Ausstellung in Travemünde erinnert an Anja Thauer

Lübeck - Travemünde: Archiv - 01.10.2023, 12.05 Uhr: Eine Gedenkausstellung für die in Travemünde geborene, einst gefeierte, inzwischen nahezu vergessene Cellistin Anja Thauer (1945-1973) wurde am 30. September im Seebadmuseum Travemünde eröffnet. Sie erinnert anlässlich ihres 50. Todestags am 19. Oktober an eine große Künstlerin.

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Anja Thauer wurde in Europa über ein Jahrzehnt gefeiert – und dann vergessen. Experten zählen ihre Einspielung des Cellokonerts von Antonin Dvorak zu den schönsten Aufnahmen des Werks überhaupt. Vor wenigen Jahren erst wurde ihr Oeuvre auf drei CDs herausgebracht und dadurch die Musikwelt wieder auf sie aufmerksam gemacht: Eine längst fällige Rehabilitation. Nun wird an ihrem Geburtsort (wo sie auf dem Friedhof auch ihre letzte Ruhestätte fand) an die früh gestorbene Künstlerin erinnert – mit dieser Ausstellung, zu der Günter Zschacke eine Dokumentation herausgebracht hat.

Geboren am 3. Juli 1945 in Travemünde und gestorben am 18. Oktober in Wiesbaden, war Anja ein außergewöhnliches musikalisches Talent. Bereits mit 16 Jahren gewann sie als Jüngste von über 20 Wettbewerbern in Paris den Grand Prix. Sie konzertierte in ganz Europa, im Nahen und Fernen Osten und war so bekannt wie die gleichaltrige (und ebenfalls früh gestorbene) Jacqueline du Pré. Als sie wegen einer vergeblichen Liebe sich das Leben nahm, erlosch ihr Stern.

Die Gedenkausstellung gibt Einblicke in ein kurzes, aufregendes Leben mit Textblöcken, Fotos, Dokumenten und persönlichen Schriftstücken sowie historischen Konzertplakaten. Da ist die Mutter, arrivierte Violinistin, stetes Vorbild und permanente Förderin von Anja. Da sind der Blick auf Konzerte und Tourneen, auf die Schallplatten und die Stimmen der Musikkritik. Der Mensch und die Musikerin werden zudem erlebbar gemacht mit Interviews und Ausschnitten aus ihrem Repertoire: Denn zum Glück gibt es nicht nur die Tonträger mit Cellokonzerten von Dvorak, d'Albert, Saent-Saens und Kammermusik u.a. von Schubert, Strauss und Schostakowitsch, sondern es sind auch drei TV-Berichte über sie erhalten geblieben. In einem bekennt sie: „Ohne Musik bin ich ein halber Mensch.“

So entsteht auf fünf großen Tafeln sowie auf einer Medienstation in Film und Musik ein Porträt der Künstlerin, wie es der Kritiker Harald Eggebrecht 2013 zeichnete: „Wer Anja Thauer in den 60er und frühen 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts erlebt hat, erzählt von einer schönen jungen Frau, die hingebungsvoll Violoncello spielt mit einem gewissermaßen rauschhaft erregten Ton und impulsiver Gestaltungslust.“

Die Ausstellung (zu deren eindrucksvoller Eröffnung auch Musikexperten aus London, Berlin und Bremen angereist waren) im Seebadmuseum Travemünde, Torstraße 1, läuft bis zum 31. Dezember und ist geöffnet Dienstag-Sonntag 11-17 Uhr.

Ein klingendes Thauer-Porträt bringt NDR-Kultur am Sonntag, 8. Oktober, von 18 bis 19 Uhr.

Ausstellungs- Macher Harald Coellen, Dokumentarist Günter Zschacke und Jürgen Dechsling, 2. Vorsitzender des Heimatvereins Travemünde, erinnern an die große Cellistin. Fotos: Karl Erhard Vögele

Ausstellungs- Macher Harald Coellen, Dokumentarist Günter Zschacke und Jürgen Dechsling, 2. Vorsitzender des Heimatvereins Travemünde, erinnern an die große Cellistin. Fotos: Karl Erhard Vögele


Text-Nummer: 161527   Autor: Güz.   vom 01.10.2023 um 12.05 Uhr

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