Lübecker Sommeroperette: Es war einmal…

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 18.02.2024, 22.44 Uhr: Die Comödie Lübeck in der Dr. Julius-Leber-Straße (vormals Theater Geisler) war ausverkauft. Die Lübecker Sommeroperette hatte zu einer besonderen Veranstaltung mit Klaviermusik eingeladen, die in diesem Jahr Jubiläum feiern konnte.

In den Reihen saßen überwiegend ältere Menschen, also solche, in deren Jugend es noch keine Handys, keine CD-Player, keine Computer gegeben hat. Früher konnte man in Lübeck an den unterschiedlichsten Spielstätten, nicht nur im Stadttheater, Operettenmelodien hören. Reisende Künstler gastierten in Gaststätten, Kneipen, großen und kleineren Sälen – da war noch nichts digital sondern alles war echt, direkt und authentisch. In diese Zeiten fühlten sich die Zuhörer zurückversetzt, sie ließen sich in eine „gute, alte Zeit“ entführen und genossen diese „Erholung für die Seele“, wie eine Besucherin dankbar und freudig bemerkte.

Intendant Michael P. Schulz hatte anlässlich der Jubiläumssaison der Lübecker Sommeroperette zu einer besonderen Veranstaltung der Reihe „Operette am Klavier“ geladen. Von 1864 bis 1899, von Jacques Offenbach bis Paul Lincke kamen ausschließlich Stücke aus Werken zu Gehör, die selbst auch in diesem Jahr ein Jubiläum verzeichnen können. Zum Beispiel komponierte Johann Strauß seine „Fledermaus“ vor 150 Jahren, wurde der „Feldprediger“ von Carl Millöcker vor 140 Jahren uraufgeführt und auch die erste Fassung von Paul Linckes berühmter „Frau Luna“ konnte man vor 125 Jahren zum ersten Mal erleben. Das hauptsächlichste Thema war natürlich die Liebe, in allen nur möglichen Facetten. Da ging es natürlich um die schmachtende Liebe, aber auch um die stille, leise, heimliche, um Zögern und Zweifel, um Bangen und Hoffen. Da ging es um verliebte romantische Spazierfahrten bei Mondenschein, um den Zauber lauer Frühlingsnächte – aber auch Untreue in festgefahrenen Beziehungen („es passiert in den besten Familien“), um weise Erkenntnisse („mag mein Schatz wie immer sein, lieben darf er nur mich allein) es gab das kesse Kokettieren mit mehreren Liebenden („zu dritt ist nicht Sitt“). Liebe sollte man jedenfalls nicht vermeiden, denn „Küssen ist gesund“.

Auch Melancholie und Weltschmerz waren vertreten den größten Spaß machten jedoch die kecken, spritzigen Possen, mal solistisch, mal als Duett oder Terzett. Die Wienerin Viktoria setzt ihre lyrische Sopranstimme mit viel Temperament und Spielfreude ein, höher timbriert ist der Sopran von Sonja Pitsker, sie erfreute immer wieder durch glasklare Koloraturen und komödiantische Einlagen. Michael P. Schulz hatte zu seinen eigenen Liedern auch die des erkrankten weiteren Tenors übernommen, er bewältigte die Partien großartig, mit viel Humor bei sehr guter Textverständlichkeit. Sven Fanick, von Haus aus Kirchenmusiker, begleitete virtuos und einfühlsam mit dem richtigen Gespür für dieses Genre der „leichten Muse“.

Michael P. Schulz, Viktoria Car, Sonja Pitsker und Sven Fanick sorgten für eine Superstimmung in der Comödie. Foto: Svea Regine Feldhoff

Michael P. Schulz, Viktoria Car, Sonja Pitsker und Sven Fanick sorgten für eine Superstimmung in der Comödie. Foto: Svea Regine Feldhoff


Text-Nummer: 164243   Autor: Svea Regine Feldhoff   vom 18.02.2024 um 22.44 Uhr

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