Die Kaiser-Disziplin: Zwei große Oktette

Lübeck: Archiv - 12.12.2023, 11.17 Uhr: Das Streichquartett wird die Königsdisziplin der Kammermusik genannt – und es gibt viele Werke darin. Die Verdopplung auf ein Streichoktett mag man Kaiserdisziplin nennen – es gibt hier ja auch ebenso wenige Kompositionen wie Kaiser. Nun haben sich acht Mitglieder der Lübecker Philharmoniker an zwei der besten Oktette gewagt und beim 4. Kammerkonzert im Kolosseum begeistert.

Gleichsam paritätisch besetzt, boten vier Männer den Rahmen für vier Frauen: Khristian Artamonov/Tzu-Jen Chou (1. Violinen) sowie Hans.-Christian Schwarz/Shukai Tang (Violoncelli) an den Außenlinien und Danilela Dakaj/ Antje Kroeger (2. Violinen) sowie Elisabeth Fricker/Caroline Spengler (Violen) im Mittelfeld sorgten für mitreißende Interpretationen. Das, leider, nicht zahlreiche Publikum feierte die exzellenten Musici am Ende ganz lange.

Das überhaupt erste Werk des Genres, Felix Mendelssohn Bartholdys Opus 20 von 1825, wie auch das ein Dreivierterljahrhundert später entstandene Oktett op. 7 von George Enescu sind frühe Arbeiten. Sie profitieren vom Feuer und Elan der Jugend und zeigen zugleich erste Reife und den Personalstil. Energiegeladene Freude beim Auftakt des Romantikers, bei denen sich 1. Violine und 1. Cello die Noten zuwarfen und die Motive durch die einzelnen Instrumente wanderten. Staunenswert die Läufe im Andante, wo jedes Duo eigene Pfade geht, um dann den gemeinsamen Weg zu finden. Zärtlich das Scherzo mit unverkennbarem Sommernachtstraum-Anklang, da Artomonov als primus inter pares den Rhythmus vorgab. Aus Cello-Tiefen schließlich ins übermütige Presto-Finale: Alle vier Sätze mit Freude geboten, das Quicke jedoch nahm etwas überhand.

Die Sternstunde kam nach der Pause mit George Enescus C-Dur-Geniestreich. Vom vollmundigen Unisono ging's in die Vielstimmigkeit, wo jedes Instrument seinen Part zu großer Partnerschaft führt. Da hat jeder einmal die Melodie, Celli und 2. Viola glänzen mit Pizzicato-Rhythmus. Im 2. Satz kommt es zu wilden Alleingängen – aber dem Ziel, sich dann in Ruhe zu verständigen. Der Primarius führte mit Leidenschaft durch die vier ausgefeilten, nahezu orchestral wirkenden Sätze mit hohen Anforderungen an die Spielkultur. Denn alle hatten sie auch immer wieder ihre Solopassagen, die sie meisterten, technisch wie emotional. Hier ist niemand hervorzuheben, sondern sind alle zu bewundern. Man hätte diese Wiedergabe aufzeichnen sollen, um einen Beweis für die Philharmoniker-Qualität zu haben.

Nun stürzen sie sich in die nächste Aufgaben: Am Sonntag und Montag warten im 4. Konzert in der MuK unter Leitung von GMD Stefan Vladar zwei neue Highlights: das 1. Violinkonzert von Schostakowitsch mit der großen Viktoria Mullova und Gustav Mahlers 1. Sinfonie „Der Titan“.

Acht Mitglieder der Lübecker Philharmoniker wagten sich an zwei der besten Oktette und haben  beim 4. Kammerkonzert im Kolosseum begeistert. Foto: Archiv

Acht Mitglieder der Lübecker Philharmoniker wagten sich an zwei der besten Oktette und haben beim 4. Kammerkonzert im Kolosseum begeistert. Foto: Archiv


Text-Nummer: 163072   Autor: Güz   vom 12.12.2023 um 11.17 Uhr

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