Opern-Gala: Ein Fest der Stimmen

Lübeck: Archiv - 20.09.2021, 11.58 Uhr: Sie waren hier vorgesehen für große Partien in großen Opern – die wegen Corona nicht realisiert werden konnten. Nun lud Generalmusikdirektor (GMD) Stefan Vladar die Solisten ein, sich in einem "Gala-Abend des Musiktheaters" vorzustellen – und bescherte dem Publikum ein Fest der Stimmen: Solch eine versammelte Qualität haben wir lange nicht auf der Bühne des Großen Hauses erlebt – das Publikum kam aus dem Jubeln nicht heraus.

Bernd Reiner Krieger, stellvertretender Operndirektor, hat dieses Programm mit Highlights von Beethoven, Wagner, Strauss und Tschaikowsky zusammengestellt und führt hochgescheit durch den Abend unter dem Motto "Und morgen wird die Sonne wieder scheinen": Mit diesem hoffnungsvollen "Morgen", Nr. 4 der "Vier letzten Lieder" von Richard Strauss, leitet Bea Robein ihn gefühlvoll ein. Und dann kommt Lohengrin, kommt Bernhard Berchtold und singt "Im fernen Land" mit einem strahlend hellen Timbre, wie man es seit Peter Hofmann nicht mehr gehört hat.

Mitreißend die Arien-Raritäten der Johanna (aus Tschaikowskys "Die Jungfrau von Orleans") der lyrisch-dramatischen Mezzosopranistin Marlene Lichtenberg, und der Lisa (aus "Pique Dame" desselben Komponisten) von Maria Fernandez-Castillo mit russischem Belcanto und besonders die Cavatine des Aleko aus Rachmaninows gleichnamiger Oper mit Anton Keremidtchiev – solch ein lyrisch-markanter Bariton ist heutzutage rar geworden.

Es blüht der Sopran von Cornela Ptassek auf, vor allem als Marschallin in Richard Strauss' "Der Rosenkavalier" (mit Marlene Lichtenberg und Nataliya Bogdanova) und als Marzelline in Beethovens "Fidelio": Die beiden Quartette – wunderschön "Mir ist so wunderbar" aus dem 1. Akt und dramatisch "Er sterbe" aus dem 2. Akt – geben auch Noah Schaul und Runi Brattaberg Gelegenheit zu glänzen.

Die beiden großen "Fidelio"-Quartette führt Bea Robein als dramatische Leonore an, Joo-Anne Bitter lässt Richard Strauss' "Befreit" voller Reinheit aufblühen, ehe Ensemblemitglied Rúni Batterbrerg mit seinem balsamischen Bass "Wie schön ist doch die Musik" (aus Strauss' "Die schweigsame Frau") den Abend ausklingen lässt. Der hat zwischendurch noch zwei andere Highligts. Der Chor des Theaters steht nach 565 Tagen erstmals wieder auf der Bühne und bringt furios die Polowetzer Tänze aus Borodins Oper "Fürst Igor". Und die Philharmoniker spielen den "Tanz der sieben Schleier" mit all der Laszivität, die Richard Strauss seiner "Salome" mitgegeben hat.

Schließlich ist der Trumpf des Lübecker Musiktheaters Stefan Vladar: Der GMD erfasst die Personalsprache jedes Komponisten und gibt sie seinem Orchester weiter, das nach 18 Monaten erstmals wieder komplett zusammen auf der Bühne spielen konnte. Vielleicht auch darf das Große Haus wieder vollbesetzt sein am 2. Oktober bei der nächsten "Gala"-Vorstellung, denn sie hat ein großes Publikum mehr als verdient.

Das Publikum kam aus dem Jubeln kaum noch heraus. Foto: Olaf-Malzahn

Das Publikum kam aus dem Jubeln kaum noch heraus. Foto: Olaf-Malzahn


Text-Nummer: 147350   Autor: Güz   vom 20.09.2021 um 11.58 Uhr

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