Linke und GAL: Inklusion statt Förderzentren

Lübeck: Juleka Schulte-Ostermann, Bürgerschaftsmitglied der GAL, beantragt im Hauptauschuss, den Bericht "Schulentwicklungsplanung Förderzentren" vertagen zu lassen. Die Fraktion "Linke und GAL" fordert eine stärkere Inklusion der Schüler in andere Schulen.

"Nach unserer Kenntnis wurde der Lübecker Beirat für Menschen mit Behinderung nicht in die Planung einbezogen oder angehört. Dies soll mit unserem Antrag im Ausschuss für Soziales nachgeholt und auch die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen dazu eingeladen werden", so die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion Linke und GAL. "Wir sehen die Planung sehr kritisch und haben deshalb die Landesbeauftragte Michaela Pries um Stellungnahme gebeten. Diese kannte die Lübecker Planung für die Weiterentwicklung der Förderzentren bisher nicht. Aus der Stellungnahme geht hervor, dass die Landesbeauftragte den Bau von neuen Gebäuden zur Schaffung zusätzlicher Kapazitäten an Förderzentren ebenfalls kritisch sieht. Vielmehr sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die inklusive Beschulung zu fördern. Dies kann zum Beispiel durch Campus-Klassen erfolgen. Auch der Ansatz, die bestehenden Gebäude so weiterzuentwickeln, dass sie für inklusive Schulmodelle genutzt werden können, begrüßt die Landesbeauftragte."

"Die Lübecker Planung hat durchaus auch gute Ansätze, wie zum Beispiel eine Förderschule durch die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern ohne Förderbedarf zu einer inklusiven Schule zu entwickeln", so Andreas Müller (Linke), Fraktionsvorsitzender der Fraktion Linke und GAL. "Die Frage ist nur, wie realistisch es ist, dass Eltern von Kindern ohne Förderbedarf ihre Kinder an einer ehemaligen Förderschule anmelden. Alarmierend sehen wir jedoch den geplanten Ausbau und steigende Zahlen von Kindern, die in Förderzentren exklusiv beschult werden."

Ein Auszug Schulentwicklungsplanung Förderzentren: "Die absolute Zahl an Kindern mit einem Förderbedarf und der Anteil der Schüler, die nicht integrativ, sondern an einem Förderzentrum beschult werden, sind seit einigen Jahren steigend. Mit den prognostizierten steigenden Schülerzahlen für Lübeck werden zukünftig mehr Kinder an die Förderzentren kommen. Diese haben teilweise schon jetzt zu geringe Kapazitäten und benötigen dringend einen räumlichen Ausbau."

"Den Ansatz, Förderschulen auszubauen, um zukünftig den steigenden Förderbedarf decken zu können, lehnen wir ab. Kinder in separaten Einrichtungen zu beschulen, widerspricht der UN-Behindertenrechtskonvention", so die Erziehungswissenschaftlerin Juleka Schulte-Ostermann. "Es müssen vielmehr Anstrengungen unternommen werden, alle Regelschulen so zu gestalten und auszubauen, dass Inklusion aller Förderbedarfe möglich wird. Dazu gehören selbstverständlich auch die entsprechenden pädagogischen Konzepte und Fachpersonal."

Juleka Schulte-Ostermann erklärt weiter: "Es ist zudem in der Debatte wichtig nicht zu vergessen, dass Inklusion ein Recht aller Kinder ist – von Kindern mit und ohne Behinderung, von Kindern mit Migrationshintergrund und allen anderen Kindern. Es ist unerlässlich, sich immer wieder bewusst zu machen, dass alle Kinder das gesetzlich verankerte Recht haben, inklusiv, also gemeinsam und unter Berücksichtigung der individuellen Bedarfe eines jeden Kindes, in Schule und KiTa aufzuwachsen und gebildet zu werden."

"Dass dies gelingen kann, zeigen Beispiele aus anderen Städten", so die Fraktion. "So erreicht Lübeck eine Inklusionsquote von 77,2 Prozent bei dem Förderschwerpunkt Lernen, während Kiel hingegen 98,8 Prozent erreicht und Eutin sogar 100 Prozent. Auch bei dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung erreicht Kiel 100 Prozent Inklusionsquote und Lübeck nur 84,4 Prozent."

"Wir wollen, dass gemeinsam mit dem Lübecker Beirat und der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen die Lübecker Pläne nochmals unter die Lupe genommen werden und der Schwerpunkt nicht auf den Ausbau der Förderzentren sondern auf Inklusion gelegt wird", so die beiden Bürgerschaftsmitglieder.

Juleka Schulte-Ostermann beantragt eine Vertagung des Schulentwicklungplans für Förderzentren. Foto: Linke/GAL

Juleka Schulte-Ostermann beantragt eine Vertagung des Schulentwicklungplans für Förderzentren. Foto: Linke/GAL


Text-Nummer: 166079   Autor: Linke/GAL   vom 25.05.2024 um 09.53 Uhr

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