Umfrage: Bessere Betreuung von Kindern mit Behinderungen

Obgleich die Umfrage nicht repräsentativ ist, zeigt sie erhebliche Handlungsbedarfe auf und liefert zahlreiche Anhaltspunkte für Verbesserungen. Alle Ergebnisse sind unter www.elternstimme.org veröffentlicht.

Die Zielsetzung der Umfrage beschreibt Yvonne Buck, Inklusionsexpertin bei ElternSTIMME e.V. wie folgt: "Wir möchten die Meinungen der Eltern mit Kindern mit Behinderungen zusammentragen, damit wir mit ihren Erlebnissen an die Politik, Verwaltung und Träger gehen können.“ Die Umfrageergebnisse zeigten nun eindrucksvoll, dass „Kinder mit besonderen Bedürfnissen, Förderbedarf und/oder Behinderung in Lübeck aktuell noch nicht dieselben Chancen wie alle anderen Kinder erhalten.“

Die wichtigsten Kernaussagen der Umfrage umfassen:

Fast jede zweite Familie musste für die Betreuung ihres Kindes kämpfen.

Fast die Hälfte der Befragten gibt an, sie können Beruf und ihr Kind mit Behinderung heute nicht gut vereinbaren.

Oftmals können Kinder nicht an der Hausaufgabenbetreuung, den angebotenen AGs der Betreuungseinrichtungen oder Ferienbetreuung teilnehmen.

Fast 60 Prozent der Umfrageteilnehmenden bemängeln inklusive Ferienangebote mit Kostengleichheit.

Fast 70 Prozent der Befragten geben an, sich gegenüber Eltern mit Kindern ohne Behinderung immer, überwiegend oder manchmal benachteiligt zu fühlen.

Ganze 44 Prozent der Befragten sind mit der Inklusion ihres Kindes mit Behinderung unzufrieden.

37 Prozent vermissen die bestmögliche Förderung ihres Kindes. Ebenso hoch ist der Wert derer, die den Eindruck haben, dass das betreuende Personal nicht ausreichend ausgebildet sei oder dass die Zusammenarbeit zwischen Schule, Betreuung und Eltern nicht bestmöglich funktioniert.

93 Prozent der Befragten wünschen sich mehr inklusive Bildungsmöglichkeiten und die Wahrnehmung und Akzeptanz als Experten ihrer Kinder (94 Prozent) ebenso wie mehr Austausch auf Augenhöhe und mehr Verstehen für zielgerichtete Lösungen in Bezug auf ihre Kinder mit Behinderung.

Mirja Bernotat, Mitglied ElternSTIMME sagt aus eigener Erfahrung: „Der Spagat zwischen Beruf und Familie mit besonderem Kind ist besonders schwierig. Wenn dann noch eine Kündigung der sowieso schon verkürzten Betreuungszeiten in der Grundschule kommt, wird Arbeiten im Grunde unmöglich.“

Mandy Schellbach, Mitglied von ElternSTIMME und stellvertretende Sprecherin der Lübecker Initiative Inklusion bekommt die Hürden von Inklusion täglich zu spüren und äußert sich zu den Umfrageergebnissen wie folgt: “Es ist gut, diese Ergebnisse schwarz auf weiß zu haben. Es schafft Gesprächsanlässe und bietet die Chance, nun konkrete Themen in Lübeck anzugehen. Im Hinblick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder sowie die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist es wichtig, die Sicht der Eltern von Kindern mit Behinderung zu kennen, um diese in der Lösungsfindung mit einbringen zu können.”

Der Verein ElternSTIMME hat betroffene Eltern in Lübeck nach ihren Einschätzungen befragt.

Text-Nummer: 162876   Autor: Elternstimme   vom 03.12.2023 um 10.34 Uhr