Ein Kreuzweg im Zeichen von Krieg und Frieden

Lübeck: Archiv - 07.04.2023, 13.19 Uhr: Rund 600 Menschen beteiligten sich am Karfreitag an dem ältesten Kreuzweg in Deutschland. Er führte von St. Jakobi in der Lübecker Innenstadt zum Jerusalemsberg. Das Motto stand in diesem Jahr im Zeichen des Ukraine-Krieges: "Bedrohung. Mut. Friede."

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Die Hamburger Generalkonsulin der Ukraine Irina Tybink beteiligte sich in diesem Jahr am Lübecker Kreuzweg. Der Krieg stand im Mittelpunkt der Ansprachen an den verschiedenen Stationen. "Die christliche Botschaft heißt nicht Krieg, die christliche Botschaft heißt Frieden", sagt der ehemalige Ministerpräsident Björn Engholm. Er kritisierte die kriegsähnlichen Reden der Politiker und mahnte Frieden an. Er zitierte den ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt: "Der Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts." Für den 83-jährigen Björn Engholm war es der letzte Kreuzweg, bei dem er eine Ansprache gehalten hat.

Kirchenhistoriker halten den „Lübecker Kreuzweg“ für den ersten deutschen Kreuzweg. Der Weg von der Jakobi-Kirche zum Jerusalemsberg ist mit 1.650 Metern exakt so lang wie die „Via dolorosa“ in Jerusalem. Diesen Weg soll Jesus nach seiner Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zum Ort der Kreuzigung gegangen sein.

Der angesehene Kaufmann und Ratsherr der Hansestadt Lübeck, Hinrich Konstin, hatte 1468 für sein Seelenheil eine Pilgerreise nach Jerusalem unternommen. Er starb 1482 kinderlos und verfügte in seinem Testament, dass von seinem Vermögen ein Kreuzweg gebaut werden solle. Noch heute erinnern „Konstinkai“ und „Konstinstraße“ in der Hansestadt an den Stifter.

Der Lübecker Kreuzweg beginnt an einem Relief der evangelischen Jakobi-Kirche: "Hir beginet de crucedracht Christi bute de borchdare to Jherusale" (hier beginnt die Kreuztragung Christi durch das Burgtor zum Jerusalemsberg).

Vor den Stadtmauern hatte Kostin den Jerusalemsberg aufschütten lassen. Hier an der Konstinstraße sieht man heute neben dem Brahms-Institut einen rund vier Meter hohen Hügel. Ursprünglich muss er höher gewesen sein, denn die Franzosen hatten während ihrer Belagerung 1813 einen Teil abgetragen. 17 stattliche Eichen umrahmen das Denkmal mit der Kreuzigung Jesu.

Nach der Reformation geriet der Lübecker Kreuzweg in Vergessenheit. Erst seit 1994 wird er wieder jährlich gegangen, seit 2002 in ökumenischer Gemeinsamkeit.

Rund 600 Gläubige beteiligten sich an dem ältesten Kreuzweg Deutschlands. Fotos: JW

Rund 600 Gläubige beteiligten sich an dem ältesten Kreuzweg Deutschlands. Fotos: JW


Text-Nummer: 157842   Autor: VG/Erzbistum   vom 07.04.2023 um 13.19 Uhr

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