Bürgermeister-Kandidaten im Pecha Kucha Test

Lübeck: Archiv - 19.10.2023, 14.19 Uhr: Als die Einladung kam, mussten viele sich erst einmal im Internet schlau machen, was Pecha Kucha denn eigentlich ist. Am Ende des Abends in der spannenden Umgebung des neuen 'Kompetenzzentrums für modernes Arbeiten' bei der Firma 'Heinrich Hünicke' war man ausnahmslos der Meinung, eine ausgesprochen interessante Veranstaltung mit den Lübecker Bürgermeisterkandidaten gesehen zu haben.

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Viele Wirtschaftsakteure hatten sich zusammengetan, um diese Veranstaltung mit den Bürgermeisterkandidaten zu ermöglichen. Unter der Federführung von Olivia Kempke vom Lübeck Management, waren auch noch die Lübecker Kaufmannschaft, der Lübecker Marketing Club und die IHK-Wirtschaftsjunioren mit im Boot. Und natürlich Jan Drescher und Stephan Schmidt von der Firma Hünicke. Sie alle haben so etwas wie eine mündliche Prüfung für das Lübecker Bürgermeister-Abitur zusammengestellt, technisch durchaus anspruchsvoll, unterhaltsam und ausgesprochen pfiffig.

Pecha Kucha heißt so komisch, weil die Methode ursprünglich einmal in Japan erdacht wurde. Die Macher wollten die gähnende Langeweile von endlosen PowerPoint Vorträgen dadurch durchbrechen, dass sie strukturelle Vorgaben einfügten. 20 selbstgestaltete Folien stehen den Rednern zur Verfügung, die nicht länger als 20 Sekunden erscheinen. Dann wechselt die Folie.

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Nach Möglichkeit sollte kein Text verwendet werden, sondern die Redner sollten frei sprechen und die Folien lediglich zur visuellen Unterstützung ihres Vortrages nutzen. Nach 20 x 20 , also 400 Sekunden oder sechs Minuten und 40 Sekunden ist alles vorbei. Bis dahin sollte man glatt und elegant über sein Thema moderiert haben; an diesem Abend ging es um die Lübecker Verkehrsprobleme.

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Es war spannend zu sehen, wie die Kandidatenrunde diese Aufgabe auf unterschiedliche Weise angenommen hat. Uwe Effenberger zeigte viele Bilder, die nahelegten, dass vieles viel zu langsam geht. "Sehen Sie sich das mal an, das ist mein Fahrradweg", rief er in die Runde. Bürgermeister Lindenau erinnerte daran, dass er gleich nach seiner Wahl von allen den Auftrag erhielt, Lübecks Infrastruktur zu erneuern. "Ich hab das gleich angepackt, und jetzt wird sichtbar erneuert und in zwei Jahren haben wir Strukturen, die für die kommenden 40 Jahre Bestand haben," bat er zu bedenken. Axel Flasbarth zeigte Fahrradstraßen, die an High-Tech Autobahnen erinnerten und verband das mit einer Vision vor dem Hintergrund der eher bescheidenen Lübecker Verhältnisse. Melanie Puschaddel-Freitag zeigte visionäre Kreisverkehre, übereinandergestapelte Fahrzeuge und Wasserstoff-Hybridfähren für den Priwall und anderswo. Man durfte eben auch einmal träumen und der Saal und die Veranstalter waren sich einig, dass alle Kandidaten angesichts dieser nicht ganz einfachen Aufgabe eine ausgesprochen gute Figur gemacht haben.

Das galt auch für den zweiten Teil der Veranstaltung, der ebenfalls recht einfallsreich angelegt war. Bereits während der Vorträge konnte der Saal über Smartphones Fragen an die Kandidaten stellen. Anschließend konnte man sich das zusammengestellte Tableau noch einmal ansehen und die Fragen nach Bedeutung ranken. Die von allen als am wichtigsten empfundene Frage rückte so nach oben und wurde den Kandidaten zuerst gestellt. Jeder hatte drei Minuten Zeit und auf diese Weise konnten die wichtigsten drei bis vier Fragen noch einmal beantwortet werden. Auf der Leinwand tickte eine große Timer-Uhr, die die Sekunden unerbittlich herunterzählte. Es hatte fast schon etwas menschliches, dass die Uhr sich einmal aufhängte und neu gestartet werden musste. Jeder fühlte sich an das erinnert, was man täglich mit Computern so erlebt.

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Das tolle an der Veranstaltung war, dass man jeden Kandidaten einmal 6:40 Minuten in einer Situation erlebt hat, in der man konzentriert wesentliches rüberbringen musste. Anschließend noch einmal auf drei Minuten verdichtete Antworten auf Zuschauerfragen. Dann war aber auch Schluss mit dem Gesabbel. Jeder hatte das Gefühl, dass man auf diese Weise durchaus einen Eindruck von den jeweiligen Kandidaten gewinnen konnte. Auch die Kandidaten hatten einen sehr positiven Eindruck von diesem zunächst etwas ungewohnten Format. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass mit Sophie Bachmann eine Kandidatin leider fehlte. Schade, da man alle Darstellungsfreiheiten hatte, hätte dieses Format ihr sicherlich auch gut gefallen.

Im Original-Ton hören Sie ein Interview von Harald Denckmann mit Veranstaltern und Kandidaten.

Axel Flasbarth zeigte Fahrradstraßen, die an High-Tech Autobahnen erinnerten. Fotos: Harald Denckmann

Axel Flasbarth zeigte Fahrradstraßen, die an High-Tech Autobahnen erinnerten. Fotos: Harald Denckmann


Hier hören Sie den Originalton:

Text-Nummer: 161914   Autor: Harald Denckmann   vom 19.10.2023 um 14.19 Uhr

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