Die Ostsee hat jetzt eine einheitliche Null

Lübeck: Archiv - 15.12.2023, 14.50 Uhr: Die Ostseeanrainer haben sich erstmals auf einen einheitlichen Höhenbezug für Seekarten geeinigt: das Baltic Sea Chart Datum 2000. Damit ist jetzt - trotz Beulen und Dellen auf der Wasseroberfläche - ein einheitlicher Wasserstand festgelegt. Je genauer es definiert ist, umso sicherer und effizienter können Schiffe navigieren.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) haben dafür hochpräzise Messungen der Erdanziehungskraft mit den Schiffen Deneb und Capella durchgeführt. Das ist die Voraussetzung, um Wassertiefen zentimetergenau bestimmen zu können.

„Die Ostsee ist ein relativ flaches Meer, in dem viele Schiffe unterwegs sind. Genaue Wassertiefen sind hier essentiell für eine sichere Schifffahrt“, betont BSH-Präsident und Professor Helge Heegewaldt. So können Schiffe bestmöglich beladen und Routen effizienter geplant werden. „Ein einheitlicher Höhenbezug von Seekarten ist auch für die Digitalisierung sowie zahlreiche Offshore-Vorhaben und langfristigen Küstenschutz notwendig“, erläutert BKG-Präsident Prof. Dr. Paul Becker.

Im November 2023 veröffentlichte die Internationale Hydrographische Organisation (IHO) ein neues Modell für den gesamten Ostseeraum, um die Höhenbezugsfläche grenzübergreifend zu definieren. Das Modell legt gleichzeitig das neue Seekartennull fest, welches Deutschland bereits seit 2022 verwendet. Die Wassertiefen in den Seekarten des BSH ändern sich daher nicht.

Meeresoberfläche weist Dellen und Beulen auf

Die Höhenbezugsfläche hängt vom Schwerefeld der Erde ab. BSH und BKG haben daher in den vergangenen zehn Jahren umfangreiche Vermessungen in der Ostsee durchgeführt. Gebiete mit höherer Schwerkraft ziehen das Wasser stärker an und erzeugen eine Beule. Umgekehrt ziehen Gegenden mit geringerer Schwerkraft das Wasser weniger stark an, sodass eine Delle entsteht. Es gilt solche Unregelmäßigkeiten der Erdanziehungskraft genau zu kartieren.

Dafür benötigten BSH und BKG nicht nur relativ viele Messpunkte, sondern die Messungen selbst mussten sehr präzise sein. Diese Informationen sind für die satellitengestützte Navigation unerlässlich, um Tiefen exakt im Raum zu verorten. Die Wassertiefen in den Seekarten sind nun zentimetergenau. Die Vermessungen wurden im Rahmen des Projekts „Finalizing Surveys for the Motorways of the Sea“ (FAMOS) durch die Europäische Union kofinanziert.

Internationale Zusammenarbeit für Mensch und Meer

Bisher verwendete jeder Ostseeanrainer ein eigenes, lokales Seekartennull. Die Hydrographische Kommission für die Ostsee (BSHC) hat daher eine Arbeitsgruppe beauftragt, ein einheitliches Seekartennull für die gesamte Ostsee zu entwickeln. BSH und BKG waren maßgeblich daran beteiligt. Nun führen alle Ostseeanrainer das einheitliche Seekartennull ein. Dadurch können globale Satellitennavigationssysteme einfacher für die Navigation verwendet werden. Dies ebnet ebenfalls den Weg für eine zunehmend automatisierte Schifffahrt, die effizienter und sicherer ist.

Trotz Beulen und Dellen gibt es für die Ostsee eine einheitliche Angabe für den Wasserstand. Foto: Karl Erhard Vögele/Archiv

Trotz Beulen und Dellen gibt es für die Ostsee eine einheitliche Angabe für den Wasserstand. Foto: Karl Erhard Vögele/Archiv


Text-Nummer: 163160   Autor: BSH/red.   vom 15.12.2023 um 14.50 Uhr

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