Strand - Knigge: Kurverwaltung druckt Flyer mit Benimmregeln

Lübeck - Travemünde: Archiv - 21.05.2023, 18.00 Uhr: Unter einem „Knigge“ versteht man gemeinhin ein Benimmbuch. Ganz so umfangreich ist es denn doch nicht, was die Kurverwaltung jetzt mit ihrem „Strand-Knigge“ plant. Es soll nur ein Flyer werden. Mit kompakten Infos, was am Strand erlaubt ist und was nicht. Der „Strand-Knigge“ soll noch in diesem Sommer an Gäste verteilt werden.

„Wir haben natürlich aus dem Ansturm aus den letzten Jahren so ein bisschen gelernt“, erläuterte Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff kürzlich auf einer Veranstaltung der DLRG das Projekt.

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„Es ist tatsächlich so, dass man dem einen oder anderen noch sagen muss, was ist verboten, was ist erlaubt“, sagt Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff.

Maßnahmenkatalog für den Umgang mit Gästen

Die Kurverwaltung hätte den politischen Auftrag bekommen, einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, berichtete Travemündes Kurdirektor. „Wie man auch mit den negativen Folgen von einem Gästeansturm umgeht.“ Kirchhoff zählte speziell das Grillen auf, freilaufende Hunde, Radfahrer sowie „das Thema Benimmregeln am Strand“. Das alles hätte man in einen Maßnahmenplan gepackt. „Auch zusammen mit meinem lieben Kollegen Christian Lukas, den Sie von der LTM gut kennen, haben wir einen Katalog entwickelt, der jetzt auch in der politischen Diskussion war“, sagte Kirchhoff. „Da geht es auch darum, ein friedliches Miteinander zu kommunizieren.“ Man kenne das das noch aus der Corona-Zeit: „Das aufeinander achtgeben. Den rücksichtsvollen Umgang, den haben wir in unseren Fokus der Kampagne gestellt.“

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Das Grillen ist am Strand verboten. Die neuen Aufkleber auf den Mülltonnen sind allerdings etwas missverständlich geraten: Sie könnten auch so verstanden werden, dass in den Tonnen keine gebrauchten Einweg-Grills entsorgt werden dürfen.

Strand-Knigge gedruckt: Was ist erlaubt, was ist verboten?

„Wir haben Flyer gedruckt, die wollen wir an die Gäste verteilen“, machte Kirchhoff das Projekt öffentlich. In diesem „Strand-Knigge“ würden die wesentlichen Regeln stehen. „Es ist tatsächlich so, dass man dem einen oder anderen noch sagen muss, was ist verboten, was ist erlaubt. Und vor allen Dingen: Was macht man nicht“, erläuterte der Kurdirektor. „Und diese Dinge wollen wir in unserem Strand-Knigge auf etwas heitere Art und Weise unseren Gästen näherbringen.“

Betten-Boom: Mehr Übernachtungsgäste als in Lübeck

In den letzten vier Jahren habe Travemünde die Bettenzahl „mal eben von knapp 3.000 auf über 9.000 erweitert“, erläuterte Kurdirektor Uwe Kirchhoff. „Das war ja auch ein Wunsch“, sagte er. Kirchhoff sprach von einem „Prozess, den die politischen Vertreter mit initiiert“ hätten. Mit der Verdreifachung der Bettenzahl stieg folglich auch die Zahl der Nächte, die Urlauber im Seebad verbrachten, eine wichtige touristische Kennzahl. „Ich bin da so ein bisschen stolz drauf, dass wir mittlerweile mit unserer Übernachtungszahl von 1,2 Millionen etwas über den Übernachtungszahlen der Hansestadt Lübeck, des Stadtgebietes liegen“, sagte Kirchhoff. Insgesamt hat Lübeck damit über zwei Millionen Übernachtungen. „Das sind natürlich auch alles Gäste, die nach Travemünde kommen“, so der Kurdirektor. „Und an den Strand gehen.“

Günstige Tickets: Travemünde aus allen Nähten geplatzt

„Im letzten Jahr hatten wir eine sehr herausfordernde Situation“, sagte Kurdirektor Uwe Kirchhoff. In der „Nach-Corona-Zeit“ hätten die Bürger Nachholbedarf gehabt, endlich wieder ins Freie und an die Strände gehen zu können. „Wir hatten das 9-Euro-Ticket, das zusätzlich Menschen nach Travemünde und in die Bäder geführt hat. Und das hat natürlich dazu geführt, dass Travemünde, das kann man wirklich so sagen, aus allen Nähten geplatzt ist.“ Wie es in diesem Jahr werde, könne er nicht sagen. „Wir haben das 49-Euro-Ticket. Auf der anderen Seite ist die Welt ein bisschen größer geworden. Aber auf jeden Fall werden wieder Tagesgäste nach Travemünde kommen.“

Klimawandel: Flucht aus den Städten

Die letzten drei Sommer seien die heißesten und trockensten gewesen, „die wir hatten in der Aufzeichnung des Wetters“, erinnerte Touristiker Kirchhoff. Er glaube, dass auch in Zukunft „Menschen, die in den Städten wohnen, wo es im Sommer heiß ist, aus diesen urbanen Umfeldern in Ballungsräumen an die Küste flüchten. Weil es hier halt angenehm kühl ist…“

Tourismus als Milliardengeschäft

Der Branchenumsatz aus dem Tourismus beträgt allein in der Lübecker Bucht laut Kurverwaltung 5,5 Milliarden Euro. „Der Tourismus sichert insgesamt 55.000 Arbeitsplätze hier in der Lübecker Bucht. Insofern ist der Tourismus hier unsere Lebensader“, sagte Kurdirektor Uwe Kirchhoff.

Die No-Gos am Strand

Was genau im „Strand-Knigge“ steht, ist offiziell noch nicht bekannt. Die Flyer sind noch nicht verteilt. Natürlich gibt es am Kurstrand bereits Verbotsschilder. So ist das Springen von den Brücken aufgrund der Gefahr für Leben und Gesundheit verboten, Lenkdrachen dürfen nicht am Strand zum Einsatz kommen (ebenfalls Unfallgefahr) und Hunde dürfen in der Saison nicht auf den Kurstrand. Weiter herrscht am Strand Grillverbot, worauf Schilder an den Mülltonnen hinweisen.

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Einige Verbote sind bereits auf Schildern am Strand zu finden. Der „Strand-Knigge“ soll nun detaillierter darüber aufklären, was erlaubt und was verboten ist.

Weitere bekannte Streitpunkte am Strand sind zum Beispiel laute Musik, indiskretes Fotografieren, Zigarettenqualm sowie Kippen, Scherben und ganz allgemein Müll im Sand.

Über den „Maßnahmenplan für den Umgang mit Tagesgästen an stark frequentierten Tagen im Seebad Travemünde“ diskutiert am Dienstag im Hauptausschuss auch die Politik.

Die Vermüllung war in den vergangenen Jahren ein viel diskutierter Kritikpunkt. Ob der neue „Strand-Knigge“ Abhilfe schafft? Fotos: Helge Normann

Die Vermüllung war in den vergangenen Jahren ein viel diskutierter Kritikpunkt. Ob der neue „Strand-Knigge“ Abhilfe schafft? Fotos: Helge Normann


Text-Nummer: 158804   Autor: Helge Normann   vom 21.05.2023 um 18.00 Uhr

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