Gedanken zum 3. Advent

Lübeck: Archiv - 10.12.2022, 08.57 Uhr: Pastorin i.R. Ellen Naß stellte eine Besonderheit der Adventszeit in den Mittelpunkt ihrer Gedanken zum Wochenende. Jetzt haben die Menschen eine besondere Spendenbereitschaft. Diese Hilfe für andere mache auch das eigene Leben reicher.

Morgen feiern wir den 3. Advent. Die Adventszeit wird zunehmend die Zeit der Spendenaufrufe und – hoffentlich – auch der Spenden. „Hand in Hand für Norddeutschland“, „ Hilfe im Advent“ sind relativ neu, „Brot für die Welt“ und „Adveniat“ gibt es schon seit Jahrzehnten. Alle Organisationen, bei denen ich vielleicht einmal etwas gespendet habe, schicken mir in dieser Zeit Bettelbriefe.

Zusätzlich gibt es noch viele kleine Initiativen. „Weihnachten im Schuhkarton“ zum Beispiel. Bei uns in der Gemeinde stand ein Tannenbaum mit Sternen mit Weihnachtswünschen bedürftiger Menschen. Man konnte sich – als weniger Bedürftiger – einen oder mehrere Sterne mitnehmen, besorgen, was darauf steht, schön verpacken und in der Kirchengemeinde wieder abgeben und dabei hoffen, dass sie der Empfänger oder die Empfängerin darüber freut. Sie kennen wahrscheinlich noch andere Organisationen oder Gruppen, bei denen man im Advent helfen kann.

Ich fand das immer erstaunlich. Für viele von uns gibt es schon seit Jahrzehnten kein Weihnachtsgeld mehr – so dass man nicht mehr Geld als sonst im Monat zur Verfügung hat. Gleichzeitig sind im Dezember die Ausgaben höher als sonst: Tannenbaum, Adventskranz und Adventsdekoration, Weihnachtsgeschenke, das Festessen… all das kostet. Es sind Ausgaben, die man in anderen Monaten nicht hat.

Trotzdem scheinen die Spendenaufrufe zu funktionieren, sonst würden sie ja nicht mit schöner Regelmäßigkeit kommen. Es scheint so, als wenn in der Vorweihnachtszeit Menschen eher bereit sind, etwas mit anderen zu teilen als in anderen Zeiten des Jahres.

Ich glaube, dass in dieser höheren Bereitschaft, anderen zu helfen, etwas von dem sichtbar wird, was Weihnachten ausmacht.

Viele wissen nicht, warum wir Weihnachten feiern, jedes Jahr belegen Umfragen das, jedes Jahr wird es neu beklagt. Ich habe einmal Konfirmanden und Konfirmandinnen die biblische Weihnachtsgeschichte lesen lassen und sie dann in die Stadt geschickt, um nach diesen Motiven in Schaufenstern zu suchen, Außer Sternen gab es da nichts, weil Tannengrün, Weihnachtsmann, Rudolf, Plätzchen, inzwischen viel präsenter sind als die Erzählung von der Geburt Jesu.

Selbst Geschenke kommen in der biblischen Weihnachtserzählung nur am Rand vor. Die Weisen aus dem Morgenland bringen Weihrauch, Myrrhe und Gold. Die Hirten bringen nur in Krippenspielen Geschenke, in der Bibel steht davon nichts.

Das Geschenk zu Weihnachten ist – Weihnachten. Die Geburt Jesu selbst ist das Geschenk, das wir zu Weihnachten feiern, weswegen wir uns etwas schenken. Jesu Geburt war Gottes Geschenk an uns Menschen.

In Jesus kam Gott zu uns, er lernte unser Leben kennen, die Freuden, die Leiden, das Schöne, das Schreckliche. Etwas selbst kennenzulernen ist etwas ganz anderes, als es von außen zu betrachten, das wissen wir alle. Gott hat unser Leben mit-gelebt, deshalb kann Er uns beistehen und helfen, in allem, was wir durchmachen. Das ist Sein Geschenk an uns, zu Weihnachten. Weihnachten feiern wir letztendlich, weil Gott uns beschenkt hat.

Aus diesem Geschenk heraus können wir leben, auch wenn es uns einmal nicht so gut geht, wie es ja im Moment bei vielen von uns der Fall ist. Weil wir Beschenkte sind, können wir auch andere beschenken, teilen, das, was wir haben. Ich glaube, dass auch bei denen, die Weihnachten feiern, ohne zu wissen, warum, dieser Funke übergesprungen ist: das Wissen darum, dass wir Beschenkte sind mit unserem Leben.

Vielleicht sehen sie ja dann auch eines Tages, dass es nicht nur das Geben, selbst zur Weihnachtszeit, etwas ist, was unser Leben reicher macht und schön, sondern dass es Gottes Gabe ist – und auch das nicht nur zur Weihnachtszeit.

Pastorin i.R. Ellen Naß beschäftigt sich in ihren Gedanken zum Wochenende mit der großen Spendenbereitschaft.

Pastorin i.R. Ellen Naß beschäftigt sich in ihren Gedanken zum Wochenende mit der großen Spendenbereitschaft.


Text-Nummer: 155551   Autor: red.   vom 10.12.2022 um 08.57 Uhr

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