normann

Auf dem Leuchtenfeld sollte auch der neue Skatepark entstehen, bis man sich für den Standort am Kalvarienberg entschied. Grund sollen ausgerechnet zu hohe Kosten für den Lärmschutz gewesen sein.
Also wohin nun mit der Anlage? „Eine Skaterbahn ist da sehr gut aufgehoben, wo die generelle Geräuschkulisse laut ist, weil sie da nicht auffällt“, erklärt Sportler Jens Lütgens die Kriterien für eine Standortsuche. Er schlägt eine Grünfläche zwischen Bahngleisen und Bootshallen vor, die in der Travemünder Landstraße direkt an den neuen Parkplatz angrenzt.

Fehlingstraße und Lotsenberg wehren sich
In der Fehlingstraße fürchten Anwohner einen Schaden auch für die Tourismuswirtschaft: „Wir werden mit allen Mitteln dagegen vorgehen im Kollektiv Anwohner und Gewerbetreibende, wenn dies notwendig sein sollte“, heißt es dazu in dem Schreiben an die Politik. Die Fehlingstraße ist dabei nicht allein, denn auch die Straße „Am Lotsenberg“ liegt in unmittelbarer Nähe: „Von der Lotsenberg-Gemeinschaft wurde ein Brief aufgesetzt und an die zuständigen Stellen geschickt“, bestätigt Anwohnerin Christel Austel auf Nachfrage.

So wird das Thema „Skatepark Travemünde“ die Politik jetzt wohl noch eine Weile beschäftigen.

Die ursprüngliche Travemünder Skateanlage wurde im Sommer 2000 am Haus der Jugend (Auf dem Baggersand) feierlich eröffnet. Später wurde sie auf das Leuchtenfeld verlegt. Foto: Helge Normann

Die ursprüngliche Travemünder Skateanlage wurde im Sommer 2000 am Haus der Jugend (Auf dem Baggersand) feierlich eröffnet. Später wurde sie auf das Leuchtenfeld verlegt. Foto: Helge Normann


Text-Nummer: 155424   Autor: Helge Normann   vom 05.12.2022 um 13.00 Uhr

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