SPD: Keine Sanierung der LHG auf Kosten der Mitarbeiter

Lübeck: Archiv - 27.04.2023, 18.15 Uhr: Der Betriebsrat der Lübecker Hafen-Gesellschaft, ver.di-Vertretung und Vertreter der Lübecker SPD sind im intensiven Austausch. Grund ist eine offenbar geplante Abspaltung des Bereichs Logistik.

"Die Geschäftsführung der Lübecker Hafen-Gesellschaft hat kürzlich freudig über die positive wirtschaftliche Entwicklung der Gesellschaft berichtet. Ohne die Belegschaft wäre dieser Erfolg nicht möglich", so die SPD. "Sie hat im Sanierungsprozess durch Lohnverzicht zu einem wesentlichen Anteil dazu beigetragen hat, dass die Gesellschaft jetzt wirtschaftlich besser dasteht."

Peter Petereit und Peter Reinhardt (beide SPD Lübeck) zur Situation bei der Lübecker Hafen-Gesellschaft:

(")Wird sprichwörtlich davon gesprochen „Nachtigall ick hör dir tapsen“, wird im Hafen eher davon die Rede sein müssen, dass nicht getapst, sondern getrampelt wird. Es kann doch wohl nicht angehen, dass die Geschäftsführung der Lübecker Hafen-Gesellschaft ernsthaft beabsichtigt, die Gesellschaft langfristig auf dem Rücken der Mitarbeiterschaft zu sanieren. So kann man nach unserem Verständnis nicht mit den Kolleginnen und Kollegen des Hafens umgehen, die sich erst in den Sanierungsprozess einbringen und jetzt sollen durch weitere Umstrukturierungen die Arbeiten an der Kaikante vom Bereich der Logistik getrennt werden. Verlierer wäre dabei die Belegschaft.(")

Zu den Hintergründen äußert sich Steffen Müller (Betriebsratsvorsitzender der LHG):

(")Aus unserer Sicht ist es bereits fünf nach zwölf. Die Arbeitsverdichtung während der Restrukturierung in der Sanierungsphase hat die Belegschaft an ihre Grenzen gebracht. Ein sehr hoher Krankenstand und drohende Überlastungsanzeigen sind ein eindeutiges Signal. Der Betriebsrat fordert schon seit Langem Einstellungen. Doch die Geschäftsführung beabsichtigt den Betrieb dauerhaft auf Kosten der Belegschaft zu sanieren. So verfolgt die Geschäftsführung u.a. das Ziel der Einführung eines Logistiktarifvertrages bei Neueinstellungen oder sollte dieser nicht verhandelbar sein, wird mit Outsourcing von Umschlagleistungen gedroht. Hier sollen Löhne am Rande des Existenzminimums bei Neueinstellungen zur Sanierung des Betriebs herangezogen werden. Mit uns nicht gangbar und zielgerichteter kann der Betriebsfrieden im Hafen nicht gestört werden. Lübeck braucht eine Hafengesellschaft, die weiter selbst den Umschlag betreibt und keine Zerschlagung jetziger Hafenstrukturen bei der LHG. Outsourcing würde auch nur einen kurzfristigen Effekt erzeugen, langfristig wird der Hafenstandort Lübeck nicht davon profitieren, sondern geschwächt. Wenn die Geschäftsführung nicht bald handelt, droht der Verlust von Neugeschäften und daraus ergibt sich eine Schwächung des Wirtschaftsstandort Lübeck. Neues Personal zu gewinnen, wird so schon schwer sein, mit abgesenkten Tarifen aus unserer Sicht jedoch fast unmöglich.(")

Der ver.di-Gewerkschaftssekretär Christian Manke ergänzt:

(")Aus Sicht der Arbeitnehmer ist die Sanierung erst abgeschlossen, wenn sie ihr ursprüngliches Entgeltniveau, voraussichtlich erst in 2025, erhalten. Bis dahin wird weiterhin eine Schattentabelle geführt, welche die bundesweite VKA- Tabelle absenkt. Die Sanierung wird als toller Erfolg dargestellt, leider wurde durch die Geschäftsführung der LHG verpasst, die Situation zu nutzen und den Arbeitnehmer eine freiwillige Leistung zu zahlen. Ein „DANKE“ durch einen Brief auf teurem Papier ist schön, hilft aber keinen Beschäftigten, die jahrelang auf mehrere tausend Euro verzichtet haben. Eine massive Gehaltsabsenkung für Neueingestellte einzufordern ist politisch für eine städtische Gesellschaft mehr als fragwürdig, unter der durch die Geschäftsführung erfolgte positive Bewertung der Restrukturierung, jedoch deutlich grenzwertig. Wir wollen keinen abgesenkten Tarif, sondern bleiben unserer Forderung nach gleicher Lohn für gleiche Arbeit treu.

Die Hansestadt Lübeck braucht gute Arbeitsplätze und letztendlich hängen an jeden direkten Hafenarbeitsplatz in Lübeck sieben bis zehn weitere Arbeitsplätze im Umfeld.

Die Dachmarke „Port of Lübeck“ ist sicher eine großartige Idee. Aus gewerkschaftlicher und tarifpolitischer Sicht müsste dies jedoch zur Folge haben, dass für den Lübecker Hafenstandort ein gemeinsames Tarifniveau eingeführt wird. Die Mitbewerber hätten dann die Möglichkeit, sich durch die Qualität in ihren Leistungen zu unterscheiden und nicht Aufgrund von Dumpinglöhnen!(")

"Wir mischen uns als SPD grundsätzlich nicht in die Tarifangelegenheiten der Tarifparteien ein, wenn es aber um Strukturen geht, die eine wirtschaftliche Sanierung langfristig auf Kosten der Belegschaft zur Folge haben, ist das mit uns nicht zu machen. Wir werden uns gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft an die Seite der Beschäftigten stellen und fordern die Geschäftsführung auf, keine Wege zu gehen, die den Betriebsfrieden derart stören. Wir sind in den Gesprächen vor Ort immer wieder beeindruckt, wie hoch die Identifikation und Loyalität der Kolleginnen und Kollegen mit dem Hafen ist. Dies sollte nicht leichtfertig verspielt werden. Ohne zufriedene Belegschaft wird es auch keinen Erfolg bei der LHG geben können“, so Peter Reinhardt und Peter Petereit.

Christian Manke, Peter Petereit, Peter Reinhardt und Steffen Müller diskutieren über die Entwicklung bei der LHG.

Christian Manke, Peter Petereit, Peter Reinhardt und Steffen Müller diskutieren über die Entwicklung bei der LHG.


Text-Nummer: 158260   Autor: SPD   vom 27.04.2023 um 18.15 Uhr

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