Feines 2. Kammerkonzert mit Raritäten

Lübeck: Archiv - 07.10.2023, 13.23 Uhr: Raritäten für seltene Besetzungen brachten die Lübecker Philharmoniker im 2. Kammerkonzert im gut besuchten Audienzsaal des Rathauses. Zumal Impressionisten bieten Harfe und Flöte die Gelegenheit, die Schönheit und Finessen ihrer Instrumente zusammen mit Streichern vorzuführen: Neben Werken von Claude Debussy und Maurice Ravel erklangen noch größere Raritäten von Joseph Jongen und Jean Cras.

Flötist Waldo Ceunen hatte sich einmal mehr in der (sparsamen) einschlägigen Literatur umgetan und ein Spannungsfeld zwischen sich und Harfenistin Johanna Jung geschaffen, in das sich wenige Streicher und im zweiten Teil die Klarinettistin Katharina Ruf mischten. In Debussys „Petite Suite“ hielten Flöte und Harfe flirrende Zwiesprache, Doch auch die Streicher (Tzu-Jen Ckou, Violine, Vera Dörmann, Viola, und Fabian Schultheis, Violoncello) haben in dieser Suite mit dem triolen- und trillerfreudigen „Cortège“-Satz ihre Soli.

Zart und zärtlich flutete Jongens „Danse lente“ durch den Raum mit Flöten-Bögen und Harfen-Arpeggien: Ceunens weicher Ansatz und Jungs zartes Flirren nahmen die Hörer in Bann. Im Cras-Quintett (nun mit Kayako Bruckmann, Violine) sind drei der vier Sätze „Animé“ benannt, kann in dieser Meer-Beschreibung also jedes Instrument wellenbewegt hervortreten. Die verlangte und eingelöste Virtuosität nahm gefangen, der gedämpfte 3. Satz mit seinen Harfen-Tropfen war eine Erzählung für sich, im Finale durfte jedes Instrument seine Vorzüge ausspielen.

Die Höhepunkte kamen nach der Pause. Die Adaption von Debussys „Prélude à àprés midi d'un Faune“ für Flöte, Klarinette, Harfe und Streichquartett bezauberte: Ceunen und Ruf ließen den Faun sich räkeln, Jungs Glissandi die Luft flirren und die Streicher den Sommer verbreiten: Alle Sieben waren sie Solisten, die unter Waldo Ceunens unaufdringlicher Führung zeigten, welche Qualität die Philharmoniker haben – und im kunstvollsten Werk über sich hinauswuchsen. Denn Ravels „Introduction et Allegro“ in dieser originalen Septett-Fassung verlangt vom zarten Bläser-Auftakt bis zur finalen orchestralen Wirkung alles an Können und brilliantem Zusammenspiel, ganz besonders von der Harfe: Johanna Jungs Solo perlte allen Reiz des Instruments.

Die Werkeinführung von Musikdramaturg Dr. Jens Porath war einmal mehr anschaulich und ohne Ausschweife. Bei der Vorstellung des Ensembles nur bediente er sich neudeutscher Grammatik, die leider um sich gegriffen hat und falsch ist: Es sitzt zwar jemand am Klavier, jedoch spielt er auf ihm. Ebenso wenig spielt jemand an Flöte oder an Violine, sondern auf dem Instrument – oder kurz: das Instrument.

Das zweite Kammerkonzert der Saison fand im Audienzsaal des Lübecker Rathauses statt.

Das zweite Kammerkonzert der Saison fand im Audienzsaal des Lübecker Rathauses statt.


Text-Nummer: 161651   Autor: Güz.   vom 07.10.2023 um 13.23 Uhr

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