Emotionen im 3. Sinfoniekonzert der Philharmoniker

Lübeck: Archiv - 28.11.2021, 17.16 Uhr: Im großbesetzten 3. Sinfoniekonzert der Lübecker Philharmoniker in der MuK hat GMD Stefan Vladar zwei tiefgläubige Komponisten zusammengebracht – und trotz der Stil-Unterschiede von Olivier Messiaen (1908-1992) und Anton Bruckner (1824-1983) sind ihre Werke in sich und ihrer Aussage überzeugend.

Einleitend erklangen aus Messiaens letztem Opus „Streiflichter über das Jenseits“ die acht Minuten „Christus, Licht der himmlischen Welt“: Die Streichergruppe begab sich in einer Manier des vertrauensvollen Suchens in andere Sphären, dabei immer so eng geführt, dass niemand den Boden unter den Füßen verlor. Unter Vladars Leitung entstand eine nachdrückliche, zeitlose Meditation.

Bruckners 7. Sinfonie E-Dur von 1884 ist geprägt vom stetigen Anlauf, den Himmel zu erreichen; ihre fünfviertel Stunden sind ein einziges Auf und Ab hochromantischen Empfindens. Vom Beginn, der mit Macht aus dem Cello-Urgrund in höchste Violinhöhen aufsteigt, lässt Bruckner immer wieder seine Seele und die Seele der Musik anrühren. Stefan Vladar hat die Partitur verinnerlicht und spannte den Bogen dieser vier Sätze immer wieder neu.

Dabei musste er interpretatorische Untiefen inkaufnehmen, die offenbar noch dem Substanzverlust durch Corona geschuldet sind. Bereits im Auftakt zeigte im Sonntagskonzert das Hörner-Wagnertuben-Oktett manch partiturfremde Unsicherheiten; es mussten offenbar Aushilfen noch in letzter Minute bestellt werden, wie der Abgleich mit der Besetzungsliste im Programmheft ergab. Das erklärt wohl auch, warum Vladar dem Orchester öfter (zu) kurze Zügel anlegte, wo es gilt, ruhig und lange mit Bruckner zu atmen.

Der GMD nahm diese „Siebte“ in all ihrer Naivität an – mit dem ungemein intensiven Crescendo im 1. Satz, mit den Seufzern der Streicher im Adagio und den Final-Anläufen, mit dem für Bruckner fast grimmigen Scherzo-Auftakt, mit dem leicht und schnell genommem Finale-Einstieg und dem unendlich und wuchtig sich steigernden Schluss des 4. Satzes. Das Publikum am Sonntag war begeistert, applaudierte lange und lautstark mit Bravo-Rufen.

Die Lübecker Philharmoniker begeisterten am Sonntag das Publikum mit dem 3. Sinfoniekonzert. Foto: Olaf Malzahn/Archiv

Die Lübecker Philharmoniker begeisterten am Sonntag das Publikum mit dem 3. Sinfoniekonzert. Foto: Olaf Malzahn/Archiv


Text-Nummer: 148665   Autor: Güz   vom 28.11.2021 um 17.16 Uhr

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