Begeisterung beim Bekenntnis des Glaubens

Lübeck: Archiv - 12.08.2023, 08.35 Uhr: Ib ihren Gedanken zum Wochenende geht Pastorin i.R. Ellen Naß auf das Glaubensbekenntnis ein. Viele jüngere Menschen würden es nicht mehr verstehen. Dabei gehe es nicht nur um den Inhalt, sondern um Begeisterung für den Glauben.

In (fast) jedem Gottesdienst sprechen wir das Glaubensbekenntnis. Nur manchmal wird es ausgelassen oder durch ein anderes – teilweise ein selbstgeschriebenes oder ein moderneres – ersetzt. Gottesdienstbesucher und Gottesdienstbesucherinnen kennen es meistens – wenn es bei Taufen gesprochen wird, sieht es schon anders aus. Da kennt kaum jemand noch den Text, spricht man es als Pastor oder Pastorin oft alleine.

Als ich in den Konfirmandenunterricht kam – vor vielen Jahrzehnten -, da sagte der Pastor: „Glaubensbekenntnis und Vaterunser müsst ihr nicht lernen.“ Kunstpause „Ich gehe davon aus, dass ihr es könnt.“ Daran musste ich jedes Jahr denken, wenn ich versuchte, es im Konfirmandenunterricht Jugendlichen nahezubringen. Sie verstehen es einfach nicht – sprachlich könnte es teilweise genauso gut noch auf Latein gelernt und gesprochen werden.

Bei „Schöpfer“ denken sie an Schöpfkelle statt an erschaffen, bei „eingeboren“ an indigene Völker statt an einzig, bei „empfangen“ an den Empfangschef in einem Hotel statt an Empfängnis. So geht es weiter, und es fehlt die Geduld, sich mit den alten Wortbedeutungen auseinanderzusetzen. Was man nicht versteht, kann man auch schlecht auswendig lernen.

Ältere haben oft andere Probleme mit dem Glaubensbekenntnis: Sie verstehen zwar, wovon die Rede ist, aber teilweise glauben sie es nicht. „Wie kann ich etwas bekennen, woran ich nicht glaube?“ so wurde ich oft gefragt, und es ist ja auch schwierig, zum Beispiel mit der Jungfrauengeburt, mit der heiligen christlichen Kirche.

Dabei ist kompliziert, das Glaubensbekenntnis zu modernisieren. Es ist sehr alt, und alle westlichen Kirchen erkennen es an, wenn auch die Katholische Kirche „eine allgemeine katholische Kirche“ bekennt und keine „allgemeine christliche Kirche“. Da kann man sich vorstellen, dass es praktisch unmöglich ist, etwas zu verändern, weil sich so viele Gruppen zusammensetzen und sich einigen müssten. Einiges wurde vor einigen Jahrzehnten allerdings geändert, so wurde das Wort „Hölle“ durch „Reich des Todes“ ersetzt und andere kleine Formulierungen.

Das Bekenntnis ist entstanden aus einer Prüfung, die man in den Anfängen des Christentums ablegen musste, um getauft zu werden. Man wurde befragt, und wie Prüflinge heute auch noch lernte man die Antworten vorher auswendig: So entstand über einen Zeitraum hinweg das Glaubensbekenntnis.

Im Gottesdienst hat das Glaubensbekenntnis aber eine andere Funktion. Ich verstehe nicht viel von Fußball, aber der VfB Lübeck ist – wir wissen es alle – nicht der weltbeste Fußballclub. Er ist nicht schlecht, aber viele andere weltweit sind besser. Trotzdem hat er – gerade hier bei uns in Lübeck – viele Fans, die alles tun, um ihren Club zu feiern. Die Karten für das nächste Spiel sind fast ausverkauft, und im Stadion herrscht eine ausgelassene Stimmung, wenn der Verein von seinen Fans gefeiert wird. Und wenn sie Dinge rufen oder singen wie: „Ihr seid die größten!“, dann wissen sie genau, dass es bessere Vereine gibt.

So sprechen wir das Glaubensbekenntnis. Es kommt nicht darauf an, ob wir alles verstehen, was wir da sprechen oder ob wir alles genauso wortwörtlich glauben (abgesehen davon, dass man vieles ganz unterschiedlich interpretieren kann). Ich finde es schade, wenn etwas anderes gesprochen wird, weil dieses gemeinsame Element fehlt. Wenn wir es gemeinsam sprechen, dann feiern und bejubeln wir unseren Gott, der so viel für uns in unserem Leben getan hat und noch tut. Ich würde es mir etwas lebendiger wünschen, von der Begeisterung im Fußballstadium sind wir in der Kirche meilenweit entfernt. Aber es ist ein gemeinsames Jubeln und Feiern, dass Gott so wunderbar ist.

Pastorin i.R. Ellen Naß wünscht sich beim Glaubensbekenntnis mehr Begeisterung.

Pastorin i.R. Ellen Naß wünscht sich beim Glaubensbekenntnis mehr Begeisterung.


Text-Nummer: 160534   Autor: red.   vom 12.08.2023 um 08.35 Uhr

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