Feines Erlebnis: Haydns „Schöpfung“ in St. Aegidien

Lübeck - Innenstadt: Von den Singgemeinschaften hierorts ist unangefochten die Nr. 1 der Bachchor an St. Aegidien. Er hat in Eckhard Bürger einen Leiter, dessen Musikalität und Präzision jede Wiedergabe geradezu vorbildlich macht. Das konnte ein großes Auditorium am Wochenende wieder erleben bei Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“.

Das klassische Maß dieser Musik und ihre Melodik wie Harmonik sind weniger eine Herausforderung als ein Ausführende und Hörende beglückendes Erleben. Und so gab Eckhard Bürger am Pult mit unspektakulärem, gleichwohl eindeutigem Dirigat die Linien und (vielen Höhe)Punkte vor, die Haydn aus dem 1. Buch Mose entwickelt hat. Alle drei Teile, nahezu ohne Pause geboten, fesselten im Kirchenschiff je mehr sich der Abend senkte. Selbst das Acht-Uhr-Läuten vom Dom störte kaum und schien sich zu integrieren bei der „Nun scheint in vollem Glanze der Himmel“-Arie des Raphael.

Ihn sang Yannick Debus, ein junger Oratorien-Bass von schon großem Format, der neben Chor und Orchester – auf die Qualität der Lübecker Philharmoniker kann man sich auch mit wenigen Proben verlassen – das prägende Element der Aufführung war: Solch tiefgrundierte Klarheit, auch der Rezitative, und Fülle des Ausdrucks sind schon ein Alleinstellungsmerkmal. Ihm zur Seite standen Carol Arruda, die der Sopranpartie alle Aufmerksamkeit und Präzision widmete, und Michael Connaire, der seinen Tenor mit ebenso klarer Deklamation führte.

Im Dritten Teil als einem der vielen Höhepunkte verriet das große Ensemble von Solisten, harmonischem Chor und dem in allen Gruppen präzise mitgehenden Orchester noch einmal das Erfolgsgeheimnis dieser Aufführung: die rechte Dynamik. Sie zu empfinden und zu vermitteln, ist – neben dem Erspüren des seelisch-musikalischen Gehalts – Eckhard Bürgers Gabe. Davon profitierten alle Mitwirkenden wie auch die Zuhörer, die am Ende nicht mit Beifall sparten.

Die Philharmoniker spielten, wie stets bei ihrem Einsatz für Lübecks Kirchenmusik, für ein reduziertes Honorar. Und als Mitglied der Organisation „Orchester des Wandels“ spendeten sie diesmal einen nicht geringen Teil davon einem nachhaltigen Klimaschutz-Projekt.

Musiker des Orchesters des Wandels Lübeck und der Bachchor bekamen für das Konzert in St. Aegidien viel Beifall.

Musiker des Orchesters des Wandels Lübeck und der Bachchor bekamen für das Konzert in St. Aegidien viel Beifall.


Text-Nummer: 165556   Autor: Güz.   vom 28.04.2024 um 15.23 Uhr

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