Erfolgreicher Start der Remter-Konzerte

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 01.09.2023, 11.59 Uhr: Sehr gut besucht war am Donnerstag, 31. August, das erste der diesjährigen Remterkonzerte im St. Annen-Museum. Das begeisterte Publikum freut sich schon jetzt auf das nächste Konzert-Ereignis, wenn es am 28. September 2023 mit hochklassiger Musik und dieser ganz besonderen Atmosphäre weitergeht mit Werken von Joseph Haydn.

Konzerte in Museumsräumen stattfinden zu lassen, ist in Deutschland schon lange eine sinnvolle Einrichtung. Es profitieren alle davon: Die Musiker spielen in einer nicht gewohnten Umgebung. Die Zuhörer sitzen zwischen alter oder neuer Kunst. Die Museumsbetreiber können sich auf viele Zuhörer freuen, die wiederkommen, um sich andere Kunstwerke des Hauses anzusehen. In Lübeck gibt es zwei solche Spielstätten, in denen außerdem sehr gute akustische Verhältnisse ganz besondere Hörerlebnisse ermöglichen. Es sind die Museumskirche St. Katharinen und der Remter im St. Annen-Museum. Beide haben eine für Lübeck typische klösterliche Vergangenheit. Die Katharinenkirche gehörte zum ehemaligen Franziskanerkloster, der Remter war der Versammlungsraum der Augustinerinnen im St. Annenkloster. Heute gehören beide Stätten der Hansestadt Lübeck und werden zusammen mit dem Holstentormuseum geleitet von Dr. Dagmar Täube. Seit vielen Jahren organisiert Hans-Jürgen Schnoor in guter Zusammenarbeit mit der Museumsleiterin zwei kammermusikalische Reihen, die beide eine kleine Besonderheit in der Musikstadt Lübeck darstellen. Im Sommer findet von Juni bis August jeden Sonnabend in St. Katharinen ein „Viertel nach zwölf“-Konzert statt, im Herbst/Winter von September bis April an jedem letzten Donnerstag im Monat ein „Remter-Konzert“.

Hans-Jürgen Schnoor studierte Klavier, Cembalo, Kirchenmusik und Dirigieren, war Kantor und Organist in Lübeck und Neumünster, ist Spezialist für historische Tasteninstrumente. Er konzertiert auf Cembalo, Orgel, Klavier und Hammerklavier solistisch und als Kammermusikpartner mit einem Repertoire von Bach bis Schönberg. Seit 1986 unterrichtet er an der Musikhochschule Lübeck, seit 1997 hat er dort eine Professur für Cembalo.
In den beiden genannten Reihen, die Schnoor als freischaffender Künstler organisiert, kommt überwiegend Musik des 18. Jahrhunderts zum Vortrag. Die „Viertel-nach Zwölf“-Reihe in der Katharinenkirche ist gerade zu Ende gegangen, auch in diesem Jahr haben wieder viele Touristen das Angebot gerne angenommen. Am Donnerstag, 31. August, begannen die diesjährigen Remterkonzerte. Auf dem Programm standen die zwei Cellosonaten op. 5, die der erst 26-jährige Ludwig van Beethoven bei einem Besuch in Berlin dem preußischen König, Musikliebhaber und Hobbycellisten Friedrich Wilhelm II. widmete.

Am Donnerstag musizierte Hans-Jürgen Schnoor am Hammerklavier zusammen mit dem jungen Cellisten Daniel Wachsmuth. In feiner, sensibler Korrespondenz erklang die erste Sonate, die in ihrer galanten Anmutung noch an frühe Klassik erinnert. Aber dennoch ist sie nicht mehr eine Sonate für Cello mit Klavierbegleitung, sondern eher eine für Klavier mit Cello, also auf dem Weg zum modernen Umgang mit der Gattung, in der beide Instrumente gleichberechtigt miteinander musizieren. Ausgeprägte Kantilenen, wunderbar gestaltet von Daniel Wachsmuth, ergänzt durch teils hochvirtuose Passagen auf dem Klavier. Im Rondo herrschte sprühende, frische Lebensfreude in sich überschlagender Vielfalt der unterschiedlichsten musikalischen Einfälle.

In der zweiten Sonate war schon viel von der Dramatik und Leidenschaftlichkeit des späteren Beethoven zu erkennen, noch inniger waren beide Instrumente miteinander verwoben. Hier konzertierten zwei Vollblutmusiker ein ausgereiftes Werk eines Vollblutkomponisten aufs Feinste. Zwischen den beiden Sonaten erklang die ebenfalls 1796 entstandene Szene und Arie „Ah!Perfido“ – ein ganz selten zu hörendes Stück – angelehnt an den damaligen Zeitgeschmack und inspiriert von einem ähnlichen Werk Joseph Haydns. Es klagt die von Achilles verlassene Deidamia in ein einem dramatischen Accompagnato-Rezitativ und einer Arie ihr Leid. Hochexpressiv und stimmgewaltig sang die Sopranistin Maike Albrecht und machte Trennungsschmerz, Sehnsucht und Wut gleichermaßen intensiv erlebbar. Dieses erste Remterkonzert war sehr gut besucht – nun freuen wir uns auf das nächste Konzert am Donnerstag, 28. September mit Werken von Joseph Haydn.

Dagmar Täube und Hans J. Schnoor haben beschlossen, dass alle Konzerte der beiden Reihen bei freiem Eintritt zu genießen sein sollen. Nach den Konzerten wird um Spenden gebeten, um die Kosten zu decken, denn diese Konzerte erhalten keinerlei öffentliche Förderung. Zugrunde liegt der Wunsch, dass die Besucher die Höhe ihrer Spenden von ihrer finanziellen Lage abhängig machen mögen.

Daniel Wachsmuth (Violoncello) Maike Albrecht (Sopran) und Hans J. Schnoor (Hammerklavier) bestritten das erste Remter-Konzert der Saison im St. Annen-Museum. Foto: Svea Regine Feldhoff

Daniel Wachsmuth (Violoncello) Maike Albrecht (Sopran) und Hans J. Schnoor (Hammerklavier) bestritten das erste Remter-Konzert der Saison im St. Annen-Museum. Foto: Svea Regine Feldhoff


Text-Nummer: 160914   Autor: Svea Regine Feldhoff   vom 01.09.2023 um 11.59 Uhr

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