Bürgerschaft: Das ist ein Strand!
Lübeck - Travemünde: Archiv - 26.11.2020, 21.25 Uhr: Eine Rasenfläche, Maulwurfhügel und Mülleimer: So sah der Grünstrand am Donnerstagmorgen aus. Am Abend wurde er geadelt. Er ist jetzt ein Strand und das Verweilen kostet für Nicht-Lübecker drei Euro. Das hat die Bürgerschaft beschlossen. Die Argumentation ist abenteuerlich.Seit Jahren gibt es Ärger am Grünstrand. Die Anwohner fühlen sich von arabisch aussehenden Großfamilien belästigt. Die nutzen gerne die kostenlose Grünfläche direkt an der Ostsee. Offen sagen mochte das bisher keiner. Erst Dr. Alexander Flasbarth von den Grünen sprach in der Bürgerschaft am Donnerstag erstmals von "Großfamilien mit Migrationshintergrund und offenbar wenig Geld", die CDU und SPD wohl nicht in Travemünde haben möchten.
Das ist ein Thema für die AfD. Deren Fraktionsmitglied Heiko Steffen hat sich auf Einladung eines Anwohners die Situation an einem warmen Sommertag angeguckt - und hat keine Probleme entdeckt. "Um 21 Uhr waren alle Grills gelöscht", berichtete er am Donnerstag. Und in anderen Parks in Lübeck gebe es mehr Müll als dort. Grünflächen sollten grundsätzlich allen zugänglich sein.
Das bestätigte auch die Verwaltung. In einem Bericht teilte sie mit, dass der eigens eingesetzte Sicherheitsdienst keine Probleme mit den Besuchern hatte. Die Mitarbeiter hätten überwiegend Touristen beraten.
Eigenartig: Eigentlich hatte die CDU einen Antrag eingebracht, die Grünfläche in die Strandsatzung aufzunehmen und damit gebührenpflichtig zu machen. Den Antrag gibt es nicht mehr, dafür hatte die Verwaltung diese Idee gleich in die neue Satzung aufgenommen. CDU, SPD und Freie Wähler stimmten dem zu.
Die Stadt hofft auf Einnahmen von rund 5000 Euro im Jahr. Die seien notwendig für die hohen Kosten durch Müll und Sicherheitsdienst, so die CDU. "Ich rufe morgen bei Extra3 an", sagte Ragnar Lüttke von den Linken. Bei Satiresendungen ist Travemünde häufiger vertreten.

Nicht-Lübecker müssen in Zukunft drei Euro pro Person für das Verweilen auf dem Grünstrand zahlen. Foto: Harald Denckmann
Text-Nummer: 141942 Autor: VG vom 26.11.2020 um 21.25 Uhr