SHMF: Geburtstagskonzert im Dom

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 20.08.2023, 13.14 Uhr: Zum 850. Geburtstag des Lübecker Doms gab es hier wieder ein großes Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Daraus wurden zwei Erlebnis-Stunden wie in den Anfangsjahren des SHMF, als die Stadthalle geschlossen und die MuK noch nicht gebaut waren. Diesmal glänzten das SHMF-Orchester unter Leitung von Christoph Eschenbach sowie Danel Hope mit Werken von Benjamin Britten und Anton Bruckner.

In seiner Begrüßung dankte Pastor Martin Klatt auch dem langjährigen Vorsitzenden der Dom-Stiftung, Hans Georg Rieckmann, auf dessen Initiative das Konzert im Rahmen der Feierlichkeiten hier stattfinden konnte. Sein Dank galt auch dem anderen „Geburtstagskind“ Daniel Hope, der zwei Tage zuvor fünfzig Jahre alt geworden war. Und dieser Künstler bewies dann, warum er zu den großen Musikern unserer Zeit gehört.

Das Violinkonzert von Benjamin Britten, im „Schicksalsjahr“ 1939 entstanden, wird nur selten geboten: Es ist eines der schwierigsten (und zugleich berührendsten) der Literatur, weil hier Technik und (ebenso klagendes wie auf Hoffnung bauendes) Gefühl eine kaum überbietbare Einheit eingehen. Warmer Streicherklang und Hopes flatterndes Flageolett stiegen auf ins Gewölbe, bis die ersten harschen Striche kamen: Hope bot nun alles, was dieses schwierige Werk verlangt im permanenten Dialog mit dem Orchester, das Eschenbach mit energisch knappen Zeichen dirigierte. Das Vivace begann Hope mit angerissenen Doppelgriffen, das Orchester antwortete ebenso heftig – und alles, was den besten Violinisten abverlangt werden kann, ging hier und in der finalen Passacaglia unter die Haut. Ebenso bar allen affektierten Virtuosentums fügte Hope eine barocke Passacaglia von Paul von Westhoff (ein Dresdner mit Lübecker Wurzeln) mit einem Ritornell schnellsten Saitenspiels an.

Anton Bruckners 5. Sinfonie war ebenso eine Herausforderung. Christoph Eschenbach beherrscht die Partitur und hatte sie bis ins letzte Detail dem Orchester mit den jungen Musikern aus vielen Nationen vermittelt. Die Melodien des ersten Satzes – auf ausladender Streicher-Basis mit kraftvoll eingreifenden Blechbläsern – wogten durch das hohe und lange Kirchenschiff. Das bedächtige Andante wirkte wie ein Gebet. Im Scherzo mit seiner typischen Rustikalität zeigten die Holzbläser ihre Qualitäten. Im halbstündigen Finalsatz mit dem aus den Tiefen aufsteigenden Sehnsuchtsmotiv, in dem die sich türmenden Fugen kein Ende nehmen, beeindruckten der Dirigent und der diesjährige SHMF-Klangkörper im ausverkauften Dom noch einmal die lange applaudierenden Besucher.

Zum 850. Geburtstag des Lübecker Doms gab es hier wieder ein großes Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Foto: Archiv/JW

Zum 850. Geburtstag des Lübecker Doms gab es hier wieder ein großes Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Foto: Archiv/JW


Text-Nummer: 160665   Autor: GüZ   vom 20.08.2023 um 13.14 Uhr

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