St. Marien: Briefkapelle wird saniert

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 02.03.2023, 11.45 Uhr: Architektin Christine Johannsen, Pastor Robert Pfeifer und Bauleiter Matthias Klapproth inspizieren die fast leere Briefkapelle in St. Marien. Gemeinsam beraten sie über die anstehenden Arbeiten: „Bis Ende März werden die Gerüste innen und außen aufgestellt,“ erklärt Architektin Johannsen. Dabei steht sie auf Hartfaserplatten, die den historischen Boden der Briefkapelle während der Sanierung schützen sollen.

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Architektin Christine Johannsen (Mitte) trifft sich mit Pastor Robert Pfeifer (li.) und ihrem Kollegen Matthias Klapproth zum Austausch über die anstehenden Arbeiten in der Briefkapelle von St. Marien. Foto: Steffi Niemann

Auch der Altar aus Naturstein ist mit Malervlies umwickelt, die Wandleuchter sind abmontiert, die Barock-Orgel für die Zeit der Sanierung abtransportiert. „Sie kommt natürlich wieder“, verrät Marienpastor Robert Pfeifer. Während die Briefkapelle ihre Frischzellenkur erhält, soll nämlich auch die Orgel restauriert werden. „Die Briefkapelle wurde zuletzt in den 1970er Jahren saniert und umgestaltet“, sagt Christine Johannsen.

Risse, Fugen, Wände und Fenster
Im ersten, rund sieben Monate dauernden Bauabschnitt, sollen die Risse im Mauerwerk der Briefkapelle und schadhafte Fugen durch die Kirchenbauhütte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg instandgesetzt werden. „Besonders das untere Mauerwerk hat durch Feuchtigkeit und Salzausblühung sehr gelitten“, so Johannsen. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, kämen die Maler und Restauratoren, um die Wandgestaltung 1970er Jahre zu restaurieren. „Das heißt, sie reinigen die Fassung und ergänzen Fehlstellen und zwar nur dort, wo es nötig ist“. Unter dieser Sichtfassung lägen weitere Schichten, wie die mittelalterliche Fassung, die im Laufe der Jahrhunderte übertüncht wurden. Auch die Fenster werden saniert, die Bleiverglasungen gereinigt. „Die Fenster erhalten innen Rinnen aus Kupfer, die das Kondensat auffangen“, erläutert Christine Johannsen. Und auch die Heizung werde neu eingestellt – von derzeit temperaturgeregelt auf später feuchtigkeitsgeregelt. „Damit die relative Luftfeuchte immer über 60 Prozent liegt und zukünftig keine Salze austreten aus den Wänden“.

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Ein seltenes Bild: die fast leer geräumte Briefkapelle in St. Marien. Nach Aufbau der Gerüste beginnt die Sanierung. Foto: Steffi Niemann

Sanierung dank Großspenders möglich
Die Sanierung der Briefkapelle ist in zwei Bauabschnitte unterteilt – für den ersten ist die Finanzierung von einer Million Euro dank eines privaten Spenders gesichert. Die zweite Bauphase beginnt, sobald die Kosten hierfür gedeckt sind. „In ihr soll die Bleiverglasung der Fenster von außen gereinigt und die Schutzverglasung erneuert werden. Sie ist aus Acryl und im Laufe der Zeit trübe geworden“, erklärt die Architektin. Auch die Beleuchtung der Kapelle soll komplettiert werden.

„Da ein Großteil der Briefkapellensanierung dank der privaten Spende möglich ist, können wir mit den Arbeiten beginnen“, sagt Marien-Pastor Robert Pfeifer. Die Kapelle soll nach ihrer Fertigstellung für neue Formate und Konzerte genutzt werden. Wegen der hohen Feuchte- und Salzbelastung der Umfassungswände wird sie künftig nicht mehr als Winterkirche zu Verfügung stehen. Christine Johannsen erläutert dazu: „Eine Nutzung in den Wintermonaten würde eine höhere Temperierung der Kapelle erfordern. Dadurch wird die Raumluft trockener, die schädlichen Salze treten aus der Wand aus und verursachen Schäden am Backsteinmauerwerk“.

Das Innere der Kirche beschäftigt Expertenteam
Nach Sanierung der Briefkapelle geht es weiter: Auch die komplette Innenraum-Erneuerung der St.-Marien-Kirche steht an. Hier fanden die letzten Arbeiten ebenfalls vor 70 Jahren statt. Ein Expertengremium aus Architekten, Fachplanern, Restauratoren, der Kirchengemeinde, der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, der Denkmalpflege der Nordkirche sowie der Hansestadt Lübeck und Lübecks Welterbebeauftragten, Catharina Vogel, berät regelmäßig über die Sanierung der Innenraumschale, der Fenster, über ein neues Heizungs- und Lüftungskonzept, den Abbau der großen Kemper-Orgel und Neubau einer Orgel, der Umgestaltung der „liturgischen Mitte“. Hierfür bereitet das Gremium einen Wettbewerb vor. „Wir möchten das Innere von St. Marien mit den vielen spirituellen Räumen unseren Besuchern in größerem Maße zugänglich machen“, betont Robert Pfeifer. Deshalb werde darüber nachgedacht, einige der 19 Kapellen zu öffnen und die Nutzung generell neu zu strukturieren.

St. Marien wird zweite Großbaustelle
Mit dem Sanierungsbeginn von St Marien wird Ende 2024, Anfang 2025 gerechnet. „Wir stellen uns auf eine Dauer von etwa acht Jahren ein“, so Christine Johannsen. „Dabei ist uns sehr bewusst, dass es neben der Sanierung der Dom-Türme – die ja ein Sieben-Türme-Projekt ist – eine zweite Dauerbaustelle in der Innenstadt geben wird“, ergänzt Robert Pfeifer. Die Kosten der Sanierung werden auf rund 28 Millionen Euro beziffert, die Finanzierung erfolgt aus Drittmitteln, öffentlichen Mitteln und kirchlichen Mitteln. Im Rahmen eines Fundraisingkonzeptes sollen noch rund 14 Mio. Euro gesammelt werden.

Architektin Christine Johannsen berät mit Pastor Robert Pfeifer (rechts) und ihrem Kollegen Matthias Klapproth über die Sanierung der Briefkapelle. Foto: Steffi Niemann

Architektin Christine Johannsen berät mit Pastor Robert Pfeifer (rechts) und ihrem Kollegen Matthias Klapproth über die Sanierung der Briefkapelle. Foto: Steffi Niemann


Text-Nummer: 157082   Autor: Steffi Niemann/red.   vom 02.03.2023 um 11.45 Uhr

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